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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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sich auch bei Burdett zeigte. Dieser schloss die Tür hinter sich, gab aber keine Erklärung.
    »Das reicht jetzt«, sagte Bosco barsch. »Was gibt’s?«
    Burdett warf den beiden Balsamierern flehende Blicke zu, als müsse er sich gleich übergeben und könne daher nicht reden; schließlich nickte er ihnen zu. Die Balsamierer ergriffen den oberen Rand des Leintuchs, mit dem der päpstliche Leichnam bedeckt war, schlugen es schnell bis zu den Füßen zurück und entfernten es ohne großes Getue. Nackt, dünn, teigig und bleich lag der Leichnam des verstorbenen Papstes vor ihnen, runzelig und altersschlaff. Die Beine jedoch lagen ein wenig geöffnet, weiter geöffnet, als man es hätte erwarten können, wollte man einen toten Papst aufbahren. Ein höchst ungläubiges, stummes, entsetztes Schweigen trat ein, ein Schweigen, das vielleicht keinem anderen Schweigen in der menschlichen Geschichte vergleichbar war. Gil brach es als Erster.
    »Mein Gott«, stöhnte er auf, »sie haben dem Papst den Schwanz abgeschnitten!«

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     

    S
ei kein Idiot!«, sagte Bosco kalt und wütend. »Das ist eine Frau.«
    Das war hart. Schließlich war es nicht Gils Schuld, dass er in Bezug auf die weibliche Anatomie keinen blassen Schimmer hatte. Woher hätte der Schimmer denn kommen sollen? Zwar mochte seine etwas voreilige Folgerung ziemlich befremdlich erscheinen, aber sie war sicherlich nicht einmal bei Weitem so monströs wie die nackte Wahrheit: dass nämlich der Fels, auf dem die Heilige Kirche des Gehenkten Erlösers während der vergangenen zwanzig Jahre geruht hatte, in Wirklichkeit eine Kreatur war, der viele moderne Theologen absprachen, überhaupt so etwas wie eine Seele zu besitzen. Bosco hatte den Verstand des Papstes immer für seine Klarheit, Schärfe und Rücksichtslosigkeit bewundert, bis ein Schlaganfall seine geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt hatte. Und hatte dieser Papst nicht sogar noch im Nebel seines zerstörten Denkens voller Leidenschaft und erfüllt von heiliger Begeisterung den furchtbar grausamen Tod der Maid vom Amselfeld herbeigeführt? Gil war fast zu schockiert, um beleidigt zu sein, aber eben doch nicht ganz.
    »Gib mir den Schlüssel zu diesen Räumen«, bellte Bosco Burdett an. Es klirrte metallisch, als Burdett mit zitternden Händen die Schlüssel von Krematorium und Leichenkammer aus der beträchtlichen Schlüsselsammlung an seinem Gürtel heraussuchte. »Hast du irgendjemandem davon erzählt?«, fragte Bosco.
    »Nein, Monsignore.«
    Bosco blickte einen der Balsamierer an. »Und du– hast du jemandem davon erzählt?«
    »Nein, Herr.«
    Er schaute den anderen Mönch an.
    »Hast du irgendjemandem davon erzählt?«
    Auch dieser schüttelte nur stumm den Kopf; ihm hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen.
    »Ihr bleibt hier, bis ich euch von Bruder Gil holen lasse. Und bedeckt sofort wieder diese… Monstrosität.« Er griff Gil am Arm und zog ihn zur Tür, die er hinter sich abschloss.
    Sie brauchten eine halbe Stunde, nachdem sie sich zweimal im Gewirr der Gänge verirrt hatten, bis sie wieder im Vamianzimmer ankamen. Und selbst dort dauerte es noch weitere zehn Minuten, bis beide die Fassung und die Sprache wiederfanden– es war wie ein Erdbeben, das ihre Seelen erschüttert hatte.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Gil tonlos.
    »Es ist nicht passiert. Du wirst dafür sorgen, dass der Leichnam normal aufgebahrt wird. Weil nichts passiert ist, das nicht normal war.«
    »Und wenn es noch mehr davon gibt?«
    »Dann haben wir es mit einer tödlichen Bedrohung des einen wahren Glaubens zu tun. Du wirst deshalb eine Untersuchung dieser Möglichkeit vornehmen, aber unter allergrößter Geheimhaltung. Und du wirst eine Enzyklika entwerfen, dass jeder, der die Frauenfrage stellt, eine Todsünde begeht, die mit ewiger Verbannung in die Feuer der Hölle bestraft wird.«
    »Die Frauenfrage?«
    »Natürlich.«
    Eine kurze Pause.
    »Aber was ist die Frauenfrage?«
    Bosco schaute Gil an, unsicher, ob dieser scherzte oder es ernst meinte.
    »Weißt du es wirklich nicht?«
    »Ich… ich benötige geistlichen Beistand.«
    Bosco betrachtete Gil einen Moment lang abwägend. »Die Frauenfrage«, sagte er dann, »betrifft die Frage, mit welcher Art von Sünde man es zu tun hat, wenn man sich an der Diskussion um die Ordination von Frauen beteiligt. Die Antwort darauf ist, dass es sich um eine Sünde handelt, die zum Himmel um Rache schreit.«
    Gil war verwirrt. » Wer diskutiert

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