Die letzte Zeugin
Finger von mir lassen.«
»Wir sind nicht mehr auf der Highschool. Und ich will das nicht.«
»Du willst mich nicht?«
Er kannte ihre Tränen. Er war durch ganze Tränenströme geschwommen. »Sylbie, du bist eine schöne Frau, wahrscheinlich die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe. Du bist begabt, und wenn du dich anstrengst, bist du eine interessante Partnerin. Aber ich will dich nicht mehr so wie damals. Ich will so eine Beziehung nicht mehr.«
»Vor zwei Wochen, als du in meinem Bett auf mir gelegen hast, hast du das aber nicht gesagt.«
»Nein, da habe ich es nicht gesagt, und es tut mir leid, Sylbie.« Und er hatte allen Grund, es zu bedauern, so wie es aussah. »Der Sex zwischen uns war immer gut, aber hinterher hatten wir uns nie viel zu sagen.«
»Solange du deine Befriedigung hast, braucht es dich doch nicht zu kümmern.«
»Süße, du solltest etwas Besseres für dich wollen. Ich jedenfalls tue es.«
»Irgendwas stimmt mit dir nicht.« Vor Zorn und Verlegenheit wurde sie rot. »Wenn ich mich dir sonst angeboten habe, hast du mich immer gewollt.«
»Wenn dir nur daran etwas liegt, dann findest du hier jede Menge Männer, die dein Angebot zu gern annehmen.«
»Aber nicht du.«
»Nein, ich nicht.« Es war vorbei, stellte er erleichtert fest. »Nicht mehr. Vielleicht kommen wir ohne Sex sogar besser miteinander aus. Aber eins kann ich dir versprechen, und du hörst mir besser gut zu: Wenn du jemals noch einmal eine solche Nummer abziehst, dann lernst du unser Gefängnis von innen kennen.«
Ihre Wangen blieben rot, aber ihre Miene wurde steinern und kalt. »Du hast dich verändert, Brooks.«
»Gott, das will ich hoffen. Du gehst jetzt besser in den Laden, bis Grover zurückkommt.« Er warf ihr einen letzten Blick zu, ehe er sich zum Gehen wandte. »Das ist ein hübsches Kleid, Sylbie. Du solltest es anbehalten.«
Draußen sah er Grover – rundlich, mit hängenden Schultern und schütteren Haaren. Er saß auf der Bank zwischen seinem Laden und dem nächsten und rauchte eine Zigarette.
»Oh, hallo, Chief.«
»Hallo, Grover. Komm mit.«
»Äh …«
»Du musst Strafe bezahlen wegen Irreführung der Polizei.«
»Aber ich …«
»Wenn dich das nächste Mal eine Frau bittet, etwas Dummes zu tun, dann denk zuerst nach.«
»Aber sie hat gesagt …«
»Was sie gesagt hat, kannst du mit Sylbie abmachen. Ich sage dir, dass du die Polizei nur rufen darfst, wenn du wirklich Hilfe brauchst. Du solltest meine oder die Zeit der Polizeiwache von Bickford nicht unnötig beanspruchen. Ich könnte dich dafür ins Gefängnis werfen.«
Grover wurde blass und bekam hektische rote Flecken im Gesicht. Taumelnd stand er auf. »Gefängnis? Du lieber Himmel! Ich habe doch nur …«
»Tu es nie wieder. Die Strafe beträgt zweitausend Dollar.«
Brooks war darauf vorbereitet, Grover aufzufangen, falls er in Ohnmacht fallen sollte. Er sah so aus, als sei er nahe dran. »Ich … ich … ich …«
»Ich gebe mich mit fünfundzwanzig Dollar zufrieden. Du bekommst einen Dummheitsrabatt. Aber du solltest heute noch auf die Wache kommen und bezahlen, sonst erhöht es sich wieder auf zweitausend. Klar?«
»Ja, Sir. Es tut mir leid. Ich dachte nur …«
»Nein, du hast überhaupt nicht gedacht. Noch einmal wird dir das nicht passieren.«
»Ich bezahle es, Grover.« Sylbie trat zu ihnen. »Es ist meine Schuld, deshalb bezahle ich die Strafe.«
»Mir ist es egal, woher das Geld kommt. Es muss nur bis fünf Uhr bezahlt sein.«
»Du hättest ihm nicht so einen Schrecken einjagen brauchen.« Sylbie setzte sich auf die Bank, legte Grover den Arm um die gebeugten Schultern und zog ihn an sich. »Es war meine Schuld.«
»Kein Widerspruch. Bezahlt die Strafe, und wir vergessen das Ganze.«
Er hatte zwar keinen Appetit mehr auf Teilchen, ging aber trotzdem bei der Bäckerei vorbei, um Almas Bestellung auszuführen. Er legte sie ihr auf den Schreibtisch, dann ging er in sein Büro, um die Anzeige aufzunehmen.
Er überlegte, was er am besten schreiben sollte, und entschied sich letztendlich für »Panikmache«. Es passte ganz gut und brachte niemanden in Verlegenheit.
Er brachte sie nach draußen und lehnte sie an Almas Kaffee. »Grover oder Sylbie kommen gleich, um Strafe zu bezahlen. Frag nicht nach.«
»Wenn man gesagt bekommt ›Frag nicht nach‹, muss man ja einfach fragen.«
»Nicht, wenn man vorher eine Latte und einen Schokoladen-Macadamia-Keks bekommen hat.«
Alma tippte mit ihren manikürten Fingernägeln
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