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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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gemeinsam werden wir siegen.«
     
    Rankstrail verteilte die Decken. Die mit dem Flicken des Mädchens vom Brunnen musste er verlosen, nach dem Prinzip des kürzeren Strohhalms, denn viele wollten sie haben. Die mit dem Stück dunkelgrünen Samt gab er Lisentrail, dann blieb er bei ihm und leistete ihm die halbe Nacht Gesellschaft bei seinem Wachdienst. Irgendwann tauchte in der Ferne eine kleine Frau mit rotem Zopf und dunkelgrünem Rock auf und sah zu ihnen herüber. Rankstrail hatte sie nicht bemerkt und Lisentrail machte ihn darauf aufmerksam, doch Rankstrail blieb gänzlich uninteressiert.
    Während die Stadt noch im Schlaf lag, tauchte eine merkwürdige Gestalt in einem langen, ausgebleichten schwarzen Gewand auf. Der Hauptmann sah ihn an und erkannte den Wucherer wieder, den, der ihm die fünf Täler für den Kauf von Zecca geliehen hatte. Der Hauptmann hatte ihm in Abständen etwas schicken können, aber nie die ganze Summe, und mit den Zinsen verdoppelte sich die Summe alle acht Monate, mit dem Ergebnis, dass er ihm immer noch fünf Täler schuldete. Endlich hatte er sie. Alle auf einmal, all fünf. Der Mann kam näher und der Hauptmann lächelte ihm zu. Er legte die Hand an den Quersack und spürte die fünf Geldstücke unter seinen Fingern. Zärtlich strich er darüber. Sie bedeuteten Freiheit und Leben. Nie mehr würde er den Henker fürchten müssen. Die Angst, die ihn jedes Mal erfasste, wenn er an die fünf Täler dachte, war für immer vorbei. Für immer. Der Hauptmann holte die Münzen hervor und zählt sie langsam in die Hand des Mannes, wobei er den Moment genüsslich auskostete und seinem Gedächtnis einzuprägen suchte, denn der Augenblick, da der Albtraum vom Wucherer zu Ende ist, ist ein denkwürdiges Ereignis, das gefeiert werden muss. Der Wucherer schaute auf das Geld, sah es lang und mit liebevoller Zärtlichkeit an, streichelte jedes einzelne Stück, so als wollte auch er seinen Fingern die Erinnerung einprägen, doch dann legte er es entschlossen in die Hand des Hauptmanns zurück. Er war nicht gekommen, um seine Schuld einzutreiben, er erließ sie ihm für immer. Das Pferd bezahlt zu haben, das den Kampf gegen die Belagerung von Daligar anführen würde, schien ihm diese fünf Täler wert, allemal. Er war nur gekommen, um den Dolch zurückzugeben, falls er nützlich sein könnte … morgen … gegen die Orks … Auch er war unter den Bürgern, die am nächsten Tag in den Kampf ziehen würden. Und da war ihm lieber, dass sein Kommandant mit allen möglichen Waffen gerüstet war.
    »He, Hauptmann«, sagte Lisentrail, nachdem der Mann gegangen war, »weißt du, was die Schwägerin meiner Schwester immer sagt? Nur wenn man das Geld nicht hat, wollen es alle …«
    Bei Morgengrauen kam von der Nordseite der Wehrgänge, die auf das freie Ufer des Dogon gingen, eine schier unglaubliche Nachricht: Verstärkung war im Anmarsch.

Kapitel 11
    Rosalba erwachte. Der Himmel war überglänzt vom ersten Morgenlicht. Jetzt hatte sie auch am frühen Morgen schon geschwollene Knöchel und einen schmerzenden Rücken. Sie erinnerte sich, dass ihr Heer wartete, und richtete sich mühsam in dem großen Bett auf, wo neben ihr Erbrow lag und noch schlief. Robi vergrub den Kopf zwischen ihren Händen. Sie würde es niemals schaffen, den Angriff zu führen. Auf der anderen Seite, einem Söldner würden sie nicht folgen, sie würden nur ihr folgen.
    Sie musste hinausgehen.
    Fröhlich erklang Jastrins Stimme: »Es ist Verstärkung gekommen!«, rief er. »Sie sind beim Nordtor hereingekommen! Sie warten unten im Hof!«
    Einen Moment lang schloss Robi die Augen. Vielleicht gab es ja ein Schicksal und es war ihnen freundlich gesonnen. Hinter den geschlossenen Lidern sah sie nur unbestimmte Schatten. Vielleicht war das Schicksal ja nicht festgelegt, und es war an ihnen, es mitzugestalten. Sie öffnete die Augen und lächelte. Sie würden es mitgestalten. Sie stand auf und legte, indem sie die Riemen über die Schultern führte, die beiden Schwerter an, das kurze Schwert Arduins und das lange von Yorsh. Sie setzte die Efeukrone auf, legte den blauen und goldenen Mantel um die Schultern und schloss ihn am Hals, dann folgte sie Jastrin in den Innenhof, trat hinaus in den neuen Tag.
    In froher Erwartung sah sie von der Höhe der Wehrgänge herab auf die Neuankömmlinge. Es waren etwa hundert Soldaten, die meisten zu Pferd. Sie waren an das mittlerweile freie Nordtor gekommen und hatten es praktisch unbehelligt passiert. Robi

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