Die letzte Zeugin
mit der blauen Spitze an den Kaffeebecher. »Dann ist das eine Bestechung?«
»Man könnte es so hinbiegen. Stell keine Fragen, Alma.« Er blickte auf, als Ash hereinkam.
»Ich musste ein paar Skateboarder vom Parkplatz unten am Fluss jagen. Wieder mal. Und ich habe Doyle Parsins angehalten, weil er zu schnell gefahren ist. Wieder mal. Manche Leute begreifen es nie. Hast du Plätzchen?«
»Einen Keks«, sagte Alma. »Einzahl. Er gehört mir.« Lächelnd biss Alma von ihrem Keks ab und verdrehte vor Lust die Augen. »Mmmm!«
»Das ist gemein.«
Brooks ließ die beiden allein, ging zurück in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Eine Zeitlang stocherte er in Abigail Lowerys Leben herum. Dabei entdeckte er, dass sie einen Master in Computerwissenschaften und einen weiteren in Ingenieurwissenschaften hatte, beide vom MIT . Ziemlich beeindruckend.
Es dauerte eine Weile, aber dann erfuhr er, dass sie freiberuflich für eine Firma namens Global Network arbeitete.
Er begann, die Firma zu überprüfen.
Sie war in Privatbesitz, entdeckte er. Gegründet von einer gewissen Cora Fiense, Alter dreiunddreißig. Ein Foto von ihr gab es nicht. Aber er überflog ein paar Artikel, die das kleine, exklusive Unternehmen, das von einer medienscheuen, agoraphobischen Frau gegründet worden war, beschrieben.
Die Website bot keine wirkliche Information über Eigentümerin oder Angestellte. Es wurde lediglich dargelegt, dass Global Network Analyse und Design von Sicherheitsanlagen anbot.
Er lehnte sich zurück und fragte sich, warum er überhaupt so beharrlich suchte. Soweit er sagen konnte, hatte sie nichts getan. Er mochte sie, aber es gab etwas, was ihn störte, und das konnte er nicht ignorieren. Er hatte das Gefühl, er müsse nur an der Oberfläche kratzen, um etwas ans Tageslicht zu befördern.
Er schaltete den Bildschirmschoner ein, als es an seiner Tür klopfte.
»Ja.«
»Ich bin dann weg«, sagte Alma. »Alle Telefone sind auf dein Handy umgestellt. Ash bleibt noch bis acht im Büro, und Boyd fährt Streife.«
»In Ordnung.«
»Sylbie und Grover sind gemeinsam gekommen, um die Strafe zu bezahlen.«
»Gut.«
»Ich weiß nicht, ob der Keks das wert war. Jedenfalls, auch deine Schicht hat vor zehn Minuten aufgehört. Geh nach Hause.«
»Ja, mache ich. Danke, Alma.«
Er überprüfte seinen Kalender und stellte fest, dass am Montag die monatliche Stadtratssitzung stattfand – welche Freude. Und er musste bis zum Ende des Monats seine Quartalsberichte schreiben. Wenn er jetzt nach Hause ging, konnte er einiges davon schon erledigen. Schließlich hatte er im Moment nicht gerade viele gesellschaftliche Verpflichtungen.
Das war seine Schuld, gestand er sich ein. Er konnte ja in den Pub gehen oder einfach einen seiner Freunde anrufen und fragen, was so lief. Aber er hatte keine Lust dazu. Der Zwischenfall mit Sylbie hatte ihn leicht deprimiert. Und er war wütend, weil er ihn geil gemacht hatte.
Nach dem ersten Schock und der Verärgerung war er nämlich doch ein bisschen in Versuchung geraten.
Das konnte man ihm kaum verdenken, dachte er. Er stand auf und trat ans Fenster. Um beim Anblick der nackten Sylbie nicht in Versuchung zu geraten, musste ein Mann seit mindestens einem Jahr tot sein.
Und jetzt war er gereizt und unruhig, obwohl er bis zu seinem Spaziergang zum Ozark Art gute Laune gehabt hatte. Und er war sauer, weil er sich selbst um einen Quickie, einen guten Kaffee und einen Keks gebracht hatte.
Aber Sylbie hatte recht. Er hatte sich verändert. Er hoffte zwar, dass er die Lust auf schnellen, heißen Sex nie verlieren würde, aber er wollte nie wieder die Schuldgefühle und die Leere empfinden, die unweigerlich kamen, wenn der Sex nichts bedeutete.
Was er brauchte, war Ablenkung. Vielleicht würde er zu Mya fahren, dort zu Abend mitessen und ein bisschen mit den Kindern spielen. Nichts vertrieb Gedanken an Sex besser aus dem Kopf eines Mannes als zwei wilde Kinder, die sich bei Wii oder PlayStation zankten.
Er fuhr den Computer herunter und griff nach seinem Jackett. Auf dem Weg hinaus rief er Ash gute Nacht zu. Aus einem Impuls heraus lief er zum Blumenladen und kam fünf Minuten vor Ladenschluss dort an. Ein Strauß Tulpen war ein guter Tausch gegen ein Essen und etwas Ablenkung, fand er.
Er fuhr aus der Stadt heraus und wollte zum großen, lärmerfüllten Haus seiner Schwester am Fluss abbiegen. Erst als er in die andere Richtung fuhr, merkte er, dass er seine Meinung geändert hatte.
In
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