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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bescheid gesagt. Alexi ist mit den Bullen ins Bett gegangen.«
    »Himmel! Der Scheißkerl!«
    Voller Entsetzen beobachtete Elizabeth, wie Ilya den toten Alex einmal, zweimal, dreimal trat.
    Einer von ihnen, dachte sie. Er ist einer von ihnen.
    Ilya hielt inne und fuhr sich durch die Haare. Dann sah er Julie. »Scheiße! War das nötig?«
    »Sie hat uns gesehen. Man hat uns gesagt, seine Hure sei mit einem anderen Mann weggegangen.«
    »Sie hat das Pech gehabt, dass er auf der Suche nach Frischfleisch war. Wo ist die andere?«
    »Die andere?«
    Die schönen dunklen Augen wurden eiskalt. »Sie waren zu zweit. Diese hier und noch eine – kurze schwarze Haare, rotes Kleid.«
    »Yegor.«
    Mit einem Nicken zog der große Mann ein Messer und ging die Treppe hinauf. Ilya machte eine Geste, und Korotkii wandte sich gehorsam zur Küche, während Ilya an die Terrassentür trat.
    »Liz«, murmelte er. »Es ist alles in Ordnung, Liz. Ich kümmere mich um dich.«
    Er zog ein Messer aus dem Stiefel, hielt es hinter seinem Rücken und schaltete die Außenbeleuchtung ein.
    Er sah ihre Schuhe, blickte sich auf der Terrasse um und rannte zum Geländer.
    »Hier ist niemand«, rief Korotkii aus der Küche.
    »Da war aber jemand. Such sie.«

4
    Sie rannte blindlings los, mit weit aufgerissenen Augen. Ihre Lungen brannten, und ihr Atem kam stoßweise und keuchend. Sie durfte nicht schreien. Am Ende hörten sie sie noch. Und dann würden sie sie fangen und auch sie umbringen.
    Wie Julie.
    Sie kämpfte gegen den Drang an, direkt zur Straße zu laufen. Unter Umständen waren dort noch mehr von ihnen. Woher sollte sie wissen, in welchem Auto sie saßen? Wie konnte sie sich sicher sein, dass nicht einer von ihnen aufmachen würde, wenn sie an die Eingangstür eines Hauses hämmerte?
    Sie musste weglaufen, so weit und so schnell, wie sie konnte. Sie musste sich verstecken.
    Sie kletterte über jeden Zaun, drängte sich durch jede Hecke. Als sie ihre nackten Füße aufschürfte und zerkratzte, unterdrückte sie jeden Schmerzensschrei. Sie hielt sich vom Mondlicht fern und huschte wie ein Maulwurf nur an die dunklen Stellen.
    Ein Hund bellte wie verrückt, als sie an einem Garten vorbeilief.
    Hoffentlich hören sie es nicht. Hoffentlich kommen sie jetzt nicht.
    Schau nicht zurück.
    Auf einmal brannte etwas an ihrer Seite. Einen entsetzlichen Augenblick lang dachte sie, sie sei angeschossen worden. Aber sie lag auf dem Boden, zog die Knie an und holte keuchend Luft.
    Ein Krampf, das war nur ein Krampf. Gleichzeitig stieg eine Welle der Übelkeit in ihr auf. Sie hockte sich auf alle viere, würgte, weinte, würgte wieder, erbrach Galle.
    Der Schock, sagte sie sich. Ihre Zähne klapperten. Sie schwitzte und zitterte zugleich, ihr war schwindlig, und ihr Puls raste. Sie stand unter Schock, und sie musste nachdenken.
    Um sich zu wärmen, rieb sie sich mit den Händen schnell über die Arme und konzentrierte sich darauf, langsamer zu atmen. Sie kroch zu ihrer Tasche, die ihr bei ihrem Sturz aus der Hand geflogen war. Sie hatte sie die ganze Zeit über festgehalten, also hatte sie schon bis zu einem gewissen Grad nachgedacht, tröstete sie sich.
    Sie musste die Polizei rufen; sie brauchte Hilfe.
    »Nimm das Handy heraus«, flüsterte sie. »Drück die Notrufnummer. Sag ihnen … sag ihnen …«
    »Neun-eins-eins, welchen Notfall wollen Sie melden?«
    »Helfen Sie mir. Können Sie mir helfen?«
    »Was für einen Notfall wollen Sie melden?«
    »Er hat sie erschossen.« Tränen traten ihr in die Augen, und ihr versagte die Stimme. »Er hat sie erschossen, und ich bin weggelaufen.«
    »Ma’am, melden Sie eine Schießerei?«
    »Er hat sie getötet. Er hat Julie getötet. Ich bin weggelaufen.«
    »Ich schicke Hilfe. Sagen Sie mir, wo Sie sind.«
    »Ich weiß nicht, wo ich bin.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund und kämpfte darum, nicht zusammenzubrechen. »Ich bin gerannt. Ich bin immer weiter gerannt. Ich glaube, ich bin irgendwo in der Nähe vom Lake Shore Drive. Warten Sie. Bleiben Sie dran? Gehen Sie nicht weg.«
    »Ich bin hier. Wie ist Ihr Name?«
    »Ich bin Elizabeth. Elizabeth Fitch.«
    »Elizabeth, können Sie etwas erkennen? Irgendeinen markanten Punkt, eine Adresse?«
    »Ich mache mich auf die Suche. Ich bin hinter einem Haus, einem grauen Steinhaus mit Türmchen.« Sie humpelte auf das Haus zu und begann heftig zu zittern, als sie in den Schein der Bewegungsmelder trat. »Es hat – es hat eine gepflasterte Einfahrt und eine große

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