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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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unverzüglich in die Tat umgesetzt würden, und alle, einschließlich Paolk, davoneilten, um sie auszuführen, erklärte der Prinz, dass die Bewohner des Äußeren Bezirks nun so gut wie möglich in der Zitadelle untergebracht werden müssten. In den Häusern, in den Gärten, auf den Dächern, in den Obstgärten. Er, Prinz Erik, würde sich geehrt fühlen, wenn er die Angehörigen des Hauptmanns in seinem Heim aufnehmen dürfe. Rankstrail sah ihn verwundert an, schien es ihm doch gewagt, um nicht zu sagen idiotisch, einen jungen Mann und ein junges Mädchen im selben Haus unterzubringen, vor allem wenn der junge Mann der Aristokratie angehörte und das Mädchen als Wäscherin gearbeitet hatte, aber es fiel ihm nicht ein, wie er das auf schickliche Weise hätte ausdrücken können.
    Rankstrail schickte Lisentrail zum Äußeren Tor mit dem Befehl, alle Söldner zu versammeln, die versprengten Pferde zusammenzutreiben und mit dem Auftrag an Trakrail, die Leichtverletzten zu verarzten, während die Schwerverwundeten in der Zitadelle Aufnahme finden würden.
    Mithilfe des Prinzen gelang es Rankstrail und Fiamma, ihren Vater und Borstril wiederzufinden. Es ging ihnen gut, sie waren völlig verrußt und husteten schwer, waren aber bei guter Gesundheit. Der Vater umarmte ihn lang, und nur mit großer Mühe fand Rankstrail die Kraft, sich loszumachen. Borstals Augen funkelten vor Bewunderung in seinem rußgeschwärzten Gesicht.
    Rankstrail ließ seine Familie bei Prinz Erik zurück und machte sich auf den Weg zum Äußeren Bezirk. Er wandte sich dorthin, wo einst ihr Haus gestanden hatte. Nichts war davon übrig außer ein paar verkohlten Balken, die aus einer Wand herausragten. Noch zu erkennen war der Stein am Grab seiner Mutter, während der wilde Kirschbaum, der schief zwischen den Steinen der Einfassungsmauer hervorwuchs, standhaft allem trotzte.
    Rankstrail wandte sich zum Großen Tor, dessen Reste noch immer glühten. Eine Gestalt mit Bogen in der Hand und schon eingelegtem Pfeil trat vor ihn hin. Es war einer seiner Leute, und Rankstrail fragte ihn, welchen Ork er verfolgte.
    »Ich verfolge dich, Hauptmann«, antwortete der andere.
    Im Siegestaumel hatte er Siuil vergessen.
    Ein unverzeihlicher Leichtsinn, hatte er doch die Vermessenheit gehabt zu meinen, er könnte komplett, inklusive Verräter, auf die Reise gehen, ohne Schaden zu nehmen.
    »Der Richter hat mir angeschafft, mit dir abzurechnen, wenn du ihn verraten würdest.«
    »Ist es für deinen Richter Verrat, die Orks zu besiegen?«
    Der Hauptmann betrachtete Siuils dunkle Gestalt vor dem silbrigen Mondlicht und dem goldenen Widerschein der Brände. Es gab nichts, was er hätte tun können, um dem Pfeil auszuweichen, der sich in sein Herz bohren würde, er war schutzlos, ohne Harnisch. Und doch hatte er seltsamerweise keine Angst.
    Ohne Erstaunen sah er Siuil zu Boden sinken.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Hauptmann«, knurrte eine Stimme.
    Es war Nirdly, der Zwerg, gefolgt von Lisentrail. Es war Nirdlys Axt gewesen, die Siuil niedergestreckt hatte. Lisentrail hielt das Schwert in der Hand, war aber nicht dazu gekommen, es zu gebrauchen.
    »Mit deiner Erlaubnis, Hauptmann«, echote er. »Deine Männer darf keiner anrühren, das ist bekannt, aber das da war kein Mann und ist sein Lebtag lang keiner gewesen.« Er lächelte und fügte hinzu: »Und so hat er endlich aufgehört zu leiden.«
    Der Hauptmann nickte stumm und dachte, dass er früher oder später einmal würde nachrechnen müssen, wie oft Lisentrail ihm schon das Leben gerettet hatte. Er sah den Toten an, und endlich wurde ihm klar, was das Leiden war, worin Siuil seit jeher erklärt hatte, Experte zu sein. Alle anderen hatte er als bloße Dilettanten des Leids abgetan, auch die, welche bereits die Bergwerke oder den Henker kennengelernt hatten, oder die, wie Trakrail, die eigene Mutter unter der Anklage der Hexerei auf dem Scheiterhaufen hatten sterben sehen.
    Siuils Leiden war ein finsterer, verzehrender Neid, der lebenslange, verbohrte, unheilbare Groll des Mittelmäßigen über die Ungerechtigkeit des Lebens. Endlich verstand er, warum der Verwaltungsrichter die Elfen hasste. Endlich verstand er, warum er selbst dem Henker ausgeliefert worden war. Es war seine erbärmliche Mittelmäßigkeit, die der Richter mit Grausamkeit zu bemänteln suchte, weil er keinen anderen Deckmantel dafür fand. Er hatte ihn dem Henker ausgeliefert, weil er Angst vor ihm hatte. Er hatte ihn nicht umbringen lassen, vielleicht um

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