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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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gibt. Außer dass es törichte oder unerfahrene Männer gibt und dass es Missverständnisse geben kann. Das ist das Wesen aller Dinge. Verstehst du das?«
    »Ja.«
    »Ich werde mir eine Alternative ausdenken.«
    Doch obwohl er akzeptierte, dass seine jahrelange Planung durch die entsetzliche Vernichtung seiner Elitetruppe unwiederbringlich zerschlagen worden war– Bergeron war zwar durch einen neuen Kerkermeister ersetzt worden, jedoch hatte man ihn zu seiner dankbaren Erleichterung weder ausgeweidet noch überhaupt bestraft–, war Bosco kreideweiß vor Schock. »Betrachte sie eine Stunde lang. Dann geh.«
    »Ich brauche keine Stunde«, sagte Cale.
    »Ich glaube aber…«
    »Ich brauche keine Stunde.«
    Bosco wandte sich um und ging. Cale folgte ihm auf der gewundenen Treppe, die für den Aufstieg Himmelsleiter genannt wurde, während sie aus Gründen, die im Nebel der Geschichte verschwunden waren, für den Abstieg Sankt-Nimmerleins-Stufen hießen. Langsam stiegen sie die Himmelsleiter hinauf, an der Rotunda vorbei. Boscos Knie waren auch nicht mehr das, was sie früher einmal gewesen waren, doch schließlich erreichten sie die Burse, eine Halle, von der aus Gänge zu den verschiedenen Abteilungen des Hauses für Sonderbehandlungen führten.
    Am anderen Ende der Burse wurde ein Mann, ein Erlösermönch, dem man sämtliche Kleider abgenommen hatte, auf einen offenen Hof geführt. Er jammerte leise vor sich hin, ein dünnes Schluchzen wie von einem übermüdeten, quengeligen Kleinkind. Cale beobachtete die drei Wärter, die ihn vorantrieben. Er beobachtete sie, als sei er ein Bussard oder ein eher nachdenklicher Falke.
    »Haltet sie auf.«
    »Mitleid ist hier nicht angebracht.«
    »Haltet sie auf, und befehlt ihnen, den Mann in seine Zelle zurückzuschaffen.«
    Bosco ging zu dem Hinrichtungstrupp hinüber, während die Soldaten versuchten, den Mann durch die Tür und in den Hof zu schieben.
    »Wartet einen Moment.«
    Zehn Minuten später ging Cale, gefolgt von einem misstrauischen Bosco, schweigend an den Zellen entlang, in denen die Purgatoren gefangen gehalten wurden– jene Abtrünnigen, denen Sünden wie Gotteslästerung, Häresie, Vergehen gegen den Heiligen Geist und eine lange Liste weiterer schlimmer Übertretungen vorgeworfen wurden. Hier warteten sie darauf, dass über ihr Schicksal entschieden wurde, und gewöhnlich handelte es sich dabei um ein ausgesprochen einheitliches Schicksal, das ihnen bevorstand. Cale betrachtete aufmerksam die Gefangenen– die Entsetzten, die Verzweifelten, die Verwirrten, die Fanatischen, die eindeutig Verrückten.
    »Wie viele?«
    »Zweihundertsechsundfünfzig«, sagte der neue Kerkermeister.
    »Wer ist dort drin?«, fragte Cale und nickte in Richtung einer verschlossenen Tür. Der Kerkermeister warf Bosco einen fragenden Blick zu, dann schaute er wieder Cale an. War das der verheißene Schnitter? Er sah wahrhaftig nicht sehr Furcht erregend aus.
    »Hinter dieser Tür werden jene gefangen gehalten, die zu einem Glaubensakt verurteilt wurden.«
    Cale starrte den Kerkermeister durchdringend an.
    »Schließ die Tür auf und geh.«
    »Tu, was dir befohlen wurde«, sagte Bosco.
    Der Kerkermeister folgte dem Befehl, aber sein Gesicht war rot vor Wut. Cale stieß die Tür auf. Dahinter befand sich ein Flur mit zehn Zellen, fünf auf jeder Seite. In acht Zellen saßen Erlösermönche, deren Verbrechen eine öffentliche Hinrichtung erforderten, um die Moral der zuschauenden Gläubigen zu stärken. Von den beiden anderen war einer ein Mann, eindeutig kein Priester, da er einen Bart und zivile Kleidung trug. Der letzte Gefangene war eine Frau.
    »Die Maid vom Amselfeld«, erklärte Bosco, nachdem sie in Cales Zimmer zurückgekehrt waren. »Sie hat Gotteslästerliches über den Gehenkten Erlöser prophezeit.«
    »Was für Gotteslästerungen?«
    »Wie kann ich sie wiederholen?«, fragte Bosco. »Schließlich sind es Gotteslästerungen.«
    »Wie konnte sie dann angeklagt und verurteilt werden?«
    »Der Fall wurde in camera verhandelt. Nur ein einziger Richter war dabei, als sie ihre Behauptungen wiederholte und sich so selbst verurteilte.«
    »Aber der Richter kennt sie jetzt.«
    »Leider starb er, Friede sei mit ihm, unmittelbar danach an einem Herzanfall, der eindeutig durch die Gotteslästerungen der Maid ausgelöst wurde.«
    »Was für ein Unglück.«
    »Mit Unglück hat das nichts zu tun. Er ist jetzt an einem besseren Ort– oder zumindest an einem Ort, von dem kein Reisender

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