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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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bewaffnen. Bratenmesser und die kleinen Äxte zum Töten von Hühnern tauchten in ihren Händen auf.
    »Meine Herrin«, sagte eine der Frauen, in graue Jute gekleidet und fast so groß wie sie. Sie hatte ein schönes, regelmäßiges Gesicht, überstrahlt von dunklen Augen und dunkelbraunem Haar, das man unter einem verfilzten Wollschal erkennen konnte. »Meine Herrin, wir haben Euch kämpfen sehen. Wir haben Euch siegen sehen. Wir wollen kämpfen. Unsere Männer sind dem Verwaltungsrichter gefolgt, weil sie als Soldaten seinem Befehl gehorchen mussten, aber jetzt werden sie wiederkommen und für uns und unsere Kinder kämpfen. Solange sie nicht da sind, gehen wir hinaus.«
    Robi sah sie an und nickte. Niemals hätte sie es über sich gebracht, von dieser Frau zu verlangen, sie solle dableiben und zusehen, wie ihr Kind verbrannte. Ebenso wenig würde sie es über sich bringen, sie hinausziehen und umkommen zu sehen, um dann zuzusehen, wie ihr Kind trotzdem verbrannte.
    Sie selbst trug ein Kind unter dem Herzen, das sie beschützen musste, aber in diesem Augenblick, im Angesicht dieser anderen Mutter, wollte sie nicht, dass ihr Kind auf eine Welt käme, wo man untätig zusah, wie Kinder bei lebendigem Leib verbrennen. Eher sollte es still in ihrem Schoß verenden, ohne erst unter Schmerzen auf diese Welt kommen zu müssen.
    Und dann war da noch Jastrin.
    Als ob er dein Sohn wäre, hatte Yorsh gesagt.
    »Aber gewiss ziehen wir hinaus. Wir ziehen alle hinaus. Sattelt mein Pferd, ruft die Soldaten zusammen.«
    »Herrin«, protestierte der Seneschall, »das ist Wahnsinn!«
    »Wer wollte das leugnen!«, pflichtete Robi ihm bei. »Auf der anderen Seite, die Gesunden und Vernünftigen haben sich und ihre erlauchten Wänste in den Bergen des Nordens in Sicherheit gebracht. Nur wir sind dageblieben, Frauen, Kinder und Wahnsinnige, um mit dem Heer der Orks über die Bedeutung von Leben und Tod zu debattieren. Alles in allem betrachtet, wenn wir alle gemeinsam hinausgehen, ist es lustiger, als wenn einer lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrennt und der andere oben an den Mauern steht und dabei zusieht.«
     
    Sie rückten sofort aus. Der Scheiterhaufen konnte jeden Augenblick fertig sein und in Brand gesetzt werden.
    Die Zugbrücke wurde herabgelassen. Robi mit ihren fünf Berittenen, vier weiteren Soldaten, die sich die Pferde der Orks genommen hatten, und alle anderen zu Fuß stürzten hinaus. Schwer rasselte das Fallgitter hinter ihnen herunter.
    Zu den Müttern waren noch andere Frauen hinzugekommen, Großmütter, Tanten, und sämtliche in der Stadt verbliebenen Männer. Sie waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe, bewaffnet, so gut es ging, wenn nicht völlig unbewaffnet, aber sie hatten einen Vorteil: Für die Orks war es eine Überraschung. Vollkommen absurde Unternehmungen haben den Vorzug, dass sie nicht berechenbar sind. Robi sah die Orks fliehen. Die Menge teilte sich vor ihnen.
    Da die Pferde der Orks in alle Richtungen auseinandergestoben waren, hatte die Armee von Daligar im Unterschied zum Gegner immerhin den Vorteil, über eine Kavallerie zu verfügen, so bescheiden diese auch sein mochte.
    Mit hämischer Freude stellte Rosalba fest, dass die Orks weder mit der Schnelligkeit des Gegenangriffs noch mit dessen Wucht gerechnet hatten.
    Dann bemerkte sie, dass ihnen trotz der Überrumpelung das Vorankommen zu leicht gemacht wurde. Die Soldaten ergriffen regelrecht die Flucht vor ihnen, als ob sie leibhaftige Dämonen oder Erinnyen gesehen hätten. Sie stießen seltsam raue Flüche aus, kuriose Beschimpfungen, die sie in merkwürdig hohem Ton von sich gaben und mit einer immer wiederholten Geste begleiteten, wie wenn man etwas verscheuchen will.
    Rosalba und die anderen fünf Berittenen erreichten den Scheiterhaufen. Öl war noch nicht daraufgegossen worden. Ihr Überraschungsangriff hatte es verhindert. Einer der Orks warf eine Fackel, aber es gab nur etwas Geknister und Rauch. Ohne Öl griff das Feuer nicht und die Flammen unter den Leibern erloschen gleich wieder.
    Der die Fackel geworfen hatte, wurde von oben attackiert. Ein rauer Schrei, zwei weit ausgespannte blaue und weiße Flügel. Angkeel war endlich von seinen Streifzügen zurückgekehrt. Nach Erbrow war Jastrin der Mensch, den er am meisten liebte auf der Welt. Der Ork schrie auf und ging zu Boden, Blut sickerte durch seine zerfetzte Kampfmaske.
    Rosalba trieb Enstriil auf den Scheiterhaufen hinauf und gelangte zu Jastrin. Mit einem einzigen Hieb von

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