Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
Honig geschenkt hatte. Er wandte sich an den Hauptmann und sagte: »Herr, bestellt dem Verwaltungsrichter unseren Dank, dass er Euch zu unserer Hilfe geschickt hat. Einige von uns, und ich gehöre zu ihnen, zu meiner Schande muss ich es gestehen, haben an unserem Verbündeten zu zweifeln gewagt …«
    »Es war nicht der Verwaltungsrichter, der uns geschickt hat«, entgegnete der Hauptmann mühsam. Er bekannte einem Adeligen gegenüber einen Ungehorsam. Die Versuchung zu schweigen war groß, aber die Treue zu Yorsh, noch jung, aber unerschütterlich, verbot es ihm. »Euer Zweifel gereicht Euch nicht zur Schande, denn vom Verwaltungsrichter kam kein Befehl zur Hilfeleistung und wäre auch nie gekommen. Es war der letzte der großen Elfenkrieger, der uns zu Eurer Rettung hergeführt hat. Ohne ihn hätten wir nichts von der Belagerung erfahren, denn sie war uns verheimlicht worden, und ohne ihn hätten wir nicht bis hierher durch die feindlichen Linien vordringen können. Die Hufe unserer Pferde wären im Schlamm der Reisfelder stecken geblieben und unsere Waffen wären in der Schande des Verrats untergegangen.«
    Betroffenes Schweigen folgte auf die Worte des Hauptmanns.
    »Wir lieben die Elfen nicht, Hauptmann. Schämt Ihr Euch nicht, zu bekennen, dass Ihr von einem von ihnen Befehle angenommen habt?«, fragte eisig der Vetter des Prinzen, ein schmächtiger, blonder junger Mann.
    Der Hauptmann sah ihn an. Es war genauso, wie wenn er mit Argniòlo redete, derselbe Hochmut, dieselbe Borniertheit. Die Versuchung, den Blick zu senken und in seine Rolle als gemeiner Söldner zurückzukehren, streifte ihn nicht einmal. Die Treue, die er Yorsh geschworen hatte, wies ihm den Weg, wie es zuvor die leuchtende Klinge seines Schwerts getan hatte.
    »Die wirklich schlimme Schande, eine unauslöschliche, niederträchtige, unerträgliche Schande ist es, nicht zu begreifen, wem wir Dankbarkeit schulden, wenn unser Leben und unser Land gerettet wurden. Schreibt den Namen des Elfen auf Eure Pergamente, ritzt ihn in Eure Mauern, erinnert an ihn, denn ohne ihn wäre diese Stadt nur noch Schlamm, Asche und zerborstene Waffenteile, ein Haufen Schutt, wo grunzende Schweine und streunende Hunde nach verkohlten Knochen scharren.«
    Hinter ihm unterdrückte Lisentrail ein Stöhnen, und aus dem Augenwinkel sah der Hauptmann, wie seine Schwester die Hand an den Mund führte, um das Gleiche zu tun. Der Hauptmann wusste, dass er Worte verwendete und Dinge sagte, die er, ein einfacher Söldner aus dem Äußeren Bezirk, vor einem Adeligen nicht einmal hätte denken dürfen. Doch wie er für Lisentrail Argniòlo die Stirn geboten hatte, so war er bereit, es für Yorsh mit den Dämonen der Unterwelt aufzunehmen, ja, mit den Göttern selbst.
    Mit einer unwilligen Handbewegung brachte der Prinz seinen Vetter zum Schweigen, dann dankte er dem Hauptmann, dass er gekommen war und die Stadt gerettet hatte.
    Es lag nicht die geringste Spur von Verachtung oder Hochmut in dem, was er sagte. Er war gerührt und machte kein Hehl daraus. Bis Sonnenuntergang hatten sie geglaubt, das werde ihre letzte Nacht sein; er, der Hauptmann, war gekommen und hatte ihnen einen neuen Morgen geschenkt, und wenn er das mithilfe eines Elfen bewerkstelligt hatte, dann galt die Dankbarkeit der Einwohnerschaft eben beiden.
    Prinz Erik sprach von der belagerten Stadt, von der besetzten Ebene, von den Wassern des Dogon, die rot waren von Blut und Verzweiflung. Man hatte die Stadt im Stich gelassen. Keine Armee war mehr da, um sie zu schützen, kein Heer war ihr zur Hilfe gekommen. Eingeschlossen in der Zitadelle, machten sie ihre letzten Bohnen den Würmern streitig. Es gab kein Wasser mehr, um die Verwundeten zu waschen, es gab kein Verbandszeug mehr, um sie zu verbinden. Sie hatten keine Pfeile mehr zum Verschießen. Sie zogen die der Orks aus den Leichen, die keine Tränen mehr hatten zum Weinen. Wenn ihr niemand zu Hilfe kam, wäre die Stadt beim nächsten Morgengrauen vernichtet gewesen. Rankstrail erlaubte sich ein Lächeln. Der Prinz ähnelte sehr seiner Mutter, Dame Lucilla. Er war derart uneitel, dass Rankstrail wagte, ihm zu sagen, dass er die Ehre gehabt habe, seine Mutter kennenzulernen, sie habe ihm ein Glas Honig geschenkt am Tag vor seiner, des Prinzen, Geburt, demselben Tag, an dem auch seine Schwester Fiamma geboren war. Tränen traten dem Prinzen in die Augen, und Rankstrail entschuldigte sich, dass er den Schmerz in ihm aufgewühlt habe, die eigene Mutter nicht

Weitere Kostenlose Bücher