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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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T-Shirts spannten sich um seinen Bizeps, und seine Arme waren von Tätowierungen bedeckt. Wie Alex war er blond und sah gut aus. Ein Verwandter?, fragte sich Elizabeth. Ähnlichkeit war auf jeden Fall vorhanden, wenn auch nur leicht.
    Der zweite Mann war größer, älter und stand da wie ein Soldat.
    »Ja, du bist der reinste Yankee-Doodle.« Alex kippte den Wodka hinunter. »Das Büro ist geschlossen.«
    »Und du arbeitest so schwer.« Korotkiis Stimme war seidenweich. Aber unter der glatten Oberfläche spürte man seine Härte. »Es ist harte Arbeit, deinen Onkel zu bestehlen.«
    Alex, der gerade weißes Pulver aus einem durchsichtigen Beutel auf einen viereckigen Spiegel auf der Bar schütten wollte, hielt inne. »Wovon redest du? Ich bestehle Sergei nicht.«
    »Du stiehlst aus den Clubs, aus dem Restaurant; du nimmst vom Internetbetrug, vom Gewinn der Huren, alles, was du kriegen kannst. Ist das etwa nicht Stehlen? Hältst du deinen Onkel für einen Dummkopf?«
    Höhnisch grinsend ergriff Alexi ein dünnes Metallgerät und klopfte damit gegen das Pulver.
    Kokain, dachte Elizabeth. Oh, Gott, in was war sie da hineingeraten?
    »Ich bin Sergei gegenüber völlig loyal«, sagte Alexi und schnitt durch das Pulver. »Ich werde morgen mit ihm über diesen Bullshit reden.«
    »Glaubst du, er weiß nicht, womit du die Rolex, die Armani- und Versace-Anzüge, dieses Haus, all deine anderen Spielzeuge – und deine Drogen bezahlst, Alexi? Glaubst du, er weiß nicht, dass du mit den Bullen verhandelt hast?«
    Das kleine Gerät fiel klappernd zu Boden. »Ich verhandle nicht mit Bullen.«
    Er lügt, dachte Elizabeth. Sie sah es in seinen Augen, hörte es an seiner Stimme.
    »Sie haben dich vor zwei Tagen wegen Drogenbesitz festgenommen.« Korotkii machte eine verächtliche Geste zum Kokain hin. »Und du hast mit ihnen verhandelt, mudak . Du verrätst deine Familie für deine Freiheit, für dein gutes Leben. Weißt du, was mit Dieben und Verrätern passiert, Alexi?«
    »Ich rede mit Sergei. Ich werde ihm alles erklären. Ich musste ihnen etwas geben, aber es war Bullshit. Nur Bullshit. Ich habe mit ihnen gespielt.«
    »Nein, Alexi, sie haben mit dir gespielt. Und du hast verloren.«
    »Ich rede mit Sergei.« Als er zurückwich, bewegte sich der zweite Mann – für seine Leibesfülle blitzschnell – und zog Alex die Arme hinter den Rücken.
    Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, und aus Angst sprach er Russisch. »Tu das nicht, Yakov. Wir sind Cousins. Unsere Mütter sind Schwestern. Wir sind von einem Blut.«
    »Du bist eine Schande für deine Mutter, für dein Blut. Auf die Knie mit dir!«
    »Nein! Nicht!«
    Der zweite Mann drückte Alex zu Boden.
    »Nicht, bitte! Wir sind doch blutsverwandt. Gib mir eine Chance.«
    »Ja, bettle du nur. Bettle um dein wertloses Leben. Ich würde dich ja von Yegor in Stücke brechen lassen, aber dein Onkel hat gesagt, wir sollen um seiner Schwester willen Gnade walten lassen.«
    »Ja, bitte. Hab Gnade mit mir.«
    »Das ist deine Gnade.« Korotkii zog eine Pistole hinter dem Rücken hervor, presste den Lauf an Alex’ Stirn und drückte ab.
    Elizabeth’ Beine gaben nach. Sie sank auf die Knie und hielt sich den Mund zu, um den Schrei zu ersticken.
    Korotkiis Stimme war sanft, als er die Pistole an Alex’ Schläfe hielt und noch zweimal feuerte. Sein Gesichtsausdruck blieb gleichmütig wie eine Maske, während er mordete. Plötzlich jedoch blickte er zur Küche.
    »Mir geht es nicht gut, Alex. Ich muss mich hinlegen, oder vielleicht sollten wir … Wer bist du?«
    »Verdammte Scheiße«, murmelte er und schoss zweimal auf Julie. »Warum wussten wir nicht, dass er eine Hure bei sich hat?«
    Der zweite Mann trat zu Julie und schüttelte den Kopf. »Die hier ist neu. Sehr jung.«
    »Älter wird sie jetzt auch nicht mehr.«
    Elizabeth wurde fast ohnmächtig. Das war ein Traum. Ein Alptraum. Bestimmt lag das am Alkohol und an der Übelkeit. Gleich würde sie aufwachen. Sie starrte auf Alex. Man sah kaum Blut, stellte sie fest. Wenn es real wäre, würde man dann nicht mehr Blut sehen?
    »Wach auf, wach auf, wach auf!«
    Aber ihr Entsetzen wuchs nur noch mehr, als auf einmal Ilya hereinkam.
    Sie würden ihn auch töten. Der Mann würde ihn erschießen. Sie musste ihm helfen. Sie musste …
    »Verdammt noch mal, was hast du getan?«
    »Was mir befohlen wurde.«
    »Dein Befehl lautete, ihm die Arme zu brechen, und zwar morgen Abend.«
    »Die Befehle haben sich geändert. Unser Informant hat uns

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