Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
mondlosen Nacht. Der König war eine Frau. Die Erinnerung daran, dass das sein konnte, war fast vollständig verblasst, aber in sehr alten Zeiten nannte man die weiblichen Könige »Königin« und einige Königinnen waren Königinnen-Hexen gewesen.
Die Stadt hatte eine Königin-Hexe.
Eine Königin, die Gemahlin eines Elfen gewesen war, war eine Königin-Hexe.
Vielleicht war die Stadt ja doch nicht ganz verloren.
Robi liebte Daligar nicht. Oder vielleicht müsste man genauer sagen: Sie hasste es aus ganzer Seele. Es war die Stadt, die gleichgültig zugesehen hatte, wie ihre Eltern gehenkt wurden, und die unter anderen Umständen Yorshs Tod gefeiert hätte. Die Leute betrachteten sie jetzt mit derselben Ergebenheit, mit der sie einen der Götter empfangen würden, falls er vom Himmel herabstiege, um sich auf ihrem armseligen Markt ein Pfund Paprika zu kaufen. Robi wusste, dass dieselben Menschen ihre Hinrichtung aufrichtig bejubelt hätten, wenn der Richter die Stadt nicht den Orks überlassen hätte.
Daligar war die letzte Stadt, für die sie hätte kämpfen und sterben wollen.
Die Menschen rings um sie, waren die letzen, mit denen sie hätte kämpfen und sterben wollen.
»Ich kämpfe mit dem, was ich habe«, hatte Arduin gesagt. Sie würde mit den Menschen von Daligar kämpfen, die dumm und feige waren, was sie am meisten verabscheute auf der Welt.
Robi sah von den Wehrgängen hinunter. Auch die letzte Wolke war vom Himmel gefegt, der jetzt von Sternen übersät war. Es war eine Neumondnacht, aber die Feuer der Orks leuchteten in der Ebene und auf den Anhöhen; wie auf einer riesigen, von Feuern markierten Landkarte war das Terrain gut zu erkennen.
Jastrin neben ihr erging sich über die verschiedenen Stämme der Orks und gab dazu genaue Schilderungen ihrer Gebräuche und ihrer Geschichte.
Im Nordosten, vierzig Fuß jenseits der nördlichen Zugbrücke, gleich hinter dem Weidengebüsch lagerte eine Gruppe von großen Orks aus den Ebenen des Südens, die waren im Augenblick sturzbesoffen von Bier, das sie, mit Honig und Ziegenmist gemischt, tranken, für sie eine absolute Köstlichkeit. Durch den Honig machte das Bier schneller betrunken und der Ziegenmist mit seinem Anteil an Salz erhöhte den Durst und so betrank man sich immer mehr und mehr. Sie aßen Ziegenfleisch, das sehr abgehangen, nein, regelrecht verfault war. Die Würmer machten es nur umso köstlicher, erklärte Jastrin. Um ihre Verpflegung zu gewährleisten, hielten die Orks in einem Pferch eine Herde von kleinen Ziegen, die sie von zu Hause mitgebracht hatten. Als Futter für die Ziegen führten sie auf Pferden Strohballen mit, die jetzt neben dem Pferch lagerten.
Robis Blick verweilte lang bei dem Stroh. Stroh brennt, wenn man Feuer daran legt.
Eine halbe Meile weiter südlich waren die Orks aus den Bergen, die etwas kleiner, etwas ärmer und wohl auch etwas schmutziger waren als alle anderen, und sie lagerten im Kiesbett des Flusses. Wasser und Stein brennen nicht, aber gleich hinter dem Kies fing das trockene Gras an, gelb und verdörrt, das brennt hingegen ganz vorzüglich. Auch die Orks aus den Bergen hatten ihren Verstand in schlechtem Bier ersäuft und ihren Durst nach Blut mit Wein gelöscht. Betrunkene kämpfen schlecht und können sich schlecht gegen Brände wehren. Es würde genügen, das Stroh für die Ziegen anzuzünden, der Nordwind würde dann das Übrige tun. Sie würden zwischen den Flammen und dem Fluss eingekeilt sein, ohne anderen Ratgeber als das Bier, das sie intus hatten.
Je länger Rosalba hinsah, desto lebhafter regte sich die Hoffnung, erhob sich tanzend wie Funken in der Flamme.
Auf derselben Seite des Flusses, nach Norden zu bei den Schilfwäldern, lagerte die unüberschaubar große Gruppe der kleinen Orks aus den Sumpfniederungen. Ihre Harnische waren aus bleichem grünlichen Leder, Helme und Kampfmasken waren mit den spitzen Zähnen von Raubfischen verziert. Sie hatten die kleinen Boote aus Holz und Leder bei sich, mit denen sie am folgenden lag den Angriff eröffnen würden, ohne die er aber schlichtweg unmöglich war.
Die kleinen Orks aus den Sümpfen waren gute Schwimmer, hatte Jastrin gesagt. Ihre Harnische waren leicht und im Fall eines Brandes würden sie sich in den Fluss stürzen; aber sie waren wirklich sehr viele und an dieser Stelle war der Dogon reißend und tief. Nicht alle würden sich retten können und ein Gutteil der Waffen wäre auf jeden Fall vernichtet. Doch das Hauptproblem war, die
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