Die letzte Zeugin
schnappten unisono nach Luft.
»Pass auf, was du sagst.« Mya zeigte auf sie.
Sybill stieß ihre Schwester mit dem Ellbogen in die Seite. »Du möchtest etwas Einfaches.«
»Ja. Ganz schlicht.« Sie blickte Brooks an.
»Schlicht, klar. Ich wette, es gibt genug Spielraum zwischen einfach zum Standesamt laufen und dem Diamantenjubiläum, was Mya offensichtlich vorschwebt. Ich habe gedacht, im Herbst – Zeit genug für ein bisschen Aufwand, aber nicht genug Zeit, um ein Zirkuszelt zu mieten.«
»Das sind ja weniger als sechs Monate! Weniger als sechs Monate, um das perfekte Kleid zu finden, die richtigen Räume zu mieten, einen Caterer zu finden, Fotografen …«
»Fotografen?«, unterbrach Abigail sie.
»Natürlich. Du kannst schließlich deine Hochzeitsbilder nicht von deinem Onkel Andy machen lassen.«
»Ich habe keinen Onkel Andy.« Und Fotos hatte sie immer vermieden. Ilya hatte sie in New York innerhalb von Sekunden auf der Straße erkannt. Wenn ein Foto von ihr irgendwie online oder in die Zeitung geriet, dann konnte das zu ihrer Entdeckung und zu einer Katastrophe führen.
»Das bringt uns zur Gästeliste. Für unsere Seite habe ich noch meine und Sybills Liste. Wie viele Gäste schätzt du von deiner Seite?«
»Da ist niemand.«
»Oh, aber …« Dieses Mal brauchte Mya keinen Ellbogenstoß von ihrer Schwester und auch keinen warnenden Blick von Brooks. Sie brach den Satz von sich aus ab und fuhr fort, als sei das völlig normal: »Das macht es ja wirklich schlicht. Wir müssen unbedingt eine Planungssitzung abhalten, ein Frauenessen – denn du hast gar nichts damit zu tun«, teilte sie Brooks grinsend mit. »Hochzeiten werden von der Braut geplant.«
»Mir soll es recht sein.«
»Ich kenne da diese wundervolle Brautmoden-Boutique in Little Rock«, fuhr Mya fort.
»Weiße Hochzeit«, warf Seline ein. »Der Laden ist wirklich wundervoll. Ich habe mein Kleid dort gekauft.«
»Wir Mädels müssen uns einen Tag frei nehmen und dorthin fahren. Ich muss mal auf meinen Kalender schauen.« Mya zog ihr Handy heraus und begann, im Display zu blättern. »Vielleicht können wir es uns für nächste Woche vornehmen.«
»Nächste Woche?«, stieß Abigail hervor.
»Du warst immer schon ein kleiner Tyrann.« Sunny lehnte sich zurück und trank einen Schluck von ihrer Margarita. »Das lieben wir so an ihr, Abigail, aber damit muss man erst einmal klarkommen. Lass ihr doch einfach ein paar Tage Zeit, Mya, um sich daran zu gewöhnen, dass sie jetzt verlobt ist.«
»Ich bestimme gern über alle.« Mya warf lachend die Haare zurück. Ihr Ehemann schnaubte in sein Bier. »Und wenn wir Schwestern sind? Dann werde ich sogar noch schlimmer sein.«
»Das meint sie ernst«, sagte Sybill.
Abigail hörte das leise Summen von Brooks’ Handy, das in seiner Tasche vibrierte. Er holte es heraus und schaute aufs Display. »Entschuldigung, ich muss den Anruf annehmen.« Er blickte Abigail kurz an und entfernte sich ein paar Schritte vom Tisch.
Es kam ihr alles so surreal vor. Mya redete weiter über Brautmodengeschäfte, Blumenschmuck, Menüfolge oder Büfett, und dabei sprach Brooks gerade mit Anson über Entscheidungen, bei denen ihr Leben auf dem Spiel stand. Wie der Schneeball, dachte sie. Er rollt und wächst, nimmt an Gewicht und Masse zu, bis er den gesamten Berg mitnimmt. Aber jetzt konnte sie nicht aufhören, mahnte sie sich. Jetzt musste sie sich ihren Weg bahnen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Sybill.
»Ja. Ja, mir geht es gut. Es ist alles nur ein bisschen überwältigend.«
»Dabei hat es gerade erst angefangen.«
»Ja.« Abigail blickte zu Brooks. »Es hat gerade erst angefangen.«
Brooks kam wieder an den Tisch und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Entschuldigung, aber ich muss mich um die Angelegenheit kümmern.«
»Dann tu deine Arbeit als Polizist«, sagte Mya. »Wir können Abigail nachher mitnehmen.«
»Oh.« Einen Augenblick lang konnte Abigail nicht mehr klar denken. Dann sagte sie: »Danke, aber ich muss wirklich nach Hause. Ich habe noch Arbeit.«
»Dann rufe ich dich morgen an oder schicke dir eine E-Mail. E-Mail ist vielleicht besser. Ich kann dir ein paar Links schicken. Gib mir nur gerade deine …«
»Mya.« Sunny zog die Augenbrauen hoch. »Du wolltest ihr doch ein paar Tage Zeit geben, sich an alles zu gewöhnen.«
»Schon gut, schon gut. Ich kann ja nichts dran ändern, dass ich zum Planen und Organisieren geboren bin. Schick mir eine E-Mail, wenn du bereit bist.« Mya
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