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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Ladentür. Als er sie öffnete, rief ihm der Juwelier nach: »Ihr solltet ihn nicht unter sechshundert verkaufen.« Cale zog die Tür hinter sich zu und schlurfte auf den Platz hinaus. Er zweifelte daran, dass er genügend Kraft übrig hatte, sich in seine Unterkunft zurückzuschleppen.
    »He, du– heißt du Cale?«, fragte eine angenehm klingende Stimme neben ihm.
    Cale achtete nicht darauf, sondern ging einfach weiter.
    Oder versuchte weiterzugehen, denn plötzlich versperrten ihm zwei hart aussehende Männer den Weg, vor denen er sich selbst dann gehütet hätte, wenn er absolut fit gewesen wäre. Und davon war er weit entfernt.
    »Und hinter dir stehen noch drei von uns«, fuhr die angenehme Stimme fort.
    Jetzt erst blickte Cale den Mann an.
    »Du bist doch der Bursche vom Silbury Hill?«
    »Wie erfreulich, dass du dich erinnerst«, sagte Cadbury.
    »Also nicht tot?«
    »Ich doch nicht. Kam nur zufällig vorbei. IdrisPukke?«
    »Lebt auch noch.«
    »Dann stimmt es also– nur gute Menschen sterben jung.«
    »Und dein Herrchen– der Schleimaal?«
    »Was für ein Zufall– wirklich bemerkenswert–, dass du nach ihm fragst. Kitty der Hase möchte sich nämlich gern mal mit dir unterhalten.«
    »Ich habe jetzt einen Butler. Lass dir einen Termin geben.«
    »Das reicht jetzt, Jungchen. Mein Herr mag es gar nicht, wenn man ihn warten lässt. Und so wie du aussiehst, könnte es dir nicht schaden, dich eine Weile hinzusetzen. Dein Erscheinungsbild hat sich deutlich verschlechtert, seit wir uns zuletzt getroffen haben. Wenn dir Kitty der Hase Schaden zufügen wollte, würden wir beide jetzt längst nicht mehr miteinander sprechen.« Daniel Cadbury machte eine einladende Handbewegung, und Cale ging, so gelassen wie er konnte, mit ihnen.
    Glücklicherweise war es nicht weit. Nach ein paar Straßenecken gelangten sie in das Kanalviertel mit seinen reichen Häusern, alle mit hohen Fenstern, die nicht nur die Sonne hereinließen, sondern auch den Neid der Passanten. Vor einem der elegantesten Häuser blieb Cadbury stehen; sie wurden sofort eingelassen, offenbar wurden sie erwartet. Cadbury dirigierte Cale mit knappen Handbewegungen weiter in das Haus hinein, bis sie zu einem großen, luftigen Raum kamen. Hohe Fenstertüren führten in einen eleganten Garten mit einem Buchsbaumlabyrinth, Obstbaumspalieren und Laubengängen, die wie mit dem Rasiermesser getrimmt waren.
    »Setz dich, bevor du umfällst«, empfahl ihm Cadbury und zog einen Stuhl heran.
    »Brät hier jemand Zwiebeln?«, fragte Cale.
    »Nein.«
    Ein Diener trat ein, entzündete mehrere Kerzen und zog die Vorhänge vor die Fenster, was ihn sehr viel Kraft kostete, denn sie waren so dick und hoch, dass sie fast als Bühnenvorhang getaugt hätten. Kurz darauf ging die Tür erneut auf, und Kitty der Hase trat herein. Kein anderer Beiname hätte besser passen können. Die Kapuze war so tief über das Gesicht gezogen, dass davon in dem schlechten Licht nichts zu sehen war, und der Hausmantel hing an seinem Körper, als hätte ein kleiner Junge den viel zu großen Hausmantel seines Vaters angezogen. Nichts an ihm wirkte priesterlich. Er roch auch anders. Die Erlösermönche verbreiteten normalerweise den typischen Gestank von Männern, die sich und ihre Kleider zu selten wuschen, und auf unbestimmbare Weise säuerlich; Kitty der Hase roch nicht direkt unangenehm und auch nicht einfach seltsam, sondern eigenartig seltsam. Cadbury rückte einen Stuhl für ihn zurecht, wobei er Cale nicht aus den Augen ließ, sondern aufmerksam beobachtete, wie dieser auf die seltsame Gestalt reagierte. Niemand sprach; niemand bewegte sich. Nur Kittys andersartiger Atemrhythmus war zu hören, der wie das Hecheln eines Hundes klang, oder auch nicht.
    »Ihr wolltet…«, begann Cale.
    »Stell dich ins Licht, damit ich dich besser sehen kann«, unterbrach ihn Kitty. Nach all dem großen Getue bei seinem Auftritt hatte Cale eigentlich eine dementsprechende Stimme erwartet– unheilvoll, drohend, düster. Tatsächlich klang Kittys Stimme wie ein Gurren, Seufzen, Wimmern, und außerdem lispelte er stark, eine fast, aber eben doch nicht ganz weibliche Stimme, die Cale einen Schauder über den Rücken jagte und seine Nackenhaare aufrichtete, so feucht vom Schweiß sie auch sein mochten. »Bitte tu, was ich sage.«
    Erschüttert und zittrig wie er war, schlurfte Cale ein paar Schritte näher zu einer der Kerzen, aber nur wenige Schritte. Er war jetzt sehr vorsichtig, und obwohl er sich äußerst

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