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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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lassen, was ihm voraussichtlich niemand danken würde.
    Das Pferd begann zu grasen.
    »Etwas anderes kann man nicht tun«, murmelte Yorsh.
    Das Pferd graste weiter. Yorsh schüttelte den Kopf.
    Er konnte Moron nicht in der Nähe seiner Tochter lassen. Der Mann hasste sie. Hass war für Erbrow wie Schmerz. Sie empfand ihn wie eine Verletzung.
    Früher oder später würde er ihr vermutlich etwas antun. Und das würde vielleicht etwas Schreckliches sein.
    Yorsh konnte ihn nicht bestrafen, nicht bevor er wirklich etwas unternahm. So verabscheuungswürdig er sein mochte, bis zu diesem Zeitpunkt war Moron unschuldig. Vor allem ist niemandes Schicksal gewiss. Wie konnte er wissen, ob Moron Erbrow wirklich schaden würde? Das war nur eine Möglichkeit.
    Eine andere Möglichkeit war, dass er fern von Meer und Dorf ein Leben fand, das ihm mehr zusagte.
    Er konnte sich als Alter Kämpe anwerben lassen, da ihn die Vorstellung nun einmal so begeisterte, oder er konnte Arbeit finden als Zweiter Dorfdepp, eine andere Tätigkeit, für die er sehr geeignet schien. Alles wäre besser, als an einem Strand herumzulungern, den er aus ganzer Seele hasste, Dinge zu tun, die er verabscheute, umgeben von Menschen, denen er den Tod wünschte.
    Der Weg wurde wieder steiler. Unter ihm keuchten Meliloto und Palladio dahin, sie führten Gadfurt mit, »der Starke«, das dritte Fohlen von Blitz und Fleck. Sie hatten Yorsh bis nach Erbrow begleitet. Der in den Stein gehauene und geschlagene Weg war zum Teil verschwunden, zum Teil noch gut sichtbar. Ohne die verschütteten Abschnitte wieder freizuschaufeln und zu befestigen, wäre es unmöglich gewesen, Pferde mitzuführen, aber Menschen zu Fuß konnten hier durchkommen.
    In den wenigen Tagen ihres Aufenthalts in Erbrow, während sie ihre Wunden pflegten und Yorsh sich auf die Reise vorbereitete, hatten die beiden ihm erklärt, wie die Ebene von Varil eingenommen und die Stadt eingekesselt worden war.
    Sie hatten ihm von einem gewissen Rankstrail erzählt, Söldnerhauptmann in Diensten der Stadt Daligar, und wie er seit Jahren die Orks bekämpfte und sie von der Bekannten Welt fernhielt.
    Rankstrail stammte aus Varil.
    »Wirklich aus Varil?«, fragte Yorsh.
    Die Information schien ihm bemerkenswert. Oberste Regel eines guten Kriegers ist: Such dir einen Verbündeten. Die goldene Regel für den kampfunwilligen Krieger lautet: Such dir einen guten Verbündeten, und sobald es geht, überlass ihm die Aufgabe, und kehr nach Hause zurück. Diese Regel hatte er aus keinem der Handbücher für Militärtaktik, die er gelesen hatte; gewisse Einsichten kamen ihm eben spontan.
    Die beiden bestätigten es. Der Hauptmann stammte wie die meisten Söldner aus dem Äußeren Bezirk der Stadt Varil, wo auch sie lebten. Im Unterschied zu Daligar, das wie eine Art Igel die Menschen abwies und vor seinen Toren verrecken ließ, nahm Varil jeden auf. Dann wurde einem über Steuern und Abgaben freilich das letzte Hemd ausgezogen, was wahr ist, ist wahr, aber man ließ sie herein und am Leben. Sie kannten auch die Familie des Hauptmanns. Der Vater war ein braver Mann und die Schwester, Fiamma, arbeitete als Wäscherin, sie war im heiratsfähigen Alter. Da war auch noch ein jüngerer Bruder, aber sie erinnerten sich nicht, wie der hieß.
    Der Hauptmann war noch nie besiegt worden.
    Es hieß, er könnte selbst im Nichts Spuren erkennen, man munkelte, er könnte Bewegungen am Vogelflug ablesen. Er war geräuschlos wie eine Schlange, seine Angriffe gingen nie fehl, er wusste immer im Voraus, wo der Feind auftauchen würde.
    Nachdem er immer mächtigere Orkhorden eine nach der anderen abgewehrt und zurückgeschlagen hatte, sah er sich am letzten Februarmorgen im Raureif etwas gegenüber, was nicht mehr bloß ein Haufen Orkkrieger war, sondern ein regelrechtes Heer, bestehend aus Infanterie und Kavallerie, ausgestattet mit Katapulten und Wagen, wie man das seit den Zeiten des seligen Arduin nicht mehr gesehen hatte.
    Angesichts dieser massiven Invasion hatte der Hauptmann zum Rückzug blasen müssen. Es war aber ein geordneter Rückzug gewesen, keine Flucht, und schon erzählte man sich davon wie von einem legendären Unternehmen. Rankstrail hatte niemanden zurückgelassen. Er hatte die Orks hingehalten, bis sämtliche Bauernhöfe geräumt waren. Die Männer hatte er bewaffnet. Frauen, Kinder und Alte hatte er mitgeführt und in Sicherheit gebracht. Obstgärten hatte er niederbrennen, die Ernte auf den Feldern vernichten,

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