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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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und zog eine schiefe Bahn, bei dem Pferd waren die Hinterbeine zu dünn und der Hals zu lang und sie hatte darin die Gegenstände ihrer Vision wiedererkannt.
    Nach der Reise war Robi die Gabe der Hellsicht abhandengekommen, wenn es sich denn um eine Gabe handelte. Jetzt waren die Visionen wiedergekehrt, aber sie waren ein Fluch.
    Jetzt sah Robi Abgründe von Dunkelheit, einer hinter dem anderen, sah etwas, was das Licht vernichtete.
    Sie sah nicht einfach das Fehlen von Licht, sondern sein Gegenteil. Licht macht das Dunkel zunichte, ein Lichtstrahl genügt, um jede Dunkelheit zu durchbrechen. Sie aber sah eine Dunkelheit, die das Licht verschlang. Ein Bruchteil davon genügte und jede Helligkeit war ausgelöscht. Wenn sie die Augen schloss, erschien eine dunkle Finsternis, allumfassend und erschreckend. So, als würde sich jemand bereit machen, im nächsten Moment über die Welt herzufallen.
    Robi war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Yorsh davon zu erzählen und diese Mitteilung ein für alle Mal durch die Erklärung ihrer Abstammung und ihres Namens zu vervollständigen, und dem, sich weiterhin damit zu beschwichtigen, dass diese Halluzinationen ganz bedeutungslos wären.
    Das war keine Vision. Es war nur ein Streich, den die Müdigkeit ihr spielte. Sie war jetzt ständig müde. Immer häufiger kam es vor, dass sie sich nicht auf den Beinen halten konnte. Sie hätte andauernd schlafen können. Oft war ihr speiübel, auch wegen des schrecklichen Gestanks nach verbranntem Fleisch, der mittlerweile ständig über der Bucht lag.
    Das übrige Dorf hatte sich trotz des Gestanks an die Selbstverbrennungen der Phönixhenne gewöhnt, und mittlerweile fragte man sich schon amüsiert, wann sie wieder Festbeleuchtung machen würde. Erbrow allerdings schien daran überhaupt nichts lustig zu finden. Für sie war das anders. Jedes Mal wenn das vermaledeite Federvieh in Flammen aufging, rührte sie sich nicht vom Fleck und schaute wie gebannt zu, gequält, aber sie harrte dort aus.
    Nach jedem Feuer war das Gefieder der Phönixhenne noch prächtiger und im gleichen Maße nahm ihr Hochmut zu. Ihr Gedächtnis wurde immer lückenhafter. Beim vorletzten Mal erinnerte sie sich nicht mehr, wer die Elfen waren. Nach dem letzten Mal wusste sie nicht einmal mehr, wer die Phönixe waren. Sie quasselte pausenlos. Ihre Rede war ein unaufhörliches Gejammere über ihre Schönheit und die Gefahr, dass sie von der Zeit angegriffen und, die Götter mochten es verhüten, alt und grau werden könnte. Beging man den Fehler und versuchte, der Kreatur zu versichern, wie schön die Farbe ihres Gefieders sei, das Gold und Silber der Flügel, so steigerten sich die Forderungen nach Trost und Zuspruch ins Unendliche, wurden maßlos und tyrannisch, ohne dass die dahintersteckenden Ängste im Geringsten beschwichtigt worden wären. Es war ein schrilles und nervtötendes Gequassel und vielleicht war sie auch deswegen erschöpft.
    Robis Entschluss stand fest. Sie war sich so gut wie sicher, dass es ein Fehlalarm sein würde, aber so unwahrscheinlich es auch war, sie durfte nicht länger zögern, die Warnung auszusprechen. Über das Alter der Koketterie und der Launen war sie hinaus. Es war ihr peinlich, Yorsh, dem sie während ihrer Reise nie Mut zugesprochen hatte, von ihren Visionen einer Zukunft zu erzählen, die ihr Sicherheit verliehen hatten, während er von Angst und den schrecklichsten Befürchtungen geplagt war, dass es für sie kein Morgen geben könnte.
    Sie würde bekennen müssen, dass sie ihm, seiner Liebe nicht vertraut hatte; aber mittlerweile war sie sicher, dass er nicht nur nicht böse werden würde, sondern dass er sie im Gegenteil auch weiterhin genauso lieben würde, wenn nicht noch mehr.
    Robi fragte sich, wie sie nur so lange hatte warten können, wie sie Yorsh die Beruhigung hatte vorenthalten können, dass sämtliche Prophezeiungen sich bewahrheitet hatten.
     
    Yorsh hockte zusammen mit Jastrin auf dem dicken Stamm einer Strandkiefer, den der Wind bis in die Waagrechte gebeugt hatte. Erbrow spielte in ihrer Nähe. Moron ging hinter ihr vorbei, schief und mürrisch, eine seiner monströsen Vogelfallen in der Hand, und Robi verspürte das Unbehagen, das sie immer in seiner Gegenwart befiel, aber sie waren, wie es in den Gründungsstatuten ihrer Stadt hieß, eine Gemeinschaft von Freien, und daher konnte man nicht einfach jemanden ausschließen oder misshandeln, bloß weil er etwas Unheimliches an sich hatte. Yorsh sprach

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