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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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nicht, dass die Nachricht von der Belagerung in die Stadt gelangte, aus Angst, der Hauptmann und seine Söldner könnten dem Befehl zum Nichteingreifen zuwiderhandeln. Der Hauptmann wusste nichts. Wenn er etwas gewusst hätte, wäre er seiner Stadt mit seinen Männern zu Hilfe geeilt.
    Diese Idee gefiel ihm ausnehmend gut, und er sagte sie sich immer wieder vor, nicht nur weil sie logisch war und die Logik immer ein geistiges Vergnügen ist, sondern weil sie eine Lösung beinhaltete.
    Endlich hatte er einen Plan. Das war gar nicht so schwer. Meliloto und Palladio mussten noch einmal nach Daligar zurückkehren und Alarm geben: Der schreckliche Elf war wieder da. Der Richter würde seine Söldner und ihren legendären Hauptmann auf ihn hetzen und Yorsh würde sie nach Varil führen. Die Idee war nicht ganz seine eigene. Das war schon einmal vorgekommen. Einer der letzten Elfenkrieger hatte ein Menschenheer, das glaubte, ihn zu verfolgen, zu einer belagerten Stadt geführt, um sie zu befreien. Yorsh erinnerte sich nicht genau an die Epoche, es musste kurz vor dem Untergang der Elfenreiche gewesen sein und als es schon möglich war, dass eine Stadt von den Orks belagert wurde, aber er erinnerte sich an den Namen des Kriegers: Nerstrinkail, »Der letzte Krieger«. So würde der Hauptmann von der Belagerung Varils erfahren. Man würde es ihm nicht erzählen, sondern er würde es mit eigenen Augen sehen, während er mit all seinen Männern außerhalb von Daligar war, weit weg von den Henkern und Galgen des Richters, wo er kämpfen und den Befehl verweigern konnte. Der Hauptmann würde Bescheid wissen. Seine Truppe war zwar nicht ausreichend, um Varil zu befreien, aber immerhin etwas. Von da würde der Gegenangriff ausgehen. Der Widerstand. Sie würden sie verjagen.
     
    Das war ein guter Plan. Yorsh würde die goldene Regel dessen anwenden, der nicht kämpfen will. Finde die richtige Person, stelle sie an den richtigen Platz und geh nach Hause. Er hatte Meliloto und Palladio den Plan auseinandergesetzt, sie waren nicht wirklich glücklich darüber, aber wenigstens ließ ihre Verzweiflung etwas nach. Vielleicht würden sie in einem der Verliese von Daligar enden, zusammen mit den Ratten, vielleicht würden sie die Strafe für ihre Desertion verbüßen müssen, aber im Ausgleich dafür gab es neue Hoffnung. Früher oder später würde die Belagerung von Varil durchbrochen und ihre Kinder würden gerettet werden.
    Einer etwas wirren Theorie von ihnen zufolge gab es zwei Arten zu sterben: Während keiner etwas unternimmt und es allen egal ist oder während einer versucht, etwas zu tun und es ihm nicht gelingt.
    Das ist nicht dasselbe.
    Yorsh hatte ihnen versichert, er und der Hauptmann, sie würden es schaffen, ihre Kinder zu retten.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu. Der Sonnenuntergang färbte den Himmel rot. Endlich waren sie am oberen Ende des Wasserfalls angelangt, und wieder dachte Yorsh, so wie sie heraufgekommen waren, könnte jemand anderer, ein Heer von Orks zum Beispiel, hinuntergelangen.
    »Es bleibt nichts anderes übrig«, murmelte er noch, während er von oben sein Haus erkannte. Robi und Erbrow waren dort.
    Immer wieder kämpfte er mit dem glühenden Wunsch, dorthin zurückzukehren. Wieder sah sein Pferd ihn an, mit einem so höflichen wie vollkommenen Desinteresse für das Heimweh, das ihn plagte. Es wurde Abend und damit Zeit, für die Nacht ein Lager aufzuschlagen.
    Moron war schweigsam und angespannt. Meliloto und Palladio hingegen waren zum Reden aufgelegt. Palladio erzählte von seinem jüngsten Kind, das sich weigerte, sprechen zu lernen, vielleicht weil es fürchtete, wenn es das könnte, wäre es groß und würde dann nicht mehr so gehätschelt. Meliloto erzählte von seiner ältesten Tochter, die vor Kurzem ein Kind bekommen hatte, und versuchte unbeholfen zu erklären, was es heißt, Großvater zu werden, und wie anders es ist, als Vater zu sein, aber er konnte den richtigen Ausdruck nicht finden und seine Worte verebbten inmitten der leisen Geräusche der Frühlingsnacht.
    Mit dem Bogen schoss Yorsh für jeden eine Forelle, die sie auf einem Feuer aus Reisig und Pinienzapfen brieten.
    Die Nacht verstrich.
    Am Morgen war es neblig.
    Moron war verschwunden. Wenig wahrscheinlich, dass er sich allein in einem Gebiet herumtrieb, wo es von Orks wimmelte. Die einzige Erklärung war, dass er in Richtung Daligar gegangen war, um Yorsh dem Verwaltungsrichter auszuliefern, im Tausch gegen eine Anstellung als

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