Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
gekannt zu haben, aber der Prinz unterbrach ihn und dankte ihm noch einmal. Bis vor wenigen Augenblicken noch war er überzeugt gewesen, zum Tode verurteilt zu sein wie seine Stadt, und die Rettung war für ihn unerwartet gekommen, von einem Heer unter der Führung eines unbezwinglichen Retters, der in Begleitung eines Mädchens kam, das die Geburtsstunde mit ihm teilte, und ihm obendrein eine Erinnerung an seine Mutter brachte.
Erik war ein Adeliger, schien aber vor allem ein guter Kämpfer.
Rankstrail dachte, dass er endlich jemanden getroffen hatte, der tüchtig war und gesunden Menschenverstand besaß.
Er wollte sich schon in seine Dienste stellen, wie es sich für ihn, einen Söldner und Söldnerführer, gegenüber einem Aristokraten schickte, als er Yorshs Worte wieder hörte: »Ihr seid die Stärksten … Wer die Kraft hat und sie nicht nutzt …«
Die Ebene war von Orks besetzt, die Belagerung war noch nicht aufgehoben, der Krieg hatte erst angefangen. Das war der Moment, da der Fähigste das Kommando übernehmen musste, und ob es ihm nun passte oder nicht, Hungerleider hin oder her, der Fähigste war er.
Die einzige noch übrige Armee war sein Haufen entlaufener Sträflinge und er war ihr Kommandant.
Vielleicht hatte der Elf recht. Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, und es war seine Pflicht, Befehle zu erteilen und keine mehr entgegenzunehmen. Ihm wurde klar, dass er sich dank Yorshs Vorbild, aufgrund seines glühenden Wunsches, seine Ratschläge zu befolgen, und des festen Willens, ihm unverbrüchlich die Treue zu halten, wie er geschworen, bis zu diesem Augenblick wie ein Gleichgestellter benommen hatte und als solcher auch akzeptiert worden war. Er war der Kommandant des einzigen existierenden Heeres, der von niemandem Befehle annahm außer von sich selbst.
Er ergriff wieder das Wort.
»Die Stadt ist noch nicht frei«, sagte er. »Und sie wird es auch nicht sein, bis wir die Orkbanden aus der Ebene vertrieben haben. Heute Nacht werden wir in der Zitadelle aufräumen und morgen früh bei Sonnenaufgang müssen wir hinausziehen und die Orks dort draußen angreifen. Ersetzt zerbrochene Waffen und Helme so weit möglich. Bringt alle kampffähigen Männer vor Sonnenaufgang hier zusammen, damit wir sie zählen und beschließen können, was zu tun ist.«
Der junge Adelige nickte. Er empörte sich nicht, war nicht entrüstet, im Gegenteil, er wie seine Bogenschützen schienen zu strahlen vor Erleichterung.
Endlich hatten sie jemanden, der wusste, was zu tun war.
Rankstrail war gut aufgelegt, wie wenn er mit Lisentrail würfelte. Er musste die Gegenoffensive organisieren und sein Land von den Orks befreien.
Das schien nicht so unüberwindlich schwierig. Erstmals würde er nicht abgebrochene Pfeile einsammeln müssen, um etwas zum Verschießen zu haben. Erstmals würde er eine Schar von Waffenschmieden und Schreinern zu seiner Verfügung haben, die nur einen Auftrag hatten: ihm das Leben leichter zu machen. Angesichts der Verluste, die die Orks erlitten hatten, und angesichts der Truppe, die er selbst zusammenstellte, würde vielleicht zum ersten Mal sein Gegner nicht um ein Vielfaches stärker, sondern nur zahlenmäßig etwas überlegen sein.
»Wir müssen angreifen«, wiederholte er, »bei Sonnenaufgang, denn das ist das Letzte, was sie erwarten.«
»Aber mein Herr!«, rief der Vetter ersten Grades, wobei er das »Herr« so sehr in die Länge dehnte, dass die ironische Absicht deutlich war. »Ich dachte, es sei unzulässig, überraschend anzugreifen. Eine echte Armee, meine ich, kündigt immer rechtzeitig an, wenn sie die Schlacht eröffnen will, und nimmt Aufstellung.«
Prinz Erik schien wütend.
Rankstrail verzog keine Miene.
»Bevor die Sonne aufgeht«, erklärte er unbeirrt, »verlasse ich die Stadt und gehe in die Ebene hinaus, wo die Köpfe von Männern, Frauen und Kindern immer noch auf den Pfählen der Orks stecken, und vernichte diejenigen, die sich aus Brandschatzen, Verstümmeln und Töten einen Spaß machen. Bevor morgen Abend der Mond aufgeht, wird die Ebene befreit sein, und die Bauern werden wissen, dass niemand mehr ihr Leben und ihre Häuser verwüsten kann. Wenn ich dazu das Blut meiner Männer vergießen muss, werde ich es tun, und wenn zusammen mit dem Blut meiner Männer auch das im Staub endet, was von Eurer Ehre übrig ist, so werde ich auch das opfern.«
»Mein Herr«, erwiderte der Vetter ersten Grades erbost, »ich dachte, wir führten Krieg, um unsere Tapferkeit
Weitere Kostenlose Bücher