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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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gerade, nach seiner Gestik zu urteilen, vom Angriff Sire Arduins auf die Orks. Auch Erbrow musste das sehr interessant finden, denn just in dem Moment, da sich Morons Schatten ihr näherte, hörte sie auf zu spielen, lief zu ihrem Vater und ließ sich hochheben. Moron ging in Richtung auf den Felsvorsprung weiter, nicht ohne zuvor den armen Jastrin mit einem demonstrativ verächtlichen Blick bedacht zu haben. Jastrin bemerkte das gar nicht und hörte weiterhin gebannt und aufmerksam zu. Seine Beine waren dünner und schwächer als die der anderen und taten ihm oft weh. Yorsh hatte für ihn das Amt und den Titel Offizieller Schreiber erfunden, und in Ermangelung von Pergament, auf dem man hätte schreiben können, war er Offizieller Bewahrer des Gedächtnisses, und sooft er konnte, schleppte Yorsh ihn mit sich, um ihm in einprägsamen Episoden von der Vergangenheit zu erzählen, die er aus einigen Hundert Geschichtsbüchern kannte.
    Wie Yorsh erklärte, lag die Zukunft eines Volkes in seiner Vergangenheit beschlossen, und ein Volk, das seine Vergangenheit nicht kannte, konnte seine Zukunft nicht gestalten. Bewahrer des Gedächtnisses war also ein sehr wichtiges und hohes Amt.
    Robi hörte weniger genau zu, weil sie der Ansicht war, dass die Zusammensetzung des Abendessens eine nicht minder wesentliche Rolle bei der Gestaltung der Zukunft eines Volkes spielte, der einzige Adressat von Yorshs Ausführungen, der so gebannt wie ergriffen zuhörte, war also Jastrin.
    Robi kam nicht mehr bis zu Yorsh.
    Plötzlich erschienen am Horizont drei Gestalten, gehüllt in ein so vollkommenes Schwarz, dass es wirkte, als verschluckten sie das Licht, als töteten sie es und verbreiteten rings um sich eine solche Finsternis, dass sich auch der Horizont verdunkelte.
    Caren Aschiol war mit Chicco im Wasser. Mit dem Kind auf dem Arm kam er an Land und setzte den Kleinen ab.
    »Was ist denn das?«, fragte er. »Ein Gewitter ist nicht so schwarz.«
    Robi antwortete nicht. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Das Einzige, was sie wusste, war, und das stand ihr völlig klar vor Augen, dass sie diese Gefahr gesehen hatte und vollkommen blödsinnigerweise keinen Alarm geschlagen hatte.
    Endlich kam Yorsh.
    »Die Erinnyen!«, rief er. »Die Furien! Das sind die Todesengel!«
    Yorsh war aschfahl ihm Gesicht. Zum ersten Mal sah Robi Entsetzen in seinen Augen.
    »Die was?«, fragte sie.
    »Meine Großmutter hat mir von ihnen erzählt«, antwortete Yorsh. »Ich wusste, dass es eine Gegend gibt, die von den Erinnyen heimgesucht wird, alle Jahrzehnte einmal kehren sie an den Ort ihres Martyriums zurück, aber ich wusste nicht, wo das ist. Es ist hier!«
    Die drei schwarzen Schatten kamen langsam näher. Die im Wasser spielenden Rinder, ein halbes Dutzend jeden Alters und jeder Größe, die bis zu diesem Augenblick mit dem Gekreisch der Möwen gewetteifert hatten, verstummten. Erbrow begann zu husten.
    »Jetzt weiß ich, warum an diesem Ufer niemand gelebt hat«, fuhr Yorsh fort. »Die Erinnyen sind die Geister von drei armen Frauen, die als Hexen verurteilt wurden. Sie haben einen Fluch über das Leben und das Universum verhängt und sind zu Geistern der Zerstörung geworden.«
    »Aber wann ist denn das passiert?«, fragte Caren Aschiol. Chicco hatte auch angefangen zu husten.
    »Das war vor den Elfenreichen.«
    »Vor den Elfenreichen? Und was heißt das?«
    »Vor neun bis zehn Jahrhunderten.«
    »Vor tausend Jahren? Mein Sohn kriegt keine Luft wegen einer Sache, die vor tausend Jahren passiert ist? Und was hat er damit zu tun? Und ich, was habe ich damit zu tun?«
    »Aber sind denn die Hexen nicht Töchter der Elfen? Waren sie so grauenhaft, schon bevor man euch zu Königen gemacht hat?«, fragte Moron, der näher gekommen war. »Tolle Idee, an diesen Traumstrand zu kommen. Wären wir im Waisenhaus geblieben, wären wir jetzt Alte Kämpen …«
    Robi hasste ihn, und das war das Einzige, was sie einen Moment lang von ihrer Wut auf sich selbst ablenken konnte, weil sie geschwiegen hatte, als die Schatten schon in ihren Schlaf gedrungen waren. Doch dann ging alles unter in der Sorge um Erbrow, die auf ihrem Schoß saß und der das Atmen immer schwererfiel. Auch die anderen Kinder fingen an zu husten. Yorsh, Creschio, Cala und Solario liefen hin und holten sie aus dem Wasser, in einem beschwerlichen Marsch, mit verlangsamten Bewegungen und mühsamem Luftholen, wie gebrechliche oder kranke Alte. Robi blieb am Strand, hielt ihre Arme schützend über

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