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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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verstümmelt, eigentlich hieß Creschio nämlich Caren Aschiol, was in der Sprache der Leute aus den Sümpfen des Nordens, wo er herkam, wörtlich »Falke der Hügel« bedeutete. Oder nein, in der Sprache des Volkes, dem er angehörte, denn mittlerweile redeten ja alle wie dieser Vermaledeite Elf. Auch diese Zimperliese von Cala kam aus derselben Gegend, aus den Sümpfen des Nordens, und in Wirklichkeit hieß sie Cail Ara, »Neumond«. Nur weil sie aus derselben Gegend kamen, die zwei, das und nur das konnte der Grund sein, warum sie jetzt ständig zusammen waren, denn es war schlicht undenkbar, dass einer wie Creschio an dieser unerträglichen kleinen Zimperliese irgendwas sympathisch finden sollte.
    Er, Moron, hieß schon von Haus aus so. Ein guter Name, der rein gar nichts bedeutet, nur gut, um dich zu rufen, wenn wer was von dir will, und Tracarna hatte da nichts abkürzen müssen.
    Auch Robi hatte so einen Namen, der nichts bedeutete und schnell ausgesprochen war.
    Den Namen Moron hatte seine Mutter ausgesucht, jedes Kind hatte sie mit den Lauten gerufen, die ihr gerade in den Sinn kamen. Als er geboren wurde, gab es gerade eine ungewöhnliche Morchelschwemme und deshalb hieß er Moron, das war alles. Auch ins Waisenhaus zu kommen, war weiter nichts gewesen, eines Tages waren sie zu viele gewesen, und da war halt er es, der wegmusste.
    Dass Creschio, Caren Aschiol, Falke der Hügel, nicht mehr zu ihm gehörte, war unerträglich für ihn, nur ein paar Schritt weit von ihm entfernt, war er auf immer für ihn verloren, weil er ständig um den Elfen und bei Cala war. Das war die größte Qual für ihn, schlimmer noch als der Hunger, schlimmer noch als der endgültige Verlust des Traums davon, ein Alter Kämpe werden zu können. Er hörte seine Stimme, die sich aber nie an ihn richtete, und das war wie eine offene Wunde. Im Grunde wusste er selbst, dass ihm nur deswegen Tracarnas wurmige Polenta im goldenen Glanz der Erinnerung wie eine Götterspeise erschien.
    Moron löste das kostbare Stück Schnur, das er um die Taille geschlungen trug. Das war seine Angelleine. Er hängte die zwei Vogelköpfchen daran und machte sich auf den Weg zum Felsen des Blöden Orks oder, wie manche auch sagten, des Letzten Orks. Der Felsen des Blöden Orks war ein sehr kleiner Felsbrocken, der in der Mitte der Bucht aufragte und eine kuriose Form hatte, er sah nämlich so aus wie zwei riesige Fußsohlen. Der Felsbrocken war über eine Sandbank mit dem Felsvorsprung verbunden, der die Bucht nach Norden hin abschloss. Das war eine gute Stelle zum Fischen, denn hier kamen die Brassenschwärme auf ihrem Weg ins offene Meer vorbei, aber auch gefährlich für jemand, der nicht schwimmen konnte, denn bei Flut stieg das Wasser hier übermannshoch an. Die Stelle verdankte ihren Namen Srakkiolo, einer Gestalt, die in sämtlichen Balladen über Orks vorkam, er sollte der Letzte Ork sein, der übrig bleiben würde, wenn es dem Volk der Menschen gelungen war, sie alle zu vertreiben. Srakkiolo würde die wunderbare Aufgabe haben, jede Menge Prügel zu beziehen und aus allen seinen Abenteuern geschlagen und gedemütigt hervorzugehen, da er von absolut einzigartiger Dummheit und Grausamkeit war. Srakkiolo würde zum Felsbrocken gelangen, um die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne einzufangen, die er brauchte, um seine Feinde zu blenden, die Flut würde ihn überschwemmen und er würde dort sterben.
    Moron hockte sich auf den Felsbrocken. Es bestand keine Gefahr, die Flut würde erst am frühen Morgen kommen. Er warf die Angelleine aus und wartete, wenn er Glück hatte, konnte er eine Brasse fangen.
    Nicht weit von ihm saß das zimperliche Püppchen wie immer auf dem Arm des Vaters. Moron wünschte aus ganzem Herzen, sie eines Tages in die Finger zu kriegen, wenn weder ihr Vater noch ihre Mutter in der Nähe waren. Von all seinen Träumen war das vielleicht der einzige, der noch Bestand hatte. Der Elf setzte das Mädchen ab und blieb auf dem Felsen stehen. Moron schaute die Kleine an und wünschte aus ganzem Herzen, sie möge in dieses Wasser fallen, das die Farbe ihrer Augen hatte, wie alle behaupteten, und ein für alle Mal darin krepieren.

Kapitel 2
    Erbrow schaute aufs Meer hinaus.
    Ihr Vater hob den Kopf und der Wind zauste ihm die Haare. Die Sonne verfing sich in ihnen und ließ sie aufleuchten. Das Mädchen lachte, ihr gefiel dieses Spiel des Lichts in den Haaren ihres Vaters. Er war stark und glatt und hatte gelbe Haare, die den Sonnenschein

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