Die letzte Zeugin
Waldrand.
»Ja.«
»Ich bin Brooks Gleason. Ich bin der Polizeichef hier.«
»Ja, ich weiß.«
»Soll ich Ihnen den Korb tragen? Er scheint ziemlich schwer zu sein.«
»Nein danke. Es geht schon.«
»Ich kann mir nie vorstellen, was Leute mit so einem Zeug machen. Himbeeressig«, fügte er hinzu und tippte auf die Flasche in ihrem Korb. »Ich finde, es ist einfach keine passende Verbindung.«
Sie blickte ihn verständnislos an, und er versuchte sein schönstes Lächeln. »Himbeeren, Essig. Ich kriege sie im Kopf einfach nicht zusammen. Wer denkt sich so etwas aus?«
»Leute, die kochen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich …«
»Ich bin ja mehr der Typ Mann, der am liebsten ein Steak auf den Grill wirft.«
»Ja, dann brauchen Sie auch keinen Himbeeressig. Entschuldigen Sie mich. Ich muss meine Einkäufe bezahlen.«
Er ließ sich nicht entmutigen, auch wenn andere Frauen bei seinem Lächeln normalerweise dahinschmolzen. Er ging einfach mit ihr zur Kasse. »Wie gefällt es Ihnen im ehemaligen Haus der Skeeters?«
»Danke, gut.« Sie zog ein kleines Portemonnaie aus einem Reißverschlussfach ihrer Tasche.
Und sie hielt es schräg, stellte er fest, damit er keinen Blick hineinwerfen konnte.
»Ich bin hier aufgewachsen und dann für eine Zeitlang nach Little Rock gezogen. Etwa sechs Monate nach Ihnen bin ich wieder zurückgekehrt. Wie sind Sie nach Bickford gekommen?«
»Mit dem Auto«, erwiderte sie, und die Kassiererin unterdrückte ein Lachen.
Eine harte Nuss, dachte er, aber er hatte schon ganz andere Nüsse geknackt. »Und so ein schönes Auto. Nein, ich meine, was hat Sie in diesen Teil der Ozarks verschlagen?«
Sie holte Bargeld aus dem Portemonnaie und reichte es der Kassiererin. »Mir gefällt die Landschaft. Und ich mag die Stille.«
»Fühlen Sie sich da draußen nicht einsam?«
»Ich mag die Stille«, wiederholte sie und nahm ihr Wechselgeld entgegen.
Brooks lehnte sich an den Tresen. Sie war nervös, stellte er fest. Man konnte es zwar nicht sehen, nicht im Gesicht, an den Augen oder an ihrer Körpersprache, aber er konnte es spüren. »Was machen Sie da draußen?«
»Leben. Danke«, sagte sie zu der Kassiererin und packte ihre Einkäufe in die Einkaufstasche, die sie mitgebracht hatte.
»Gerne, Ms Lowery. Bis zum nächsten Mal.«
Sie hängte sich die Einkaufstasche über die Schulter, setzte ihre Sonnenbrille wieder auf und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
»Sie redet nicht viel, oder?«, meinte Brooks.
»Nein. Sie ist zwar immer echt höflich, aber sie sagt nicht viel.«
»Bezahlt sie immer bar?«
»Ah … ja, ich glaube schon, jetzt wo Sie es erwähnen.«
»Nun. Halten Sie die Augen offen.«
Brooks dachte nach, als er zu seinem Auto ging. Vielleicht war sie ja gerne allein, oder es fehlte ihr einfach an Kommunikationsfähigkeiten. Aber die Waffe unter der Jacke fügte ein gewisses Element hinzu.
Viele Leute, die er kannte, besaßen Waffen, aber nicht viele versteckten sie unter einer Kapuzenjacke, wenn sie Himbeeressig kaufen gingen.
Es schien so, als hätte er endlich einen Vorwand gefunden, um mal zu ihrem Haus hinauszufahren.
Zuerst jedoch machte er an der Wache halt. Ihm unterstanden drei Vollzeit-Deputys in Wechselschicht, zwei Polizisten in Teilzeit und zwei Bürokräfte. Im Sommer, wenn es heiß wurde wie in einem Höllenschlund, mussten auch die Teilzeitkräfte Vollzeit arbeiten, damit sie mit den Auseinandersetzungen und dem Vandalismus fertigwurden, die aus Langeweile entstanden. Außerdem achteten die Touristen häufig mehr auf die schöne Aussicht als auf die Straße.
»Ty geht mir auf die Nerven.« Ash Hyderman, sein jüngster Deputy, saß schmollend an seinem Schreibtisch. Über den Winter hatte er versucht, sich einen Bart wachsen zu lassen, allerdings ohne großen Erfolg. Er gab jedoch nicht auf.
Es sah aus, als seien seine Oberlippe und sein Kinn mit Butterscotch-Glasur überzogen.
»Ich habe ihm Frühstück gemacht, wie du mir gesagt hast. Er stinkt wie eine billige Hure.«
»Woher weißt du denn, wie eine billige Hure stinkt, Ash?«
»Ich habe schließlich Fantasie. Ich gehe jetzt nach Hause, okay, Brooks? Ich bin hier auf Schicht, seit Ty eingeliefert worden ist. Und auf dieser verdammten Liege kriegt man Kreuzschmerzen.«
»Ich muss noch einmal los. Boyd muss jeden Moment kommen. Er kann übernehmen. Alma hat ebenfalls Dienst. Sobald die beiden hier sind, kannst du gehen.«
»Wohin musst du denn? Brauchst du Unterstützung?«
Ash
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