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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Königlichen Hauses erinnerte sich, dass er sämtliche Kinderkleider und Gewänder von Dame Aurora aufgehoben hatte. Die Hauben waren weiß, die Kleider karmesinrot. Die Vorstellung, dass Aurora so etwas wie ihr Schutzengel wurde, erboste Rosalba, aber wenn ihre Tochter dadurch weniger gut erkennbar war, würde sie deren alte Kinderkleidchen dazu benutzen.
    Endlich erreichte Rosalba ihr Lager und streckte sich unter der weißen Decke neben ihrer Tochter aus, die kurz erwachte und sie umarmte. Rosalba lag noch lange wach und kostete das Vergnügen, die schwarzen Locken ihrer Tochter zu küssen, wie ihre eigene Mutter es bei ihr getan und wie Yorsh es gemacht hatte. Erbrow schlief wieder ein, ohne sie loszulassen, und endlich schloss auch Rosalba die Augen und begann ihre kurze Nacht, verfiel in einen immer wieder unterbrochenen, unruhigen Schlaf, worin Erinnerungen, Albträume und wirre Visionen einander ablösten.

Kapitel 8
    Langsam schlichen die Tage dahin.
    Anfangs überwog die freudige Erregung. Die Stadt hatte dem Tod ins Angesicht geblickt, und noch am Leben zu sein, war derart überraschend, dass sich überall die Fröhlichkeit Bahn brach und alles zum Fest wurde.
    Unglaublicherweise hatten sie zweimal einen totalen Sieg über die Orks errungen, mit sehr geringen Verlusten. Die Belagerung war durchbrochen und die Stadt war uneinnehmbar gemacht worden.
    Eine ganze berittene Armee war ihnen zu Hilfe gekommen, und die Begeisterung war nach wie vor groß, auch wenn diese Leute sich nur dadurch von den Orks unterschieden, dass sie keine Kampfmasken im Gesicht trugen. Hinter vorgehaltener Hand sagten freilich einige, für die Hälfte von Rankstrails Männern wäre es tatsächlich besser, sie würden sich eine solche ins Gesicht kleben. Nicht dass diesen Männern, als ihre Mütter sie zur Welt brachten, etwas gefehlt hätte im Vergleich zu allen anderen. Es waren die Verletzungen im Kampf, vor allem aber die Verstümmelungen durch den Henker, die ihr Lächeln schief, die Gesichter asymmetrisch und die Blicke scheel machten.
    Mit der Zeit gewöhnte man sich aber an das Wunder des Überlebens, die Lebensmittelknappheit machte sich bemerkbar, vor allem aber wurde klar, dass die Belagerung wohl durchbrochen war, aber noch lang dauern würde. Die Orks kampierten vor dem Südtor auf der anderen Seite des südlichen Arms des Dogon, dort aßen und schliefen sie, gingen auf die Jagd, bauten Boote, setzten ihre Wurfmaschinen wieder instand und überzogen auch diese mit ihren komplizierten geometrischen Mustern. Sie veranstalteten Paraden und Turniere, und mehr als einmal ertappten sich die Einwohner von Daligar dabei, dass sie ihnen insgeheim von den Schießscharten aus zuschauten, fasziniert von der Perfektion ihrer akrobatischen Übungen, wo die Körper der Krieger sich mit den Waffen und den Pferdeleibern zu komplexen Figuren verflochten.
    Dank der vielen geplünderten Bauernhöfe und der gestohlenen Herden waren die Lebensmittelvorräte der Belagerer üppig. Muhen, Meckern und großes Geschnatter von Gänsen und Hühnern drang von den Lagern herauf und erfüllte die Bewohner von Daligar mit Schmerz und Sehnsucht nach besseren Zeiten, als das Elend die Stadt noch nicht fest im Griff hatte und man noch das eine oder andere Huhn auftreiben konnte.
    Die Belagerer machten unmissverständlich klar, dass das langsame, träge Verfließen der Zeit das geringste ihrer Probleme war. Wie lang auch immer es dauern würde bis zum Fall der Stadt, die Zeit hatten sie.
     
    Rankstrail traf Morgentau wieder. Sie und ihre Leute waren in den Ställen untergebracht, wo während der Gefangenschaft der Söldner ihre Pferde gestanden hatten. Sie sorgte für Sauberkeit, und nicht nur der Hauptmann freute sich, sie wiederzusehen, auch sein Wolf stimmte zur Feier der Begegnung ein Freudengeheul an. Morgentau eröffnete dem Hauptmann, dass in der Zeit seiner Gefangenschaft in den Verliesen des Verwaltungsrichters sein Wolf Vater geworden war. Sie hatte ihn in denselben Käfig gesperrt wie die Wölfin der Stadt. Die kleine Frau begleitete Rankstrail zu einer Eiche, hinter der ein rostiges, altes Eisengitter eine Art Höhle abschloss, darin war eine Wölfin mit einem einzigen Welpen, ein schönes hellbraunes Wolfsjunges.
    Rankstrail lachte, während sein Wolf heulte. Das schien ihm ein gutes Zeichen. Die Alte warnte ihn, er solle achtgeben auf die Mutter. Sie war ein nie gezähmtes, unberechenbares Tier, wild, böse und angriffslustig; der Hauptmann

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