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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sagte Ivy. – Die habe ich jetzt gebunkert. Aber die reichen euch höchstens für den Nachmittag.
    Alle schauten sich an und eine Gänsehaut überlief sie. Wie sollte es weitergehen? Noch fünf Tage bis zum Ersten, wenn das wirklich stimmte, dann … Niemand wagte zu denken. Niemand wollte denken. Nichts Schlimmes zulassen. Die Fröhlichkeit musste verteidigt werden, sonst ging die ganze Crew unter. Sie waren es leid mit den Hiobsbotschaften, leid mit den Pöbeleien im Stress, leid mit den unguten Stimmungen. Ab heute wurde nur noch gelacht. Keine Windeln mehr? Blödsinn, das würde sich klären. Da war kein Problem und wenn doch, dann interessierte es keinen. Es war einfach ein toller Tag und sie grinsten und kicherten und kritzelten sich gegenseitig mit den Kugelschreibern Herzchen auf den Arm.
    - Mir doch egal, sagte Kevin. – Mir ist jetzt alles scheißegal, mir geht jetzt alles am A. vorbei. Punkt.
    Kochen wir noch ’n Kaffee, oder?
    Wisst ihr was, hier habe ich auch noch einen Pikkolo von der Tochter von der Frau Wilhelm.
    Und ich habe hier noch frische Feigen aus Marokko.
    Rosalinde, du bist doch geschminkt.
    Ich? Ach was.
    Rosalinde schüttelte den Kopf und aß vergnügt drei Feigen, süß und duftend. Sie fühlte sich wohl, hatte sich während der Arbeit öfter hingesetzt. Sie blieb heute keinesfalls länger da. Sollten doch alle machen, was sie wollten, rutscht mir den Buckel runter, sie hatte schließlich noch ein Familienleben, hatte einen guten Abdul daheim sitzen und der sollte bei ihr glücklich sein, bei seiner lieben Frau – dann ging er auch nicht nach Marokko.

Wie ein Drachen   über der Welt umherflog und durch die Schnur mit der Erde verbunden blieb, so schwebte Schiwrin in seinem Bewusstsein ganz leicht und froh umher.
    Während sein Bewusstsein fröhlich über Stock und Stein hinwegzog, er in Bildern von Tundra und Taiga den Duft der russischen Steppe roch, zerfiel sein Körper, ohne dass er es merkte. Schiwrin versuchte, ein fröhliches Lied zu pfeifen, aber seine Lippen schlossen sich nicht mehr. Während er den Klängen eines russischen Liedes nachlauschte, versuchte Gianna, sein Bett zu säubern, wischte mit Zellstoff den Kot ab, betrachtete mit Sorge das Fleisch, das sich langsam öffnete, Wunden, die sich tiefer gruben, der scharfe Kot, der unaufhörlich lief, verätzte Schiwrin die Haut. Und kaum dass Gianna den Po gesäubert hatte, lief Neues aus seinem Inneren heraus. Herr Schiwrin löste sich auf, schwemmte sich aus, verunreinigte sich, wurde zum ständigen Wickelkind. Jede Stunde mussten ihn die Schwestern vorsichtig drehen, waschen, die Wunden desinfizieren, mit Heilsalbe einreiben und während sie die Salbe auftrugen, floss immer neue, braune Flüssigkeit aus ihm heraus. Gianna fluchte italienisch. Die Pampers auf dem Wagen waren schon wieder alle. Das ging so schnell. Sie zog die Gummihandschuhe aus, warf sie in den stinkenden Eimer und verließ das Zimmer, um sich von einem anderen Pflegewagen Pampers zu holen. Aber auch da war keine Windel mehr drauf. Seltsam. Sie lief in den Materialienraum, riss die Schranktür auf, nur noch Windeln Größe drei.
    Mist, verdammter.
    Gianna hatte keine Zeit, im Haus herumzulaufen und nach Windeln zu suchen. Ihre Zeit war schon wieder überschritten, mit Schiwrin war so viel Arbeit, dass sie zu wenig Zeit hatte für Herrn Bellheim, der seit zwei Wochen nicht geduscht war und seit zwei Tagen nicht rasiert. Schließlich rannte sie doch die Treppen hinauf auf Station vier und bat um Einser-Windeln.
    Tut uns leid, sagte Pfleger Kenan. – Wir haben noch genau zehn Windeln und die brauchen wir selbst.
    Kann nichte sein!, sagte Gianna erbost. – In ganze Aus keine Windel? Wo bin ich ier? Wenn ich muss arbeite ohne Windel, dann ich gehe!
    Du musst Vorlagen und Netzhose nehmen, sorry.
    Aber warum kein Windel?
    Soll ein Bestellfehler gewesen sein. Ich weiß ja auch nicht.
    Oh dio mio.
    Gianna raufte sich die grauen Löckchen und kehrte zu Schiwrin zurück, der inzwischen weiter ausgelaufen war und in einer Wolke seines Gestankes lag. – Oh Herr Schiwrin, sagte Gianna mit so rauer Stimme, so dass es klang, als pöbelte sie ihn an. – Kann ich nicht gebe anständige Windel. Muss ich macke ier mit die Vorlage. Aus atte kein Gelde mehr. Wir sind pleite. Kommst du mit Popo. Ziehe ich dir Netzhose an. Tute mir leide.
    Herr Schiwrin beschwerte sich nicht, er sagte nichts und nickte nur, verstand nicht genau, was Gianna wollte, wünschte nur, Nadjeschda

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