Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)
die nur der Himmel kennen mochte. In einem Versuch herauszufinden, worin diese Probleme bestehen könnten, hatte er beschlossen, das Gespräch mit IdrisPukke zu suchen, nachdem er sich betont geweigert hatte, zuvor mit dessen Halbbruder zu sprechen, mit der Begründung, der vernünftigste Kurs sei doch, »diesem alten Schurken so deutlich wie möglich zu verstehen zu geben, dass er hier nicht willkommen ist«.
»Nun denn«, sagte er jetzt zu IdrisPukke, »was könnt Ihr für mich tun?«
»Eure Aufrichtigkeit ist wie immer ausgesprochen erfrischend, Señor.«
»Ich würde es bedauern, wenn Ihr eine schlechte Meinung von mir habt.«
»Zufällig kann ich Euch tatsächlich nutzen.«
»Wirklich?«
»Ich bin in der Lage, einen Treuebruch zu arrangieren, der sich für Euch als enorm vorteilhaft erweisen könnte.«
»Auf diese Weise, wie Ihr es jetzt tut, hat schon einmal jemand bei mir auf den Busch geklopft. Damals ging es um den Erwerb von Aktien zur Finanzierung einer Expedition nach Eldorado.«
»Heute handelt sich um einen Soldaten der Erlöserarmee, noch sehr jung, aber dem Orden schon jetzt so wertvoll, dass er den alleinigen Grund für ihren Angriff auf die Materazzi darstellte. Habt Ihr schon von ihm gehört?«
»Nein.«
»Dann ist Eure Aufklärungsorganisation viel weniger kompetent, als sie früher war.«
»Nun gut. Thomas Cale«, gab Ikard zu.
»Was wisst Ihr von ihm?«
»Was wisst Ihr von ihm?«
»Sehr viel mehr als Ihr.«
»Ich bin bereit, Euch anzuhören.«
Und das tat Ikard dann auch. Was er zu hören bekam, war auf jeden Fall sehr interessant und höchst eigenartig.
»Ist das alles?«
»Natürlich nicht. Haben die Erlöser bereits Kontakt zu Euch aufgenommen?«
»Hm… ja.«
»Ihr scheint Euch nicht sicher zu sein.«
»Doch. Ich erinnere mich deutlich daran. Absolut widerliche Leute. Einer hatte schlechte Zähne, die furchtbar grün waren.«
»Und was wollten sie?«
»Ihre Missbilligung über die Unterstützung ausdrücken, die wir den Materazzi bieten.«
»Worin auch immer sie bestehen mag.«
»Das ist nun aber schlicht undankbar. Ich denke, wenn man alles in Betracht zieht, behandeln wir sie besser, als der alte Materazzi es getan hätte, Friede sei mit ihm, wenn die Lage umgekehrt gewesen wäre.«
»Es passt Euch ins Kalkül, so zu denken.«
»Stimmt, aber so denke ich wirklich.«
»Und was habt Ihr ihnen geantwortet?«
»Den Erlösern? Dass sie sofort zum Teufel gehen sollen.«
»Das muss für Euch sehr befriedigend gewesen sein.«
»Dieser ungeheuerliche Schützling, den Ihr da habt. Was will er, und warum sollte ich es ihm geben?«
»Er will ungehinderte Einreise über Eure Grenzen.«
»Ich halte es für keine gute Idee, diesen Burschen ins Land zu lassen, solange die Erlöser dermaßen wild entschlossen sind, ihn zurückzuholen. Ich verstehe zwar immer noch nicht, wieso die Materazzi derart jämmerlich zu Grunde gehen konnten, aber auf der Basis der vorhandenen Beweise würde ich es für sehr unklug halten, ihm zu nahe zu kommen.«
»Das hängt davon ab.«
»Wovon?«
»Ob Ihr wollt, dass dieser ungeheuerliche Schützling– übrigens eine sehr gute Bezeichnung für ihn– von ihrem Territorium aus auf Euer Land pisst oder von Eurem Territorium auf ihr Land scheißt.«
»Der junge Mann scheint eine Menge Schwierigkeiten zu machen.«
»Und er wird auch ohnehin bald hierherkommen.«
»Wieso?«
»Weil sie ihn dafür einsetzen, die Antagonisten zu vernichten. Und wenn sie mit ihnen fertig sind, holen sie Euch. Und ihr Führer wird der keineswegs glückliche Thomas Cale sein, der sehr verstimmt darüber ist, dass Ihr ihm befahlt, zum Teufel zu gehen, obwohl er Euch nur die Hand zur Freundschaft reichen wollte. Die Erlöser werden sich auf keinen Fall aufhalten lassen. Ob Ihr nun ein Ketzer oder ein Ungläubiger seid, ist ihnen völlig gleichgültig.«
»Aber warum sollten sie jetzt auf einen Kreuzzug gehen wollen? Sie haben uns doch sechshundert Jahre lang in Ruhe gelassen.«
»Weil sie sich verändern. Und wenn Ihr Eure Denkweise nicht neu ausrichtet, werdet Ihr ebenfalls so enden wie die Materazzi.«
»Und warum soll ich Euch das glauben?«
»Hört mal, ich fühle mich allmählich richtig beleidigt. Helft mir, Cale ins Land zu schaffen.«
»Ich muss darüber erst einmal gründlich nachdenken.«
»An Eurer Stelle würde ich mir dafür nicht zu viel Zeit nehmen.«
Señor Bose Ikard war jedenfalls sehr viel besorgter, nachdem IdrisPukke gegangen war, als er
Weitere Kostenlose Bücher