Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
werden. Noch am selben Abend würden an den Schutzpfählen Laternen angebracht, sodass die Mauern und der Fluss hell erleuchtet waren und kein Überraschungsangriff mehr möglich war.
Nichts hätte Rosalba lieber getan, als zu Erbrow zu eilen, nicht nur um sie über die unflätigen Beschimpfungen der Orks hinwegzutrösten, die das Kind gehört und vermutlich auch verstanden hatte. Sie wollte sie auch trösten wegen ihrer eigenen Unhöflichkeit Aurora gegenüber, um einen Yorsh teuren Begriff zu verwenden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien das Kind eine besondere Zuneigung zu der jungen Frau gefasst zu haben, vermutlich wegen ihrer Ähnlichkeit mit Yorsh.
Doch wieder konnte sie nicht tun, was sie wollte. Anderes war vordringlich. Der Seneschall trat vor sie hin. Die Stadt war uneinnehmbar, aber vom Hunger bedroht. Sie hatten noch Lebensmittel für etwa vierzehn Tage. Bei strenger Rationierung konnten sie einen Monat lang durchhalten, aber es würde kein angenehmer Monat sein. Die Vorräte an Öl, Getreide, Bohnen, Kichererbsen und Maismehl waren verbrannt. Blieben noch die kleinen Vorräte, die jede Hausfrau bei sich im Haus hatte – Pökelfleisch, Rosinen, Honig, Mehl –, aber das war nicht viel. Wenn man die Pferde der neu Angekommenen zu Gulasch verarbeitete, würde man vielleicht anderthalb Monate durchhalten können, aber vermutlich würde die Idee bei den Söldnern keinen Beifall finden, sie schienen nicht auf die Welt gekommen, um dem Geist der Versöhnung zu huldigen.
Die Königin gab Befehl, alle zu zählen, sämtliche Familien, einschließlich der Flüchtlinge, und die Zahl der Kinder gesondert anzuführen; Gänse, Tauben und Hühner bis herab zum letzten ungefiederten Küken zu erfassen. Sie würden alle Möglichkeiten nutzen. Sie würden Schmetterlinge, Fledermäuse, Spinnen essen. Jede Mutter, die etwas Honig im Haus hatte, sollte lernen, wie man Kakerlaken darin karamellisiert. Wenn sie groß sind, kann man sie essen und die in Daligar waren riesig. Soweit sie sich erinnern konnte, wimmelte es in den Verliesen von Ratten, und sie war sicher, dass die, mit getrockneten Kastanien gefüllt, ein echter Leckerbissen sein würden. Da waren die Goldfische, die der Hofstaat vergessen hatte mitzunehmen und wovon es in jedem Adelspalast welche gab, da waren die unerträglichen Papageien, die in ihren Käfigen zurückgelassen worden waren. Es sollten Bögen verteilt werden, und alle einsatzfähigen Bürger sollten lernen, damit zu schießen. Das konnte nützlich sein, um die Verteidigung der Stadt zu verstärken, in jedem Fall würde es helfen, die Fleischvorräte durch Möwen aufzustocken. Im Norden war die Einkesselung durchbrochen worden. Die Zuletztgekommenen, also die Reitersoldaten des Hauptmanns, würden kleine Ausfälle machen und am nördlichen Ufer patrouillieren, sodass eine erneute Belagerung von dieser Seite verhindert wurde, und sie würden etwas jagen. Bei ihren Visagen brauchte man nicht zu befürchten, dass sie sich im Wald verlaufen, sich vor einem Wildschwein erschrecken oder den Beistand einer liebevollen Großmutter brauchen würden, um den Heimweg zu finden.
»Herrin«, begann der Seneschall wieder, »das Schlimmste ist, dass wir kein Wasser haben. Der Brunnen ist fast leer, und das Flusswasser haben die Orks dermaßen verschmutzt, dass es Krankheiten auslösen könnte, wenn man es trinkt.«
Rosalba fehlten die Worte. Das Wasser war ein unlösbares Problem. Nicht umsonst gaben die Orks sich alle erdenkliche Mühe, es zu verseuchen.
Jastrin meldete sich zu Wort.
»Wasser kann man reinigen«, erklärte er. »Wasser reinigt man durch Feuer.«
Das wusste er, weil Yorsh es ihm erklärt hatte. Mit den Fingern hatte er im Sand auch eine Zeichnung dazu gemacht, merkwürdige Dinge, die man dazu brauchte und die er wiedererkannt hatte, als sie dort vorbeigekommen waren, wo das Parfüm gemacht wurde.
»Die Glasrohre? Die Destillierkolben?«, fragte der Seneschall.
Ja, genau, das waren die Namen, Glasrohre und Destillierkolben.
Rosalba dankte dem Himmel für Jastrin, sein gutes Gedächtnis, seine Tapferkeit und seinen Mut. Auch er kämpfte mit dem, was er hatte. Seine Beine waren schwach, sein Geist aber vorzüglich. Yorsh hatte recht gehabt. Es lohnte sich, für Jastrin zu kämpfen, als ob er ihr eigener Sohn wäre.
Den Rest des Tages verbrachte Rosalba mit dem Seneschall und Jastrin. Bevor es endgültig Nacht wurde, hatten sie herausgefunden, wie die Destillierkolben
Weitere Kostenlose Bücher