Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)
Cale hatte zu hart zugestoßen– das Messer steckte im Rückgrat fest, und als Van Brida fiel, wurde Cale das Messer aus der Hand gerissen. Er duckte sich unter den Schlägen der beiden nächsten Angreifer durch, die gleichzeitig angriffen, weil keiner dem anderen den Vortritt lassen wollte. Cale sprang dicht an den von links kommenden Mann heran, packte ihn an der Hüfte, sodass er das Gleichgewicht verlor, und stieß ihn gegen den anderen Angreifer. Das bewahrte ihn vor dem nächsten Schlag. Dann trat er dem Feind, einem gewissen Frans Arnoldi von Nakuru, mit voller Kraft gegen das Schienbein und brach ihm den Knochen. Frans schrie vor Schmerzen. Cale stieß ihn gegen einen weiteren Feind, der zurückstolperte und prompt von einem angreifenden Purgator durch einen Stich in die Leber in den sofortigen Tod geschickt wurde. Der Mann konnte von Glück reden– in einer Schlacht sterben nur wenige so schnell. Doch Cale fand keine Zeit, sich zu bedanken, sondern schickte nun auch Arnoldi mit gebrochenem Bein ins Jenseits. Schon stürzte sich der nächste Mann auf Cale und damit in den unvermeidlichen Tod. Juanie De Beer, der damals in Bullbaiter’s Lane bis zum Letzten gekämpft und sich den Ehrennamen De Beer vom Bitterende verdient hatte, empfing seinen Todesstoß knapp oberhalb des Gemächts. Trotz seines Mutes fiel er und wand sich vor Schmerzen auf dem Boden. Cale schrie den Purgatoren hinter ihm zu, die Lücke zu schließen. Die Folk fielen einen Augenblick lang voller Entsetzen zurück, als sie sich diesem blutdurstigen Jungen gegenübersahen, und starrten ihn buchstäblich mit offenen Mündern an. Dieser Junge schien von niemandem Hilfe zu benötigen, so Grauen erregend und so urwüchsig erschienen seine Hiebe und Stiche, durch die er jeden Gegner besiegte. Aufgeschreckt durch seinen gebrüllten Befehl, schlossen die Purgatoren die Reihen und begannen erneut anzugreifen. Cale war so schlau, ein wenig zurückzutreten, da ihm plötzlich wieder die Gefahr bewusst wurde, die die kurzen, manchmal gleich doppelt geschleuderten Speere für ihn darstellten, die sich hinter ihm in die Reihen der Kriegermönche bohrten. Kein Geräusch, weder Pfeil noch Bolzen, klingt so wie der Aufprall eines Speers, der in Fleisch und Knochen zu stecken kommt, ein Schlag wie auf den Hals eines Pferdes, der durch alles Schreien und Brüllen zu hören war. Cale trat schnell vor, um den Speeren auszuweichen, und benutzte die Wand der Purgatoren vor ihm als Schutz. Doch inzwischen reichte die Senke im Hügel, welche die Folk bisher beschützt hatte, nicht mehr aus, um sie auch noch vor den Pfeilen zu bewahren, die von der Hügelkuppe herab auf sie niederprasselten. Die Folksoldaten mussten sich dem Angriff von der Seite stellen, gaben sich dadurch aber zugleich eine Blöße. Eingezwängt und heftig bedrängt von Cales Purgatoren machte sie der dreißig Schritt breite Abschnitt, der ihnen zunächst einen schnellen Sieg verheißen hatte, zu leichten Zielscheiben für die Bogenschützen.
Allein Prediger Viljoen von Enkeldoorn wurde klar, dass die Folksoldaten nur noch eine einzige Chance hatten: durch die Wand der Erlösermönche zu brechen und sich in einen derart engen Nahkampf mit ihnen verwickeln zu lassen, dass die Bogenschützen auf dem Hügel gezwungen waren, ihre Schüsse einzustellen, um nicht die eigenen Leute umzulegen. Die Hölle war Viljoens größte Leidenschaft– seine Predigten ließen den Gläubigen regelmäßig die Haare zu Berge stehen. Und nun durfte er die Hölle im Überfluss austeilen. Der Prediger war fast eineinhalbmal so groß wie die übrigen Folkkämpfer und hatte ein Gesicht so platt wie ein Teller, umrahmt von einem dichten Bart. Wie alle Folkkämpfer trug auch er einen kleinen Spaten mit sich, den sie im Veldt für vielerlei Tätigkeiten benutzten, etwa um Erdlöcher auszuheben oder Tiere zu erschlagen. Es war ein leichtes Werkzeug mit einem Schaft aus Bambus, einem viereckigen Stahlblatt, das auf drei Seiten geschliffen war, während die obere Kante stumpf blieb. Als Waffe geschwungen, schnitten die mit dem Schleifstein geschärften Kanten sauber durch Schultern, Hüften und Knie der Feinde.
Mit einem solchen Spaten brach der Prediger durch die Frontlinie der Purgatoren, brüllte seiner Herde zu, ihm zu folgen, und schlug mit großem Geschick und heiligem Zorn um sich. Einem Erlösermönch trennte er so präzise den Kopf ab, als köpfte er nur das Frühstücksei einer vornehmen Dame in Memphis. Zwar trat bei
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