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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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wieder hochzuziehen, bevor ein Ork seinen Fuß daraufsetzen konnte. Rosalba hörte, wie sie hinter ihr zuschlug, und mit Grauen wurde ihr bewusst, dass sie umzingelt waren von Feinden, ohne Ausweg. Wieder erschien der König und lächelte ihr zu. Sie würde es schaffen. Sie kämpfte nur, um zu siegen.
    Rosalba ritt weiter. Wie alle trug sie im Quersack ein parfümgetränktes Banner und etwa zehn Fläschchen mit sich. Eines davon schleuderte sie auf den Ziegenpferch, aber sie verfehlte ihr Ziel, und das Fläschchen fiel auf den weichen Boden, ohne zu zerbrechen. Robi versuchte es noch einmal. Die Fackel fiel ihr aus der Hand. Sie fluchte leise. Nach und nach erwachten die Orks aus ihrem Bierrausch und suchten ihre Waffen zusammen, um sie aufzuhalten. Das zweite Fläschchen zerbrach krachend am Zaun des Ziegenpferchs, der Reiter hinter ihr setzte es in Brand. Gleichzeitig drang vom südlichen Ufer ein furchtbarer Donnerschlag herüber. Wenigstens die Brandflöße hatten ihren Zweck erfüllt und eine Explosion ausgelöst. Kleine Ziegen stoben, im Dunkeln und im Rauch verschreckt, in alle Richtungen auseinander und zum Getöse und den Schreien überall kam ihr ängstliches Geblöke hinzu.
    Das Problem war jetzt das Feuer. Nicht nur die Orks waren davon umzingelt, sondern sie auch.
    Rosalba sah, wie drei ihrer Reiter die Boote in Brand steckten.
    Mit dem Parfüm getränkt, brannten die kleinen Gefährte aus gegerbtem Leder wie Zunder. Ohne die Boote zum Überqueren der zwei Flussarme war die Stadt gerettet. Einer ihrer Männer wurde von einer Handvoll Pfeile durchbohrt, die anderen beiden konnten aber im Schatten des Rauchs entkommen.
    Rosalba hatte den getöteten Reiter erkannt, es war ein stiller, groß gewachsener junger Mann. Sie erinnerte sich an seine dunklen Augen. Und ihr wurde klar, dass sie nichts mehr sehen würden. Bis zu diesem Augenblick war er in ihrem Kopf eine Art Schachfigur gewesen, einer der Berittenen, mit denen sie ihren Angriff durchführen würde. Als sie ihn fallen sah, wurde aus der Schachfigur wieder ein Mensch: der Große mit den Sommersprossen und den dunklen Augen. Bestimmt gab es in Daligar einen Vater und eine Mutter, vermutlich eine Frau und vielleicht auch Kinder, zu denen er nicht mehr zurückkehren würde. Rosalba fühlte Angst und Grauen in sich aufsteigen. Mit aller Macht hätte sie anderswo sein wollen, im Innern der Stadt, bei Erbrow und in Sicherheit, aber gerade der Gedanke an Erbrow spornte sie auch an. Aus Angst wurde wilde Entschlossenheit. Diejenigen, die auf den gefallenen Krieger warteten, würden wissen, dass der junge Mann aus Liebe zu ihnen in den Tod gegangen war.
    Robi dachte wieder an Yorsh und schwor sich noch einmal, dass ihre Kinder leben würden, auch wenn sie dafür bis ans Ende ihrer Tage Heere führen müsste. Sie stählte ihre Seele.
    Sie musste mit den fünf Reitern auskommen, die ihr geblieben waren und die Anspruch auf einen Kommandanten hatten, der an ihren Sieg glaubte. »Ich kämpfe mit dem, was ich habe, und nur, um zu siegen.« Je öfter sie ihn wiederholte, desto wahrer und sinnvoller wurde der Satz.
    Schreie drangen von den Lagern der Orks herüber. Ihr Plan mit dem Feuer wurde nun überall in Form von wirklichen Bränden verwirklicht. Einige Orks würden den Flammen nicht entkommen. Rosalba fragte sich, ob die Orks tatsächlich aus Schlamm geboren wurden oder ob sie im Bauch einer Mutter gewesen waren, und es schüttelte sie vor Grauen über ihr Tun. Dann dachte sie an das Gesicht ihrer Tochter, und wieder überwog der Wille, die Mutter zweier lebender Kinder zu sein, alles andere. Und wenn sie sämtliche Orks verbrennen müsste, die sich ihr in den Weg stellten, sie würde es tun.
    Rosalba ritt weiter. Enstriil flog dahin wie der Wind. Die Orks am nördlichen Ufer hatten keine Pferde, hier konnte sie keiner verfolgen. Mit ihren Männern hinter sich erreichte die Königin die Holzbrücke eine Meile westlich der Stadt. Sie und die anderen schleuderten ihre Quersäcke mit ganzer Kraft gegen die Brückengeländer, die sich mit der brennbaren Flüssigkeit überzogen. Rosalba blickte auf und sah den Erfolg ihrer Unternehmung: Angefacht vom Wind, wüteten die Flammen im Lager der Orks am Nordufer und auf ihrem gesamten Weg bis hierher.
    Sie und ihre Reiter würden es niemals schaffen, auf demselben Weg zurückzukehren. Es blieb ihnen nur die Flucht nach vorn, sie mussten die schon in Flammen stehende Brücke überqueren und versuchen, von der Südseite in

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