Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
Vom Netzwerk:
für drei der neun Vergehen gegen die Vernunft verurteilt hatte. Woraufhin die anderen, wegen Henris Tadel recht leise, antworteten: »Sind die Vier Letzten Dinge, die uns noch bleiben.«
    Die beiden Jungen, die dem Trupp vorausgingen, hielten die Köpfe tief gesenkt, um ihr unpassendes Grinsen zu verbergen.
    Auf dem Golan angekommen schützte Cale seine Männer, indem er sie auf einem Umweg durch die Machair-Finger führte. Es handelte sich dabei um lange, schmale, niedrige Gräben, die wie stumpfe Finger um die Höhen herum zu weisen schienen. Die Lakonier waren nicht nur schlechte Bogenschützen, sondern auch ebenso schlechte Kavalleristen, aber immerhin verfügten sie über gewisse Reserven, die sie an diesem Tag gar nicht benötigten. Cale hatte diese berittenen Soldaten aus der Ferne beobachtet, weshalb er seine Leute mit größter Vorsicht zu den Golanhöhen zurückführte, um ihnen nicht vor die Füße zu laufen. An den Fingern hatte er zu beiden Seiten der Höhen Eselführer positioniert, die nach allem Ausschau hielten, das eine Bedrohung sein könnte. Einer der Eselführer gab Cale ein Zeichen, zu ihm heraufzukommen. Cale stieg mit Vague Henri zu ihm hinauf, und der Führer wies auf einen kleinen Trupp von etwa zwanzig Erlösermönchen, die sich von ihrem Heer getrennt hatten und zu den Golanhöhen zurückritten.
    »Ist das Van Owen?«, fragte Henri.
    Cale blickte angestrengt durch das Späherglas.
    »Muss wohl so sein«, murmelte er und reichte ihm das Glas. »Schau mal dort hinüber.«
    Henri drehte sich in die Richtung, in die Cale deutete. Ungefähr dreißig berittene Lakonier verfolgten Van Owens Wachtrupp, der jedoch, soweit sie es von hier aus erkennen konnten, noch nicht bemerkt hatte, dass ihm ein Angriff bevorstand.
    Cale nahm das Glas zurück und beobachtete gespannt, wie die lakonischen Reiter zu Van Owens Wachtrupp aufschlossen. Gleichzeitig arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. Henri konnte auch ohne Späherglas klar genug sehen, was vorging. Schon fünf Minuten später waren die Lakonier auf zweihundertfünfzig Schritt an die letzten Reiter von Van Owens Trupp herangekommen, bis sie von diesen bemerkt wurden. Der Wachtrupp ging sofort von einem leichten in schnellen Galopp über, aber alle Soldaten, mit Ausnahme von fünf oder sechs, die Van Owen in ihrer Mitte beschützten, ließen sich zurückfallen, bis sie eine Schutzlinie zwischen Van Owen und den Verfolgern bildeten. Doch obwohl die Lakonier keine guten Kavalleristen waren, so waren sie dennoch die besseren Reiter und verfügten über bessere Pferde. Es war offensichtlich, dass sie die Erlösermönche schon bald einholen würden. Der Trupp der Erlöser hatte nun endlich den richtigen Einfall und wandte sich einem kleinen Hügel zu, der allerdings kaum mehr als ein prächtiger Pickel in der Landschaft war. Dort sprangen Van Owens Wächter von den Pferden und bildeten einen Schutzring um ihren General. Cale reichte Henri das Glas; Henri konnte jetzt deutlich erkennen, dass die Lakonier keine dreißig Schritt von Van Owen entfernt abstiegen und in Formation den kleinen Hügel hinauf vorrückten. Und dann begann der Kampf.
    Cale machte sich an den Abstieg vom felsigen Finger hinunter. Henri packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    »Was hast du vor?«
    »Ich? Ich werde Van Owen retten. Du bleibst hier.«
    »Warum?«
    »Gut, in Ordnung. Komm mit mir.«
    »Ich werde diesem Scheißkerl nicht helfen. Wie kommst du überhaupt auf diese Idee?«
    »Schau mir zu und staune, Bübchen.«
    »Du spinnst.«
    »Das werden wir noch sehen.« Und damit wandte er sich um und stieg flink wie eine Bergziege über die Felsen hinunter.
    Henri blieb mit dem Eselführer auf dem Finger zurück. Unten angekommen winkte Cale den Purgatoren, ihm zu folgen. Schnell brachten sie die halbe Meile bis zu dem kleinen Hügel hinter sich, den sie später Pillenhügel tauften, auf dem sich Van Owens Schutztrupp erbittert gegen die Lakonier wehrte.
    Währenddessen wurde Henri klar, dass Cales Entscheidung nicht so impulsiv und unüberlegt gewesen war, wie sie ihm zunächst vorgekommen war. Wenn Cale schnell genug war, hatte er tatsächlich eine Chance, den Lakoniern in den Rücken zu fallen, bevor sie ihn bemerkten. Wurden sie erst einmal von Van Owens Schutztrupp und den Purgatoren in die Zange genommen, würde sich ihr jetzt unvermeidlich erscheinender Sieg in eine fast sichere Niederlage verwandeln. Aber Cale würde keinen direkten Angriff riskieren. Henri behauptete

Weitere Kostenlose Bücher