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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Dinge. Und sie kann bestimmt auch so einiges.«
    »Von wegen Schurken! Erinnert ihr euch nicht mehr an die Inschrift auf der Mauer, die der Richter hat wegmeißeln lassen?«
    »Es hieß, das sei eine Prophezeiung. Eine Prophezeiung von Sire Arduin höchstpersönlich.«
    »Darin war die Rede von der Frau eines Elfen. Meine Schwägerin ist die Cousine eines der Steinmetze. Der hat gesagt, eine Nachfahrin von Sire Arduin würde den letzten Elfen heiraten.«
    »Aber was ist denn aus dem Elfen geworden?«
    »Den hat der Richter umgebracht, hat der Junge gesagt.«
    »Der halbe Krüppel?«
    »Genau der. Er hat gesagt, dieser Elf war der letzte, das sagte schon sein Name, dass er der letzte war. Sie haben diese endlos langen Namen, weißt du, wo man gleich weiß, was sie im Leben machen werden.«
    »Wenn Sire Arduin, der Siegreiche, etwas in die Wand meißeln ließ, dann war das bestimmt nicht nur so zum Zeitvertreib oder um den Steinmetzen Arbeit zu geben.«
    »Schwangere Frauen sind schon an sich ein bisschen magisch. Die Elfen hatten Zauberkräfte. Frauen, die von Elfen schwanger sind, nennt man Hexen, und wahrscheinlich haben sie große Zauberkraft. Vielleicht wirkt die Hexe ja einen Zauber, der den Charakter der Orks bessert. Oder wir werden richtig tapfer und besiegen sie.«
    Rosalba hörte zu. Die Worte »Elf« und »Hexe« waren deutlich zu vernehmen, zwar leise ausgesprochen, aber ohne Groll und Hass, vielleicht sogar mit einer Spur Hoffnung. Plötzlich tauchte das Wort »Hexe« allein nicht mehr auf, dafür aber geflüstert und in allen Tonlagen in der Zusammensetzung »Königin-Hexe«. Die Stimmen wurden noch leiser. Die Hoffnung wuchs.
     
    Im Thronsaal war niemand.
    Robi legte die Hand auf den Griff von Yorshs Schwert und zog es mühsam aus der Scheide. Diese Waffe war eindeutig für einen Krieger gemacht, der größer war als sie, vor allem aber kein Kind unter dem Herzen trug. Ihre Bewegungen waren ungeschickt und fahrig und sie musste einen zweiten Anlauf machen und beide Hände zu Hilfe nehmen.
    Endlich hielt sie das Schwert in Händen, den Griff mit beiden Händen fest umklammert.
    Die Klinge war blank. Das Licht der Fackeln spiegelte sich darin. Robis Gesicht spiegelte sich darin, ihre funkelnden schwarzen Augen. Robi sah sich an. Die Waffe war nicht zu schwer, sie konnte damit umgehen. Die Auskehlung, die in der Mitte der Klinge auf beiden Seiten über die ganze Länge verlief, verringerte das Gewicht. Durch die vielen Stunden, die sie im Wasser zugebracht hatte, waren ihre Schultern kräftig geworden wie die eines Kriegers. Auch jetzt, da sie ein Kind in sich trug, war sie imstande, das Schwert zu halten und damit zu kämpfen.
    Dann dachte sie nichts mehr.
    Sie sah den König.
    Die Vision kam mit solcher Wucht, dass sie körperlich erschüttert war davon. Sie taumelte, aber das Schwert blieb fest in ihren Händen.
    Der König erfüllte ihr Inneres. Er blickte sie aus dem Schwert heraus an. Der König erfüllte ihre Seele. Auf dem Kopf trug er die mit Efeuranken umwundene Goldkrone, er hielt sein Schwert in Händen, mächtig und sicher saß er auf dem steinernen Thron. Von den Schultern herab fiel ihm ein Mantel aus dunklem Samt, besetzt mit Perlen und Gold, in seinen schweren Falten wechselten Licht und Schatten wie auf den Meereswogen im Mondenschein.
    Das war kein Gerippe, sondern ein lebendiger Mann, selbstbewusst und kräftig, der sie aus ihrer Vision heraus anblickte. Robi erwiderte den Blick, aber sie konnte nichts genau erkennen. Das Bild des Königs war im Schatten, sie hatte den Eindruck, seine Ohren wären etwas spitz. Ein Halb-Elf? Die Abschätzigkeit dieses Ausdrucks ärgerte sie und war ihr unangenehm. Sie suchte nach einem anderen Begriff, aber sie fand keinen. Zum Teufel: ein Halb-Elf. Das war präzise und bezeichnete genau, was gemeint war.
    Man brauchte es nur mit Stolz auszusprechen statt mit Scham. Ein Halb-Elf. Sie ließ sich die Silben wie Honig auf der Zunge zergehen. Der Geist eines Elfen und der Mut eines Menschen. Zur Hälfte die Kraft der Menschen, zur Hälfte die Seele der Elfen. Halb-Elf. Unbezwinglich wie ein Halb-Elf, stark wie ein Halb-Elf. Das klang gut. Man musste sich nur daran gewöhnen. Das Kind in ihr strampelte. Halb-Elf war der König auf dem Thron mit dem Schwert in der Hand und der Krone auf dem Haupt. Der König sah sie lang an, während Robi ihre Kräfte wachsen fühlte.
    Wer war der König? Arduin? Wer, wenn nicht Arduin, der Herr des Lichts, der große

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