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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Krieger, der die Orks vernichtet und Daligar zurückerobert hatte, wider alle Vorhersagen, wider alle Vernunft, wider allen gesunden Menschenverstand, der jedem empfohlen hätte, aufzugeben und sich um andere Dinge zu kümmern. Auch Arduin musste ein Halb-Elf gewesen sein.
    »Arduin?«, fragte Robi im Flüsterton.
    Der Herrscher nickte, dann löste sich die Erscheinung auf, aber ohne ganz zu verschwinden. In einem Winkel ihres Geistes blieb sie erhalten wie ein Schatten der Erinnerung.
    Er würde keine Angst vor den Orks haben. Er würde wissen, was zu tun war. Er hatte ihr eine Botschaft hinterlassen. Die zwei Sätze für Bandenführer, die zu seiner Zeit eine Bedeutung gehabt haben mussten und wohl auch heute noch hatten.
    Er war der Herr des Lichts. Das Licht. Das Licht des Feuers. Feuer gibt Licht.
    Feuer. Das war die Lösung: Feuer.
    Robi hatte keine Angst mehr vor den Orks. Sie wusste, was zu tun war.
    Sie nahm den dunklen, mit Perlen und Gold besetzten Samtmantel von dem goldverzierten hölzernen Thron und hüllte sich in ihn. Sie schloss die schwere goldene Schnalle am Hals. Der Mantel war warm und leicht wie Flaumfedern. Er würde sie weder beim Reiten noch beim Kämpfen behindern. Er hatte dem König gehört, und sie brauchte etwas, um ihre Lumpen zu verbergen und die königliche Würde ihrer Person zu betonen.
    Jetzt war sie der einzige König weit und breit.
    Von der königlichen Würde ihrer Person hing der Ausgang jeder Schlacht ab.
    Königlich. Sie kostete das Wort aus. Sie musste Königin sein. Nur der König ist jemand, für den man auch bereit ist zu sterben.
    In den Tragödien, die Yorsh schrieb und die sie an langen Sommerabenden am Strand von Erbrow aufführten, hatte es immer die Rolle eines Kriegers oder eines Königs gegeben. Jetzt musste sie es genauso machen. Sie musste die Rolle des Kriegerkönigs spielen und in gewisser Weise würde sie das dann auch werden, oder wenigstens würde die Schar von Anhängern, die sie gewinnen konnte, den Eindruck haben, einem König zu folgen, und das wäre tröstlich für sie. Womöglich würden sie siegen. Auf jeden Fall aber würden sie zufriedener sterben. Robi musste das Bild des Königs in ihrem Inneren wiederfinden und werden wie er. Als ob sie Theater spielte.
    Sie trug die Krone auf ihrem schlecht rasierten Schädel, wo die Haarstoppeln noch mit Blut und Schlamm verschmiert waren. Sie betrachtete ihr Spiegelbild auf der Schwertklinge. So ging das nicht, dachte sie. Sie sah zu sehr aus wie ein Lumpenweib oder wie eine Verfolgte. Sie nahm einen der weißen Schleier, die um den Thron drapiert waren, wand ihn um ihren Kopf und befestigte ihn mit der Krone, sodass ihr Gesicht wie von einer Wolke eingehüllt aussah. Noch einmal senkte der König seinen Blick in ihren, dann verschwand er. Es war Zeit, in den Kampf zu ziehen.

Kapitel 3
    Rosalba verließ den Kleinen Thronsaal. Erbrow schlief und wachte auch nicht auf, als ihre Mutter sich über sie beugte und sie küsste. Der Hofmeister des Königlichen Hauses stand an der Tür Wache und verneigte sich, als sie vorüberging.
    Die Königin-Hexe kehrte auf die Wehrgänge zurück, doch zunächst ging sie in die Kellerverliese hinab und zählte überschlagsweise nach, wie viele Fläschchen mit Parfüm, dem Zauberwasser, aus dem Feuer kam, dort fein säuberlich aufgereiht standen, es waren annähernd zweihundert. In einem Winkel ihres Geistes war der König bei ihr. Das Schwert wieder in die Scheide zu stecken, wäre sehr schwierig gewesen, vor allem aber es dann wieder herauszuziehen. Sie beschloss, es in beiden Händen zu halten, während ihr Blick über das endlose Heerlager der Orks glitt, wobei sie die gleiche Haltung einnahm wie die alten Könige in Stein hinter ihr.
    Die Soldaten sammelten sich, zögernd, verschreckt, mutlos, aber wenigstens hatten sie Waffen in Händen. Alle schauten auf sie, die aufrecht und wachsam dastand, in einem prächtigen Mantel, der wirkte wie das Meer im Mondenschein, und mit einer Krone, die so alt war wie ihre Stadt selbst und strahlend über ihrem ruhigen, strengen Gesicht saß.
    Die Stadt schwebte in tödlicher Gefahr, aber sie hatte ihren König. Seine Krone funkelte im flackernden Licht der einzigen Fackel, darunter flatterte der Schleier im Wind wie eine Fahne, andere Fahnen hatten sie nicht in diesem Augenblick, der ihr letzter sein konnte. Auf dem königlichen Mantel schimmerten abwechselnd Perlen und Goldfäden in leisem Glanz. Auch das Schwert leuchtete im Dunkel der

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