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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wahr ist. Ich wusste es, als sie mich alleingelassen hat. Sie hat mich verlassen, weil ich ihr die Möglichkeit gegeben habe. Ich habe eine Wahl getroffen, die es ihr erlaubte zu gehen. Ich könnte erreichen, dass sie stolz auf mich ist, stolz auf das, was sie durch mich geleistet hat, aber ich könnte sie nie dazu bringen, mich zu lieben.«
    Er konnte nicht anders. Er zog sie an sich und strich ihr übers Haar, bis sie die Luft ausstieß und sich an ihn schmiegte. »Du wirst es schaffen, Liz.«
    »Ja, das möchte ich.«
    Über ihrem Kopf begegnete er Terrys Blick. In ihren Augen standen Tränen. Es war gut, dass sie das Gespräch gehört hatte, dachte John. Jetzt hatte das Mädchen zwei Menschen, die sich um sie kümmerten und alles tun würden, damit es ihr gutging.
    Sergei traf sich mit seinem Bruder und seinem Neffen. Auch Ilya und einer seiner vertrautesten Brigadiers waren anwesend. Kinder plantschten im Pool unter den wachsamen Blicken der Frauen, während andere schon an den langen Picknicktischen saßen, die sich unter dem Essen bogen. Flaschen mit kalten Getränken standen in großen Edelstahlkübeln voller Eis. Auf dem Rasen spielten ein paar der älteren Kinder Boccia oder Volleyball, während ihre Musik unablässig dröhnte.
    Es gab wenig, was Sergei besser gefiel als eine laute, ausgelassene Party mit Familie und Freunden. Er stand an dem riesigen Grill, den seine älteste Tochter und sein Schwiegersohn ihm zum Geburtstag geschenkt hatten. Diese amerikanische Tradition schätzte er sehr. Seine goldene Rolex und das Kruzifix, das um seinen Hals hing, glitzerten in der unbarmherzigen Sommersonne. Über seinem Baumwollhemd und seiner Hose trug er eine rote Schürze, die alle aufforderte, den Koch zu küssen.
    Er wendete die dicken Burger, Würstchen und Gemüsespieße, die er mit seiner geheimen Marinade eingepinselt hatte, auf dem qualmenden Grill.
    »Die Mutter arbeitet im Krankenhaus«, sagte Sergeis Neffe Misha. »Sie ist dort viele Stunden am Tag, häufig bis in die Nacht. Etwa einmal in der Woche isst sie mit dem Mann zu Abend, mit dem sie schläft. Viermal in der Woche geht sie ins Fitness-Studio, wo sie einen Trainer hat. Sie geht ins Kosmetikstudio und zum Friseur. Sie lebt ihr Leben, als hätte sie keine Tochter.«
    Sergei nickte kaum merklich, als er die Gemüsespieße auf eine Platte legte.
    »Ich habe das ganze Haus durchsucht«, sagte der Brigadier. »Ich habe ihr Telefon überprüft. Anrufe im Krankenhaus, bei ihrem Freund, bei einem anderen Arzt, beim Friseursalon. Kein einziger Anruf bei der Polizei, bei den Marshals oder beim FBI .«
    »Sie muss doch das Mädchen sehen«, beharrte Mikhail. Er war rundlicher als sein Bruder, und seine Haare wurden bereits weiß. »Sie ist doch die Mutter.« Er blickte zum Pool, wo seine eigene Frau mit ihrer gemeinsamen Tochter saß, während die Enkelkinder im Wasser plantschten.
    »Ich glaube, sie stehen sich nicht besonders nahe.« Ilya trank einen Schluck Bier.
    »Eine Mutter ist eine Mutter«, erklärte Mikhail. »Sie muss doch wissen, wo ihre Tochter ist.«
    »Wir können sie ja entführen«, schlug Misha vor. »Auf dem Weg ins Krankenhaus. Wir können sie … überreden, uns zu sagen, wo das Mädchen ist.«
    »Wenn die Mutter eine Mutter ist, wird sie es nicht sagen.« Sergei begann, auf einer anderen Platte Burger anzurichten. »Dann wird sie eher sterben. Wenn sie jedoch nicht so eine Mutter ist, und meine Informationen deuten darauf hin, dann weiß sie es vielleicht gar nicht. Wenn wir sie entführen, dann bringen sie das Mädchen an einen neuen Ort und lassen sie noch schärfer bewachen. Also werden wir die Mutter weiter beobachten.«
    »Im Haus ist nichts, abgesehen vom Schlafzimmer der Tochter«, sagte der Brigadier. »Und da ist auch nicht viel drin. Die Sachen sind in Kisten eingepackt. Wie in einem Lager.«
    »Siehst du.« Sergei nickte. »Ich weiß einen anderen Weg, der keine Spur von uns hinterlässt. Sag Yakov, er soll noch ein bisschen Geduld haben, Misha. Wenn wir das nächste Mal eine Party veranstalten, dann, um seine Rückkehr zu feiern. Aber jetzt«, er hob die Platte an, auf der sich Burger und Würstchen stapelten, »jetzt essen wir erst einmal.«
    Im Laufe des Sommers rief Elizabeth sich ins Gedächtnis, dass sie höchstwahrscheinlich nachgegeben hätte, wenn sie zu Hause wäre und das Sommerprogramm im Krankenhaus über sich ergehen lassen würde. Ansonsten würde sie vermutlich nicht viel anderes machen als jetzt.
    Studieren,

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