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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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viele tausend Menschen sterben mussten, weil ich meine große Nase in Dinge gesteckt habe, die zu ändern nicht meine Angelegenheit war.«
    »Ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist. Ich fühle mich schlecht, das ist alles.«
    »Aber nicht schlecht genug, um mitzukommen und sie auf dem letzten Weg zu begleiten.«
    Darauf gab Henri keine Antwort mehr. Was hätte er auch noch sagen können?
    Wenige Stunden später hatten sie Chartres bereits hinter sich gelassen und näherten sich dem rasch wachsenden Lager der schnell formierten Achten Armee, das bereits durch Schützengräben, Wälle und hölzerne Palisaden geschützt wurde. Kurz nach seiner Ankunft begutachtete Cale die neuen Schwerter der Lakonier, die unter den Truppen der Schwarzen Cordelias so verheerend gewütet hatten. Er ließ ein paar Erlöserhelme auf Holzköpfe setzen und schlug mit dem Krummschwert darauf. Mit einer einzigen Ausnahme barsten die Helme schon beim ersten Hieb auseinander. Danach ging er in sein Zelt zurück und dachte volle zwanzig Minuten lang nach. Schließlich wandte er sich an Henri.
    »Ich will, dass du mit dreißig Wagen zu dem Schrottplatz fährst, wo die Rüstungen der Materazzi gelagert werden. Bring mir sämtliche Helme, die du finden kannst. Nimm fünfzig Männer mit, oder kommandiere noch mehr ab, wenn du sie benötigst. Sobald du dort bist, schickst du einen Reiter mit einem halben Dutzend Helme hierher zurück, damit ich sie ausprobieren kann.«
    »Zu spät für heute.«
    »Dann morgen Früh. Und jetzt will ich Gil sprechen.«
    Gil kam schon nach fünf Minuten ins Zelt.
    »Besorg mir ein Dutzend tote Hunde«, befahl ihm Cale.
    »Woher soll ich denn hier draußen zwölf tote Hunde nehmen?«
    »Es müssen keine Hunde sein, und es müssen auch nicht zwölf Kadaver sein. Vierundzwanzig tote Katzen tun es auch. Verstanden?«
    »Jawohl.«
    »Ich will aber nicht, dass ihr den Haushündchen sämtlicher Bauernfamilien in der Gegend die Kehlen durchschneidet. Ich will halb verweste Kadaver haben. Denen das Fleisch praktisch von den Knochen fällt.«
    »Bruder Bosco möchte Euch sprechen.«
    Cale lächelte.
    »Jederzeit. Führ ihn herein.«
    Sie redeten eine Weile über Belangsloses; Cale versuchte innerhalb der Grenzen der Höflichkeit, das Thema nicht anzuschneiden, das ihnen beiden auf der Seele brannte, damit sein alter Meister gezwungen war, als Erster auf das Thema zu sprechen zu kommen.
    »Nun«, sagte Bosco schließlich, »darf ich mich erkundigen, wie deine Pläne aussehen?«
    »Ich habe keine Pläne. Jedenfalls keine schriftlichen Pläne im eigentlichen Sinne.«
    »Und im uneigentlichen Sinne?«
    »Ich denke immer noch nach.«
    »Darf man die Gedanken erfahren?«
    »Ich brauche noch einen oder zwei Tage.«
    »Wie viele denn nun: einen oder zwei?«
    »Eher zwei.«
    »Und was ist, wenn sie in der Zwischenzeit angreifen?«
    »Dann tritt vermutlich Plan B in Kraft.«
    »Und Plan B besagt was?«
    »Ich weiß es nicht, Bruder. Ich habe ja noch nicht mal einen Plan A.«
    »Es ist kindisch, wenn du dich über mich lustig machst.«
    »Es wäre kindisch, wenn ich mich tatsächlich über Euch lustig machen würde. Ihr habt Fragen. Aber ich habe keine Antworten.«
    »Ich würde es verstehen, wenn sie noch sehr unfertig wären.«
    »Nein. Ihr sagt zwar, Ihr würdet es verstehen, aber wenn ich es Euch sagte, würdet Ihr es nicht verstehen.«
    »Doch, ich würde.«
    »Nein, würdet Ihr nicht. Ihr glaubt es nur.«
    »Die Antwort lautet also nein?«
    »Die Antwort lautet ja, aber jetzt noch nicht.«
    Fünf Minuten später erschien Gil in Boscos Zelt, wie Cale es vorausgeahnt hatte, und berichtete seinem Meister: »Er verlangt zweitausend rostige Helme und zwölf tote Hunde.«

ACHTZEHNTES KAPITEL
     

    N
ach etwa zwei Wochen erfuhren Kleist und seine hochschwangere Frau von einem reisenden Apotheker, dessen Tinkturen sich meistens, sofern man viel Glück hatte, als wirkungslos erwiesen, welche großen Ereignisse sich an den Golanhöhen zugetragen hatten.
    Zwischen den Erlösern und den Lakoniern sei es zu einer gewaltigen Schlacht gekommen– ein furchtbares Blutbad sei angerichtet, und das Heer der Erlöser sei fast bis auf den letzten Mann aufgerieben worden. Es muss nicht eigens betont werden, dass diese Nachricht Kleist in freudige Stimmung versetzte, allerdings nicht für lange. Er erstickte fast vor Wut, als er dann erfuhr, dass die Erlöser von nichts weiter als einem Halbwüchsigen gerettet worden seien und dass dieser Junge, der

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