Die letzte Zeugin
stapelte er die Suppenschalen aufeinander. »Du hast meine Laune verbessert, Abigail«, sagte er, als sie das Geschirr in die Küche brachten.
»Es freut mich, dass ich dir helfen konnte.« Sie stellte die Teller auf die Arbeitsplatte und wandte sich zu ihm. »Du solltest jetzt gehen.«
Er musste lachen. »Okay. Weißt du was? Dafür, dass du meine Stimmung aufgehellt hast, möchte ich dich gerne zum Abendessen ausführen.«
»Wir hatten doch gerade erst Abendessen.«
»Ja, ein anderes Mal.«
»Ich gehe nicht zum Abendessen aus.«
»Niemals?«
»In der Regel fühle ich mich hier wohler.«
»Dann bringe ich Abendessen mit. Ich kann sehr gut Pizza kaufen.«
Sie mochte Pizza. »Das ist nicht nötig.«
»Es war auch nicht nötig, mir Suppe und Bruce Willis vorzusetzen. Sieh es als Ausgleich. Ich wette, du hast es gerne nett und ausgeglichen.«
»Ich bin keine gute Gesellschaft.«
»Da irrst du dich. Ich rufe dich an.«
»Ich habe dir keine Nummer von mir gegeben.«
»Abigail.« Er fuhr mit dem Finger über ihre Wange, eine so beiläufig intime Geste, dass sich ihr Inneres zusammenzog. »Ich bin Polizist.«
Das konnte sie nicht vergessen, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie konnte es sich nicht leisten, es zu vergessen. »Ich bringe dich hinaus.«
»Musst du den Hund jedes Mal, wenn ich dich küsse, daran erinnern, dass ich ein Freund bin?«
»Nein, nur wenn ich ihm zwischendrin ein anderes Kommando gegeben habe.«
»Okay.«
Dieses Mal legte er die Hände auf ihre Hüften und trat auf sie zu. Sein Mund senkte sich auf ihre Lippen, während seine Hände über ihren Körper glitten, Nerven zum Leben erweckten und Verlangen entfachten.
Einen Moment lang vergaß sie alles. In der kühlen Nachtluft spürte sie nur noch seinen warmen Mund, vergaß alles in der Lust der Berührung. Sie ließ sich von der Lust mitreißen und schmiegte sich an ihn. Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus, während ihre Zungen einander neckten.
Sie wünschte sich … sie wollte seine Haut unter ihren Händen spüren, spüren, wie sein Körper heiß und feucht über ihren glitt. Sie wünschte sich, sie könne seine Hände, seinen Mund auf ihren Brüsten, auf ihrem Körper spüren. Und sie wollte, dass er fest in sie hineinstieß.
Sie sehnte sich nach diesem primitiven körperlichen Kontakt, eine Sehnsucht, die sie sich seit fast einem Jahr nicht mehr erlaubt hatte.
Als er sich von ihr löste, kämpften Verstand und Körper miteinander. Wenn sie den Körper gewinnen ließe …
Dann sagte er: »Gute Nacht, Abigail.«
»Gute Nacht.«
»Nimm’s leicht, Bert.« Er öffnete die Tür und trat hinaus. Abigail hieß den kühlen Luftzug willkommen. Dann blieb er stehen und blickte sie aus seinen wandelbaren Augen an. Er lächelte sein fröhliches Lächeln. »Wein, Unterhaltung, ein Film und ein Gutenachtkuss. Das war definitiv ein zweites Date.«
»Es …«
»Du kannst die Definition ruhig nachschlagen. Ich würde sagen, wir haben es getroffen. Ich freue mich auf Date Nummer drei.«
Als er ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich zuzog, grinste er.
Erregung, dachte er und ging grinsend zu seinem Truck, war nicht immer ein Reflex. Manchmal war sie auch ein Resultat.
11
Nach seinem Montagstreffen mit dem Stadtrat, bei dem er sich immer ein bisschen wie ein Hochstapler vorkam, ging Brooks mit Russ Conroy zu Lindy’s . Der Stadtrat war ein alter Freund und war für die Herbstwahlen gerade als Bürgermeisterkandidat aufgestellt worden.
»Bürgermeister Conroy.«
»Das ist der Plan. Früh und oft gewählt.«
Brooks schüttelte den Kopf. Sie hatten die gesamte Schulzeit, vom Kindergarten bis zum Highschool-Abschluss, miteinander verbracht. Sie hatten zusammen Baseball gespielt, Russ als Pitcher, Brooks am dritten Base. Sie hatten sich um Mädchen und später um Frauen gestritten – und wenn Russ nicht gelogen hatte, dann hatten sie in der gleichen Woche ihre Unschuld verloren.
Bei Russ’ Hochzeit vor drei Jahren war Brooks Trauzeuge gewesen, und als achtzehn Monate später Cecily zur Welt kam, wurde er ihr Patenonkel.
Er hatte miterlebt, wie Russ, ein rothaariger Riese mit einem Gesicht voller Sommersprossen und Zähnen, die zu groß für seinen Kopf waren, vom Pagen in dem netten Hotel, das den Conroys gehörte, zum Geschäftsführer aufgestiegen war.
Aus seinem unternehmungslustigen, lässigen Freund war ein cleverer Geschäftsmann, ein liebender Ehemann und ein hingebungsvoller Vater geworden.
Aber er hätte nie
Weitere Kostenlose Bücher