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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Kleidungsstück hergegeben, um aus dessen Fäden eine Art Netz zu knüpfen, das kein geflügeltes Wesen durchließ, und dabei gehen Kinder nun wirklich nicht kaputt, wenn sie den Mücken ein bisschen von ihrem Blut abgeben.
    Am Anfang, als sie am Strand ankamen, hatten sie Regeln aufgestellt. Von allem, was die alle taten, war das das Idiotischste.
    Jeder hatte etwas gesagt, und das war dann eine Regel des Orts, weil Orte ihre Regeln haben müssen.
    Sie hatten gesagt, jeder kann tun, was er will, man kann lesen, schreiben oder anderen Schwachsinn treiben. Man kann seiner Tochter sogar den Namen eines Drachen geben. Man kann auch halb nackt herumlaufen, was an allen anderen Orten verboten wäre. Er, Moron, war zum Glück mehr oder weniger gleich geblieben, aber Robi war sehr gewachsen und passte nicht mehr in ihre alten Klamotten. Ihr Mann, Seine Hoheit der Elf, lief halb nackt herum, nicht nur weil er eine Tochter bekommen hatte, sondern auch weil seine Kleider dazu gedient hatten, seine Frau zu bekleiden, und die hatte viel davon gebraucht. Robi, die im Waisenhaus eine Art zaundürre Latte gewesen war, nur Haut und Knochen und Schneidezähne, war ein kräftiges Mädel geworden, durch das viele Im-Wasser-Sein und Schwimmen hatte sie solche Schultern bekommen – sollten sie je nach Daligar zurückkehren, würde ihr niemand den Posten des Steinhauers in den Steinbrüchen des Verwaltungsrichters streitig machen wollen.
    Ein Haufen schwachsinnige Regeln, um schwachsinnige Dinge zu sagen, die nichts über wirkliche Dinge aussagten. Nichts darüber, wie man ein Alter Kämpe wird. Als sie die Stadt gründeten, wie sie das nannten, da ihrer Meinung nach diese Anhäufung von Elend eine Stadt war, hatte jeder etwas gesagt, und er, Moron, hatte gesagt, dass einer auch Elf sein dürfte, aber das hatte er nur gesagt, damit alle begreifen sollten, dass sie über all diesem ganzen blöden Regelkram vergessen hatten, den Elfen zu verbieten, mitten unter den anderen zu leben, als ob sie ganz normale Menschen wären. Sie dagegen hatten es nicht kapiert, und dass einer auch Elf sein durfte, war eine der Regeln dieses Orts von Schwachsinnigen geworden.
    Verrückt. Und keiner, dem er es sagen konnte. Nicht einmal Creschio. Nicht einmal ihm. Nicht zu fassen.
    Seit jeher waren sie wie ein Mann gewesen, sie beide, Creschio und Moron, auch ihre Namen waren wie einer gewesen, man hatte sie immer in einem Atemzug genannt, Creschiomoron, denn wo der eine war, war auch der andere.
    Um die Wahrheit zu sagen, war es immer der andere, Creschio, der die Initiative ergriff, Entscheidungen traf, Tiere zum Essen fing, die Beute verteilte, Wunden versorgte und Strafen festsetzte. Er, Moron, beschränkte sich darauf, ihm beizustehen und einverstanden zu sein, was nicht zu unterschätzen ist, denn Aufseher müssen immer zu zweit sein, also war seine Anwesenheit fundamental und unverzichtbar. So fundamental und unverzichtbar, dass Creschio Moron auch weiter bei sich behielt, als sie sich gestritten hatten. Das war passiert, als Morons kleiner Bruder gestorben war. Creschio hatte sich aufgeregt und zu ihm gesagt, er hätte ihn nicht sterben lassen dürfen, er hätte ihm mehr zu essen geben, ihn weniger arbeiten lassen müssen, er hätte ihm helfen und beistehen müssen. Alles Blödsinn, im Waisenhaus galten dieselben Regeln wie bei ihm zu Hause: jeder für sich, und die Götter, wenn es sie denn gab, für alle. Es war schließlich nicht seine Schuld, wenn sein Bruder klein und dumm war und sich die Polenta wegnehmen ließ. Einem die Polenta wegzunehmen, der dumm genug war, sie sich wegnehmen zu lassen, war erlaubt. Er, Moron, hatte sie ihm weggenommen. Er war ja schließlich nicht umsonst sein Bruder.
    Dann aber, um sich wieder mit ihm zu vertragen, hatte er Creschio auf dieser ganzen blödsinnigen Reise hinter dem Elfen herbegleitet. Er war sogar an seiner Seite gewesen, als eine Schar von Reitern aus Daligar mit ihren schimmernden Rüstungen den Elfen umzingelt hatte und der sie in die Flucht geschlagen hatte.
    Es war nicht fair, dass Creschio jetzt immer für sich blieb.
    Ach was, schlimmer als das, nicht für sich, sondern immer bei Cala, immer in der Nähe des Elfen.
    Er wollte nicht mehr, dass man ihn Creschio nannte. Er sagte, das erinnere ihn ans Waisenhaus, also ob das was wäre, was man vergessen müsste. Völlig zu Recht hatte Tracarna gesagt, Kinder müsse man mit kurzen Namen rufen wie Hunde, und daher hatte sie seinen ursprünglichen Namen so

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