Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
sein Bruder gewesen war.
Und zum ersten Mal tauchte die Frage in ihm auf, ob nicht auch Erbrow der Jüngere, bevor er sein Leben hingab, damit sie alle leben konnten, die Versuchung verspürt haben mochte, davonzugehen und sein Leben zu retten.
Auch Robis Vater und Mutter hatten ihn ja schließlich nicht adoptiert oder eingeladen. Sie waren auf ihn und sein Leben gestoßen und hatten es ganz einfach gerettet.
Nicht im Traum würde es einem Elfen einfallen, ein Lebewesen zu verfolgen, er würde sich aber auch nur schwer dazu bewegen lassen, jemanden zu retten, mit Ausnahme von Fliegen, Kaninchen, Hühnern … Angesichts eines Verfolgten würde er, der Elf, seinen Tod beweinen, gewiss, in erhabenen Gesängen und zart empfundenen Gedichten. Auf Pergament würde er in goldenen Lettern von dessen Taten berichten. Auf großen Wandgemälden würde er an sie erinnern und damit ein unauslöschliches Zeugnis davon geben. Aber niemals würde ein Elf hingehen und ihn retten. Nicht nur weil die Unsterblichkeit eine zweischneidige Gabe ist und den, der sie besitzt, bisweilen feige macht und die Gefahr unerträglich scheinen lässt, sondern auch weil Verfolgte zu retten, einen größeren Einsatz verlangt. Nicht nur den des eigenen Lebens, sondern auch den der Seele.
Um jemanden zu retten, muss man unter Umständen kämpfen.
Und kämpfen bedeutet, dass man getötet werden kann. Es bedeutet einen Schwerthieb, der etwas für immer zerhaut, abtrennt oder verkrüppelt. Es kann bedeuten, dass man dann nur noch ein Bein hat und den eigenen Kindern nicht mehr entgegenlaufen kann, dass man nur noch einen Arm hat und sie nicht mehr in die Arme schließen kann. Es kann heißen, dass das eigene Blut sich mit Staub vermischt und zu Schlamm wird. Es kann heißen, dass die eigenen Augen zum Fraß für Krähen oder Würmer werden, oder für beide, denn die Wege der Natur sind zahllos und unerforschlich.
Kämpfen kann auch töten heißen, kann heißen, den Schmerz dessen zu fühlen, der stirbt.
Kämpfen kann heißen, so viel zu töten, dass man den Schmerz des Sterbenden nicht mehr spürt, und dann bedeutet es, die eigene Seele zu verlieren.
Menschen tun das, sie verfolgen, töten und retten.
Manchmal können sie grausamer sein als die Orks, aber ihr Erbarmen ist auch größer als das der Götter.
Yorsh schämte sich. Es waren zwei verletzte Männer, die er da verzweifelt zwischen den Felsbrocken des Wasserfalls hatte herumirren sehen. Was auch immer sie bis zu ihm geführt hatte, es gehörte sich nicht, ihnen nicht zu helfen.
Er würde ihnen helfen, sie nähren, pflegen und beherbergen.
Er sagte sich noch vor, dass er nicht verpflichtet war, ihnen auch noch zu folgen, nachdem er ihnen geholfen hatte, und wiederholte sich das auf dem ganzen Weg wieder und wieder, weil er sich nicht sicher war. Welche Gefahr auch immer es war, die die Welt der Menschen bedrohte, hatte er erst einmal davon gehört, würde sie auch ihn angehen, ob er wollte oder nicht.
Endlich war der Wald zu Ende. Die Lichtung tat sich vor ihm auf. Der Lärm des Wasserfalls traf ihn ebenso wie das grelle Licht.
Meliloto und Palladio sahen und erkannten ihn. Noch bevor sie ihn begrüßten, sagten sie, dass die Orks wiedergekehrt seien, wie zu Zeiten Arduins, aber jetzt war kein Arduin da. Sie sagten, dass die Stadt Varil, wo sie Aufnahme gefunden hatten, sie, ihre Frauen und Kinder, belagert werde und dass sie, wenn keine Hilfe kam, fallen würde. Und dann sagten sie, dass da niemand mehr war. Die Armee von Varil war hingemetzelt worden. Der Verwaltungsrichter von Daligar würde keinen einzigen Soldaten zu ihnen schicken, das wusste jedes Kind.
Blieb nur er. Er war ein Prinz, nicht wahr? Nein? So etwas Ähnliches? Ein Krieger? Irgendetwas musste er doch sein. Sie hatten ihn gesehen. Er hatte ein Schwert, das im Stein steckte, herausgezogen. Das will etwas heißen! Solche, die Schwerter aus dem Felsen ziehen, gewinnen immer. Das steht auch in den Büchern geschrieben, dass einer, der Schwerter aus dem Felsen zieht, unbesiegbar ist. Sie hatten keine Bücher gelesen, das war wohl wahr, sie konnten schließlich nicht lesen, aber so was wusste doch jedes Kind. Sie wollten nicht stören, sie waren nur gekommen, um zu fragen ob er, Yorsh, die Freundlichkeit hätte, zu kommen und diesen Krieg für sie zu gewinnen, dann würden sie auch wieder nach Hause gehen können, was jetzt nicht möglich war, weil ihr Haus in einer belagerten Stadt lag, und da waren ihre Kinder drin, in
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