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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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worden?«, fragte Yorsh.
    Etwas Furchtbares war geschehen. Jemand musste sie verraten haben. Die Orks waren bis an die Stadt herangekommen und niemand hatte die Schleusen geöffnet. Die Stadt war umzingelt worden.
    Sie beide waren außerhalb der Stadt gewesen, weil sie Karpfen fangen gegangen waren, die es in den Teichen gab, weiter oben im Schilf. Die Jagdhüter kamen dort nicht hin, weil sich aus Karpfen niemand etwas machte. Während die Forellen weiter unten lebten, aber die waren für die Stadt, für die Einwohner, und dort gab es Jagdhüter. Deshalb waren sie außerhalb der Stadtmauern, im Schilf versteckt, als die Orks zur Stadt kamen, ohne dass Alarm gegeben worden wäre und ohne dass jemand die Schleusen geöffnet hätte. Plötzlich hatten sie sich mitten unter Orks befunden, die sich auf den Hügeln rings um Varil fröhlich breitmachten. Sie hatten gesehen, wie sie reihenweise Bäume fällten, Zedern und Olivenbäume, um ihre riesigen Feuer zu machen, über denen sie dann halbe Rinder am Stück brieten. Sie waren noch zwei Tage im Schilf geblieben, keine fünfzig Schritt von dort entfernt, wo die Orks ihr Lager hatten und sich gegenseitig umbrachten, um sich mit den Waffen zu üben. Sie waren furchtbar, die Orks, ob er je welche gesehen hatte? Das waren keine Personen. Ihr Gesicht war voller Haare. Sie bestanden nur aus Haaren und Krallen. Etwas zwischen einem Tier und einem Dämon. Sie hatten weder Erinnerungen noch Gedanken, hieß es. Sie waren Tötungsmaschinen.
    Nach zwei Tagen war die Armee von Varil in ihrer ganzen Herrlichkeit aus der Stadt ausgerückt, um die Belagerung zu durchbrechen. Das war ihr Glück gewesen, denn die herrliche Armee von Varil war besiegt worden, abgeschlachtet, um genau zu sein, aber mit dem Abschlachten waren die Orks so beschäftigt gewesen, dass sie beide entkommen konnten. Die Flucht war der blanke Schrecken gewesen. Zuerst waren sie im Schutz des Schilfs geflohen, dann in dem der Mandelbäume, deren Blüte gerade begann, und schließlich im Schutz der Nacht und des Rauschs der Sieger.
    »Warum haben sie sich abschlachten lassen?«, hatte Yorsh äußerst angespannt gefragt.
    Eine weitere Grundregel der Kriegskunst betraf die korrekte Einschätzung des Gegners. Eine goldene Regel im noch ungeschriebenen Handbuch des unfreiwilligen Helden empfahl, sollte das Missverhältnis der Kräfte zu groß sein, es gar nicht erst zu versuchen.
    Die beide wussten nichts. Sie waren keine Experten in Militärtaktik. In ihrer Zeit als Soldaten des Verwaltungsrichters hatten sie nichts weiter getan, als in den Verliesen Wache zu schieben. Sie konnten Ratten fangen, darin waren sie ganz groß.
    Ihnen war die Armee von Varil herrlich und unbezwingbar erschienen, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund mussten die Orks nicht derselben Ansicht gewesen sein.
    Sie beide hatten nicht gut sehen können. Sie hatten das Funkeln von Rüstungen gesehen, geschwenkte Standarten und flatternde Mäntel und dann hatten sie die Hörner zum Sieg blasen hören, aber es waren die der Orks gewesen. Das Siegesgebrüll der Orks war zum Himmel aufgestiegen und hatte keinen Raum mehr für Hoffnung gelassen. Dann waren sie geflohen. Zoll für Zoll. Von einem Schrecken in den nächsten fallend. Zum Glück waren die Orks berauscht von Bier und vom Sieg und hatten sie nicht gesehen …
    »Sie haben euch nicht gesehen? Und eure Verletzungen? Die sind doch von Pfeilen!«
    Vielleicht war der Gegner ja schrecklich, aber zielen konnten die Orks nicht. Diese Nachricht hatte sowohl für den klassischen als auch für den widerstrebenden Helden etwas Tröstliches.
    Das waren keine Ork-Pfeile gewesen, die sie verletzt hatten. Die Orks hatten sie weder gesehen noch wahrgenommen noch geahnt, dass es sie überhaupt gab, sonst hätte es keine Rettung für sie gegeben, das wusste ja jedes Kind. Nachdem sie, am Boden kriechend wie Nattern oder Regenwürmer, geflohen waren, eilten sie sofort nach Daligar. Sie hatten Schleichwege genommen, sich durch das Gestrüpp der Neumond-Hügel geschlagen, aber das war eine völlig überflüssige Vorsichtsmaßnahme gewesen. Drei Meilen hinter Varil fanden sich urplötzlich keine Orks mehr. In der Dogon-Schlucht war kein einziger mehr. Die Abkürzung war aber doch zu etwas gut gewesen. Wenn auch völlig zerkratzt, waren sie doch früh angekommen. Die Nacht war noch nicht hereingebrochen, als sie vor den Toren Daligars standen. Sie wollten Alarm geben. Das konnte sie das Leben kosten, na gut, in

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