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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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die Nahrung gekauft werden. Er musste kämpfen und immer weiterkämpfen, und wenn er auch nur eine Sekunde lang zu kämpfen aufhörte, würde er untergehen. Wach auf! Marschiere oder stirb. Marschiere oder stirb.
    In Memphis war es ihm so leicht wie das Atmen gefallen, sich Feinde zu schaffen, weil er töricht gewesen war und Fehler begangen hatte. Die einzigen Menschen, die er kannte und verstand, waren die Erlöser. Nur bei ihnen hatte er eine gewisse Chance, weil er zu ihnen gehörte und bei ihnen seinen Platz hatte. Überall sonst war er ein Kind mit einer besonderen Begabung: Zorn. Und jetzt war er so untrennbar mit den Purgatoren verbunden, die hier am Drift vom Untergang bedroht waren, als ob er jeden Einzelnen von ihnen liebte und auf ihn vertraute. Es gab keine Wahl, es hatte sie nie gegeben. All dies wurde ihm im Bruchteil der Zeit bewusst, die es dauert, um es aufzuzählen, und spülte in einer gewaltigen Woge über ihn hinweg, als stünde er vor einem berstenden Damm. Und obwohl sich seine ganze Natur, Herz und Seele, dagegenstemmten, sprang er auf und rannte den Abhang hinunter und auf die zwanzig Purgatoren zu, die neben ihren Pferden auf ihren Einsatz warteten, aber von ihrem Standpunkt aus die sich anbahnende Katastrophe nicht hatten sehen können.
    Obwohl der Angriff dringend war, bemühte er sich verzweifelt, ihnen seinen Plan zu verdeutlichen. Er zeichnete den Drift in die Erde und erteilte ihnen dabei seine Befehle.
    »Verstanden?«
    Sie nickten.
    »Wiederholt es noch einmal.« Die Purgatoren zögerten, konnten aber den größten Teil seiner Befehle richtig wiedergeben. Cale wiederholte seine Anweisungen noch einmal, dann bestiegen sie die Pferde.
    »Siegt und ihr werdet für Bruder Bosco fast wie Heilige sein.« Trotz seiner Sehnsucht, sich selbst zu verstoßen, hatte es der furchtbaren Vision auf dem Hügel bedurft, um ihm klarzumachen, dass sich diese Männer nach nichts mehr sehnten als danach, wieder dazugehören zu dürfen. Er glaubte, ihnen einen Ausweg vor dem sicheren Tod geboten zu haben, doch tatsächlich ging es hier um mehr. Würde er ihnen als Engel die Vergebung ihrer Sünden überbringen und sie in die Welt entlassen, so würden sie darin ziellos und verwirrt umherirren. Eine geisterhafte Freiheit.
    Als sie in ordentlicher Formation bergan ritten, spürte Cale die Macht der Bruderschaft und der Treue, von der sie selbst im Angesicht ihres eigenen Todes ergriffen wurden. Hooke verfolgte den Vorstoß mit mildem Erstaunen. Als sie sich der Anhöhe näherten, trabten sie an, wobei sie sich genau an Cale ausrichteten. Immer schneller ritten sie auf den Hügel zu. Oben bereiteten sich die Folksoldaten auf den letzten Vorstoß zur Hügelkuppe vor. All ihre Gedanken waren auf den bevorstehenden Kampf konzentriert und verschwendeten keinen an das, was hinter ihnen geschehen mochte, bis die Purgatoren nur noch fünfzig Schritt hinter ihnen waren und weiter auf sie zujagten. Doch als die Folk sie entdeckt hatten, riefen die Purgatoren mit lautem Gebrüll ihre verschiedenen Lieblingsheiligen oder -märtyrer an. Und dann begann das Schlachten.
    Der berittene Vorstoß der Purgatoren kam in der Senke zum Stillstand. Die Männer waren als bewaffnete Infanteristen ausgebildet und nicht als Kavalleristen– sie sprangen hastig von den Pferden ab und griffen die Folksoldaten von der Seite her an. Wie Bäume in einer plötzlichen Sturzflut fielen die ersten Ränge der Folk unter dem ungestümen Angriff der Erlöser, die ihrer im Schrecken einer monatelangen Gefangenschaft aufgestauten Wut freie Bahn ließen. Ein Dutzend stürmte Cale voraus, rücksichtslos und voller Bösartigkeit, voll blutrünstiger Todeswut. Cale kam sich hinter dieser ersten Sturmreihe hilflos vor, als verstecke er sich hinter einer Mauer. Aber schon verlor ihre Wut an Heftigkeit, als die Folk ihre Überraschung überwanden, den Ansturm parierten und die Erlöser zurückzuschlagen begannen. Auf der rechten Seite bedrängten sie die inzwischen ungeordneten Linien der Erlöser und spalteten ihre Front. Eine Lücke tat sich auf, die Cale Gelegenheit bot, seine Neigung zur Brutalität voll auszutoben. Sein erstes Opfer war Ben Van Brida, ein Achtzehnjähriger mit dichtem Bart, der mit einem tiefen Grunzen zu einem Doppelschlag gegen den Jungen vor ihm ausholte. Es wurde seine letzte Übung im Leben, denn Cales Messerklinge senkte sich knapp unterhalb des Kinns so tief in Bens Kehle, dass die Spitze im Nacken wieder heraustrat. Aber

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