Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
Winterfest und zum Neumondfest. Der Gedanke ans Bier trieb ihm vor Bedauern die Tränen in die Augen. Als Waise im Waisenhaus hätte er eigentlich keinen Anspruch auf Bier gehabt, oft blieb aber welches in den Bechern von Tracarna und Stramazzo zurück und das war dann ein Fest.
    Es war nicht immer so gut gelaufen. Am Anfang war es eher hart gewesen, härter noch als bei ihm zu Hause, wo man auch nicht zimperlich war. Das war die lange Zeit der verschrumpelten Äpfel und der Polenta mit Würmern drin, die immer in ungleiche Teile aufgeteilt wurde. Auch die Schläge wurden ungleich verteilt, umgekehrt wie die Polenta, je kürzer man da war, desto mehr Schläge bekam man. Aber auch da war er nicht verzweifelt. Man musste nur durchhalten. Auch wenn man nichts konnte, wenn man nicht reden konnte, wenn man nichts war, früher oder später wurde man groß, wenn man nicht vorher krepiert war. Und dann bekam man die Stelle eines Aufsehers, später die eines Kämpen und zuletzt – die Seligkeit auf Erden – wurde man ein Alter Kämpe.
    An dem Tag, als der Elf gekommen war, zusammen mit seinem Freund, dem Drachen, hatte es ein kolossales Besäufnis und eine kolossale Fresserei mit Bier und den Hühnern von Tracarna und Stramazzo gegeben. Moron hatte gedacht, es wäre hirnverbrannt, wegzugehen, das Gewisse gegen das Ungewisse einzutauschen, nur schade, dass niemand da war, dem man das sagen konnte. Sogar Creschio, der seit jeher mit ihm zusammen war, unzertrennlich, seine andere Hälfte sozusagen, war von seiner Seite gewichen, um sich mit dieser Zimperliese von Cala zusammenzutun und an den Lippen des Elfen zu hängen, nach seinem Schwachsinn zu lechzen. Nicht zu fassen.
    Und dann, während dieser ganzen verrückten und unglaublichen Reise, auf die der Elf sie und alle armen Schlucker und Hungerleider aus allen Winkeln der Grafschaft mitschleifte, hatte Moron immer wieder gedacht, das sei alles Unsinn, aber auch da war niemand, dem er es sagen konnte. Alle rannten hinter dem Verrückten her, wenn einmal Müdigkeit und wehe Füße sie hätten aufhalten können, erzählte der Verrückte ihnen einen Haufen Märchen, eins unsinniger als das andere, und alle schöpften wieder Mut und marschierten weiter. Nicht einmal als sie die Kavallerie von Daligar vor sich sahen, hatten sie sich beeindrucken lassen. Der Wahnsinnige hatte diesen Hungerleidern, die ihr Leben lang nichts anderes getan hatten, als jemanden zu suchen, vor dem sie kriechen konnten, ein paar Geschichten von strahlenden Helden erzählt, und schon waren sie alle Krieger geworden und hatten beschlossen, sie würden sich niemandem ergeben, auch wenn man sie töten sollte. Und wäre da am Ende nicht der Drache gewesen, der sich hatte töten lassen, um sie zu retten, hätte die Kavallerie von Daligar sie alle niedergemacht. Alle, bis auf den letzten verwanzten Fußlahmen, bis auf das letzte grindige Kind.
    Nicht zu fassen.
    Und sie hatten sich auch nicht empört über den Vermaledeiten Elfen, der sie dazu trieb, ihr stinkendes und verwanztes Leben aufs Spiel zu setzen, im Gegenteil, um Himmels willen, lauter Helden!
    Nicht zu fassen.
    Schließlich waren sie an diesem Strand angekommen, als ob das Meer ein Ort zum Ankommen wäre, mit all dem blauen Wasser und den grünen Inseln, den Felsnasen und den Möwen. Das Wasser und die Möwen mochten ja noch angehen. Was er wirklich nicht ertragen konnte, war das Mädchen, die Halb-Elfin. Es war ein ganz gewöhnliches Mädchen, aber als sie auf die Welt kam, war das, als würde eine Prinzessin geboren!
    Wenn er, Moron, als Kind Fieber hatte, schickte man ihn mit den anderen, sich was zum Essen zu suchen, und seine Mutter hielt ihn mit Ohrfeigen wach, wenn er nicht von selber wach blieb. Das Püppchen brauchte nur einmal zu niesen, und es war, als ginge die Welt unter. Ständig hielt ihr Vater sie auf dem Arm, als ob sie ein Krüppel wäre, dabei konnte sie sehr gut laufen. Ihn, Moron, hatte nie jemand auf dem Arm getragen. Bei ihm zu Hause, das waren anständige Leute. Wenn ein Kind geboren wurde, das würde dann schon für sich sorgen, und wenn zu viele Kinder da waren, brachte man sie eben ins Waisenhaus, er war schließlich nicht von selbst ins Waisenhaus gegangen.
    Er, Moron, hatte sich sein Leben lang wegen Mücken und Zecken kratzen müssen und das hatte ihm nicht geschadet, er war schließlich nicht daran gestorben. Als Ihre Hoheit die Prinzessin zum ersten Mal von einer Mücke gestochen wurde, hatte ihr Vater sein letztes

Weitere Kostenlose Bücher