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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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aber sie fliegen nicht, siehst du, und mit einem Huhn bekommt man mindestens sechs Leute satt. Es ist richtig, dass die Menschen andere Wesen essen, und damit ein Kind nicht Hunger leidet, bin ich auch bereit, mit meinen eigenen Händen einem Zaunkönig den Hals umzudrehen, aber sobald es uns möglich ist, müssen wir die anderen Bewohner dieser Erde respektieren und Entscheidungen treffen, die so wenig Leid wie möglich verursachen. Das absolut Gute können wir nicht haben. Wir streben das geringste Übel an.«
    »Nein ham ham tschip tschip. Nein aua tschip tschip«, pflichtete Erbrow bei.
    »Genau, Vögel isst man nicht. Und man tut ihnen auch nicht weh. Zaunkönige tötet man nicht, vor allem dann nicht, wenn man an einem Ort lebt, wo es von Tellmuscheln und Sardinen nur so wimmelt.«
    Yorsh richtete sich auf und blieb auf dem Felsen stehen, der Wind und die Reflexe des Sonnenlichts auf dem Wasser umspielten ihn. Er schaute auf ihr Haus, seins und Robis, am äußersten westlichen Rand des Orts. Er war so glücklich, dass er sich von Licht durchdrungen fühlte, er glaubte sich ein Teil davon.
    Dann schaute er Moron an, der jetzt nicht weit von ihm auf dem Felsbrocken des Blöden Orks hockte, dann drehte er sich um und beobachtete wieder den Sardinenschwarm.
     
    Plötzlich nahm das Licht ab und es durchfuhr sie eiskalt. Erbrow sah zum Himmel hinauf, wo unverändert die Sonne schien, dann sah sie auf die Baumwipfel, die reglos waren, weil es völlig windstill war. Sie suchte mit den Augen und endlich begriff sie. Es war nicht Kälte, was sie erstarren ließ, es war Hass.
    Der Mann des Hasses war nicht weit weg von ihr, hockte auf dem Felsbrocken des Blöden Orks, um mit seiner verdrehten Angelleine ein paar Fische zu fangen. Er hatte ihrem Vater einen bösen Blick zugeworfen, wie er es auch mit ihrer Mutter tat, aber das war nichts im Vergleich zu dem puren Hass, den er für sie übrig hatte.
    Der Mann des Hasses drehte sich um und sein Blick traf sie voll. Es war ein fürchterlicher Blick. Der Mann warf ihn ihr nie zu, wenn ihr Vater oder ihre Mutter es hätten sehen können, sondern nur wenn sie allein ihn sehen konnte. Dieser Blick sollte sagen, dass sie ihm früher oder später in die Hände fallen würde, wenn ihr Vater oder ihre Mutter nicht da waren, und dann würde es kein Erbarmen geben.
    Erbrow schwankte.
    Sie verlor das Gleichgewicht. Sie versuchte, die Hand ihres Vaters zu fassen, der war aber ganz an den Rand des Felsens vorgetreten, um die Sardinen zu beobachten, und sie griff ins Leere. Sie fiel ins Wasser. Sie spürte, wie ihr das Meerwasser in Augen und Nase drang, und auch in den Mund, als sie ihn aufmachte, um zu weinen. Aber selbst dann ließ sie ihre Puppe nicht los.

Kapitel 3
    Yorsh stockte der Herzschlag. Im nächsten Augenblick war er auch schon im Wasser, eine Hand auf dem Brustkorb des Mädchens.
    Die Kleine konnte nicht schwimmen.
    Gleich nachdem sie am Strand angekommen waren, hatte Yorsh versucht, Robi das Schwimmen beizubringen, indem er ihr den Begriff des »Delfinseins« erklärte, das hieß ganz fest daran zu denken, dass man ein Delfin ist, und Robi wäre beinah ertrunken.
    Nachdem sie so viel Wasser geschluckt hatte, dass man sich wundern musste, dass überhaupt noch welches im Meer war, hatte sie eine Technik entwickelt, ähnlich wie die Frösche in den Teichen, die ihr erlaubte, den Kopf oben zu halten und zu atmen. Die hatte sie dann allen anderen beigebracht, und jetzt waren es nur noch Moron und die allerkleinsten Kinder, die nicht schwimmen konnten.
    Yorsh und Robi hatten bemerkt, dass es dem Elfen nicht immer leichtfiel zu unterscheiden, welche Fähigkeiten nur ihm eigen waren und welche er mit den Menschen gemeinsam hatte. Aus Angst, sich zu täuschen und Erbrow in Gefahr zu bringen, indem er elfische Kräfte bei ihr voraussetzte, hatten sie vereinbart, dass Robi ihr das Schwimmen beibringen würde, wenn sie etwas älter war.
    Da sie aber am Meer lebten, war es unvermeidlich, dass Erbrow ins Wasser fiel. Das Ergebnis waren jedes Mal große Hustenanfälle und großes Geheul, woraus Yorsh geschlossen hatte, dass die Schwimmtechnik ihrer Mutter sie im Wasser wohl eher retten würde.
     
    Während er das Mädchen packte, dachte Yorsh an das Delfinsein und brachte sie wieder an die Oberfläche. Das ganze Unternehmen hatte nur ein paar Sekunden gedauert. Erbrow fing an, wie verrückt zu lachen. Sie hustete nicht und rieb sich auch nicht die Augen, obwohl sie sie offen gehalten

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