Die letzte Zeugin
mich anders und stopfe meine Brüste aus, damit sie ein bisschen größer werden.«
»Mit größeren Brüsten machst du nie etwas falsch.«
»Ich glaube, meine natürlichen Brüste sind mehr als adäquat.«
»Lass mal sehen.« Er umfasste ihre Brüste und überlegte. »Mehr als adäquat.«
»Von der Größe des Busens besessen zu sein ist genauso dumm, wie von der Penisgröße besessen zu sein.«
»Ich glaube, mein natürlicher Penis ist mehr als adäquat.«
Lachend wandte sie sich zum Spiegel um.
»Du willst jetzt bestimmt nicht nachgucken, um dich zu vergewissern.«
»Vielleicht später.«
Sie setzte die Perücke mit so raschen, geschickten Bewegungen auf, dass er wusste, sie hatte das schon oft gemacht. »Es ist eine Veränderung.«
Er hatte es lieber, wenn sie die Haare länger trug, dachte er.
»Ja, damit kann ich arbeiten. Ich muss eine Perücke kaufen, die meiner natürlichen Haarfarbe näher kommt und länger ist, damit ich sie auf verschiedene Arten frisieren kann. Ich möchte aussehen wie auf den Fotos, die sie von Elizabeth haben, auch wenn sie schon alt sind. Ich kann auch Kontaktlinsen benutzen und meine Augenfarbe leicht verändern. Breitere Hüften, größere Brüste. Die Haut gebräunter mit Selbstbräuner. Ja, damit kann ich arbeiten«, wiederholte sie.
Sie nahm die Perücke ab und hängte sie wieder an ihren Platz. »Mitarbeiter des CIA müssen lügen und betrügen. Es ist notwendig für die Aufgaben, die sie zu erfüllen haben. Ich habe in den vergangenen zwölf Jahren viel gelogen und betrogen, und ich würde jetzt gerne ein Leben führen, in dem Lügen und Betrug nicht mehr ständig dazugehören. Alle Lügen kann ich nicht aufgeben, aber …«
Sie wandte sich zu ihm. »Ich habe einen Menschen, der die Wahrheit kennt, der alles weiß, den ich niemals anlügen werde. Das ist ein Geschenk. Du bist ein Geschenk.«
»Ich habe einen Menschen, der so sehr an mich glaubt, dass er mir immer die Wahrheit sagt, mir alles anvertraut. Das ist auch ein Geschenk.«
»Dann sind wir beide glückliche Menschen.« Sie trat zu ihm und ergriff seine Hand. »Ich finde, wir sollten jetzt zu Bett gehen. Ich muss ein paar Tests durchlaufen lassen, um zu überprüfen, ob dein natürlicher Penis tatsächlich adäquat ist.«
»Was für ein Glück für uns beide, dass ich bei Tests immer gut abschneide.«
Sein Handy klingelte um Viertel vor zwei morgens. Brooks rollte halb aus dem Bett, als er danach griff.
»Chief Gleason.«
»Hallo, Brooks, ich bin es, Lindy.«
»Was ist los, Lindy?«
»Nun, darüber müssen wir reden. Ich habe Tybal hier.«
»Scheiße.«
»Ja, es ist schon Scheiße, aber nicht so, wie du glaubst. Du willst bestimmt hören, was Tybal dir zu erzählen hat.«
Brooks setzte sich auf. »Wo seid ihr?«
»Im Augenblick sind wir in meinem Truck noch etwa einen Kilometer vom Lowery-Haus entfernt. Da dein Auto nicht in der Stadt ist, habe ich mir gedacht, du bist da.«
»Du leistest ja Polizeiarbeit, Lindy. Soll ich zu dir kommen?«
»Lieber nicht. Die Scheiße, über die wir sprechen müssen, ist zu heikel. Am besten wäre es, wir kommen zu euch, damit wir unter uns darüber reden können. In der Stadt sehen uns zu viele Leute. Selbst um diese Uhrzeit. Oder vielleicht gerade um diese Uhrzeit.«
»Da ist was dran. Warte mal.« Er legte die Hand über sein Handy. »Ich spreche gerade mit Lindy – vom Diner.«
»Ja, ich weiß, wer er ist.«
»Er hat gesagt, Tybal Crew sei bei ihm und er müsse mit mir reden.«
»Hier?«
»Wenn es nicht wichtig wäre und nicht wirklich unter uns bleiben müsste, würde Lindy nicht morgens um zwei anrufen.«
»Ich ziehe mich an.«
»Ich bleibe mit ihnen unten, sie kommen nicht herauf.«
»Ich finde, wenn jemand um diese Uhrzeit hierherkommt, um mit dir zu sprechen, dann sollte ich wohl auch hören, was er zu sagen hat.«
»In Ordnung.« Er nahm das Handy wieder ans Ohr. »Ist Ty nüchtern?«
»Ja, das ist er oder wenigstens so gut wie.«
»Dann kommt her.«
Brooks fuhr sich mit der Hand durch die Haare und legte das Handy weg. »Es tut mir leid.«
»Noch vor wenigen Tagen hätte ich niemanden hier einfach herkommen lassen. Aber jetzt bin ich nicht einmal mehr nervös. Nur neugierig. Soll ich Kaffee machen?«
»Das wäre schön.«
Es gefiel ihr, Kaffee zu kochen und sich vorzustellen, dass es in Zukunft Teil ihres Alltags sein würde, mitten in der Nacht Kaffee zu kochen für Leute, die mit ihren Problemen zu Brooks kamen.
Sie hoffte, dass sie
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