Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Zeccas erbitterte Bockigkeit war herzlicher als Enstriils undurchdringliche Gleichgültigkeit. Das Pferd führte seine Befehle aus, aber es liebte ihn nicht und ertrug sein Gewicht wie eine lästige Last.
Es tröstete ihn nur der Gedanke, dass dieses Pferd seine Chancen vergrößerte, die Stadt, in der die Kinder des Elfenprinzen lebten, vor dem Hunger zu bewahren.
Er fragte sich, ob der neue Erbe schon geboren war, und der Gedanke versöhnte ihn und schien ihm ein gutes Zeichen. Trotz seiner unverzeihlichen Torheit, die den letzten Elfen zum Tod verurteilt hatte, würde sich die Menschenwelt vielleicht doch noch retten können.
Rankstrail sah die Rebhühner und Fasane auffliegen und lächelte. Die Orks waren weder mit dem Bogen noch mit der Armbrust besonders gut. Sie hatten und benutzten sie, doch ihre bevorzugten Waffen waren Hellebarden, Äxte und diese mörderischen Schwerter, deren Klinge bis über den Griff hinaufging.
Es war ein gutes Zeichen, dass nach all den Tagen der Belagerung etwas Wild die Hellebarden und Armbrüste der Orks überlebt hatte, vor allem an dieser Stelle, zwischen Schilf und Eichenwald, wo jetzt eine oder vermutlich zwei Einheiten der Orks vorwärtsrobbten, um ihn überraschend anzugreifen.
Die Falle war bereit, genauer gesagt die zwei Fallen, diejenige, die die Orks glaubten ihm gestellt zu haben, und diejenige, in die sie tappen würden.
Lisentrail, die Zwerge und alles Fußvolk, einschließlich der Metzger, Schmiede und Barbiere der Stadt hatten Position bezogen und warteten hinter den Felsen, wo die Menschen geschützt waren und die Orks keine Deckung haben würden.
Der Hauptmann sah vom östlichen Teil des Orklagers Rauchwolken aufsteigen. Die neuen Wurfmaschinen der Belagerer sowie die Brücke waren in Brand gesetzt worden. Anrico und die regulären Soldaten hatten das erledigt. Das Triumphgeheul der Menschen stieg zum Himmel auf, zusammen mit dem Rauch. Der Ruf »Daligar« kehrte in einem rhythmischen Sprechgesang immer wieder, und das war nach mehr als einem Monat der erste menschliche Ton, der sich gegen die dumpfen Trommellaute der Orks vernehmen ließ. Die Stadt war wieder uneinnehmbar. Jetzt brauchte man nur noch die Vorratslager zu stürmen und die Belagerung durch den Hunger, die fürchterlichste, würde ein Ende haben.
Leuten wie ihm, die aus dem Nichts kamen, stand es nicht zu, den Lauf der Geschichte zu ändern, aber die Vorratslager einnehmen, das wohl. Er würde die Stadt mit Brot, Kartoffeln und Pökelfleisch überhäufen, und die Königin-Hexe würde alle Zeit haben, die sie brauchte.
Der Königin-Hexe würde es gelingen, die Belagerung zu durchbrechen und die Angreifer bis hinter die Reisfelder zurückzuschlagen. Der springende Punkt war, man musste das Massiv der Neumondhügel einnehmen, durch das der Schleichweg zwischen der Igelstadt und der Reiherstadt führte und das sich so jäh über die Ebene von Varil erhob, dass es praktisch uneinnehmbar war.
Die Königin-Hexe würde das schaffen, wie, das vermochte er sich nicht vorzustellen – endgültiger Beweis dafür, dass dies nicht sein Auftrag war.
In Gedanken kehrte er zu den Vorratslagern zurück.
Folgendes war zu tun, er musste die Orks, die glaubten ihn in eine Falle gelockt zu haben, auf sich ziehen. Lisentrail würde ihm von oben Deckung geben und ihm die Zeit lassen, über die Felshänge im Wald zu ihm zu stoßen, und dann würden sie Lisentrail denselben Dienst erweisen. Rankstrail und seine Männer würden ihm Deckung geben und Lisentrail würde bis zu den Vorratslagern vordringen, zu den Karren mit Wasser, Hühnern, Kälbern, Rindern, und unter dem Schutz der Einheit Anricos, die jeden Augenblick vom Fluss heraufkommen musste, würden sie alles in die Stadt schaffen.
Wie vorhergesehen brach plötzlich vom Wald her ein Pfeilhagel über sie herein, wie vorhergesehen konnten sie Verluste vermeiden, weil sie durch Schilde hinlänglich geschützt waren. Wie vorhergesehen kamen die Orks aus ihrer Deckung heraus, und wie Rankstrail nicht vorhergesehen hatte, fielen alle über ihn her.
Sie kamen von allen Seiten, diszipliniert und in Formation, bereit, sich töten zu lassen, wenn sie ihm nur ihr Schwert an den Hals setzen konnten. Er und nur er allein war Ziel des Angriffs. Für jeden, den er tötete, tauchten zwei weitere auf. Die Orks waren bereit, zu sterben und auf ihre Vorräte zu verzichten, wenn sie nur ihn vernichten konnten.
Unter schwersten Verlusten, die jetzt mit röchelndem Atem unter
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