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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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wir zwei. Ich erzähle Eurer Mama nichts davon, dass Ihr versucht habt, durch Dummheiten die Aufmerksamkeit auf Euch zu lenken, und Ihr versprecht mir, das nicht wieder zu tun. Denkt Euch etwas anderes aus. Alle zwei Schritt steht ein Wachposten auf den Wehrgängen, und auch wenn das nur gewöhnliche Einwohner sind, kein Ork könnte da durchkommen. Jetzt muss ich gehen«, sagte die Frau und setzte sie ab, schon eilte sie wieder in die inneren Gemächer, wo die Wäschetruhen und die Treppe zur Küche waren.
    »Oax«, versuchte Erbrow es noch einmal mit dünnem Stimmchen. Sie suchte in ihrem spärlichen Wortschatz, damit sie Parzia sagen könnte, dass die Orks sich bei ihrem Erscheinen einfach zwischen den Glyzinien und dem blühenden Holunderstrauch versteckt hatten. Sie spürte ihren Hass mit derselben Deutlichkeit, wie sie ihre Körper gesehen hatte. »Oax«, wiederholte sie hartnäckig.
    Parzia sah sich nicht einmal um.
     
    Erbrow durchquerte einen nach dem anderen die weiten Säle bis zu dem großen Raum, wo unter der Decke, die aussah wie eine Wolke, Mama und die Brüderchen schliefen. Obwohl sie sie zum ersten Mal sah, erkannte Erbrow sie sofort: Arduin, ruhig und kräftig, und Yorsh, der, kaum auf der Welt, schon die Schatten des Todes kennengelernt hatte. Sie schliefen. Alle drei. Mama hielt die Brüderchen, auf jeder Seite eines. Zunächst war da der rasende Wunsch, selbst auch in der Wolke zu sein, und dann die rasende Empörung darüber, dass für sie kein Platz darin vorgesehen war. Als ob das nicht genügte, waren außerhalb der Wolke die Orks. Erbrow versuchte, Mama zu rufen, aber die schlief so fest, dass sie nicht aufwachte. Die Brüderchen mussten ihre kämpferischen Tugenden ganz im Kampf gegen die Erinnyen verausgabt haben, denn jetzt wirkten sie eher schwach und machten nicht den Eindruck, als ob sie recht viel gegen die Orks ausrichten könnten. Erbrow überlegte auch, sich wieder hinter dem Vorhang zu verstecken, wo sie sich vor allen verborgen hatte, die sie wegschicken wollten, aber auch das ging nicht. Die Orks würden die Wolke finden und Mama und die Brüderchen, die darunter schliefen.
    Sie brauchte nicht in den Garten hinunterzuschauen, um zu wissen, dass die Orks sich nicht mehr im Gebüsch versteckt hielten, sondern längst auf der Terrasse heroben waren. Sie fühlte den Hass immer näher kommen. Das Mädchen wandte sich um und lief davon, sie musste rennen, so schnell sie konnte, um die Orks mit ihren Äxten und den Tierzähnen im Gesicht so weit wie möglich von der Wolke wegzulocken.
    Erbrow rannte und ihr Herz schlug zum Zerspringen; sie kam in den Raum, wo Jastrin auf einem alten Tisch hockte, umgeben von Pergamenten, denen, die er las, und denen, die er vollschreiben wollte. Der Junge hob den Kopf, um sie anzusehen, und sein Blick füllte sich mit Grauen. Sehr langsam und ganz leise ließ Jastrin sich unter den Tisch gleiten. Erbrow begriff, dass die Orks hinter ihr waren, aber sie sah sich nicht um, sei es, um auch nicht eine Sekunde der kostbaren Zeit zu verlieren, die sie noch von ihnen trennte, sei es, um zu verhindern, dass ihr der Schrecken die ohnehin zu kurzen Beine lähmte und ihr auch noch den letzten Rest Atem raubte. Sie rannte die Treppe hinunter, hielt sich dabei an der karmesinroten Kordel des Handlaufs fest, um nicht hinzufallen, und stürzte in den Garten hinaus. Endlich erschien Angkeel. Er hielt eine noch lebende Möwe in den Fängen, er ließ sie los, und obwohl verletzt und völlig verängstigt, schaffte sie es doch, sich wieder in die Lüfte zu erheben. Der Adler schwebte oberhalb von Erbrow, die nicht stehen blieb. Hinter ihr zerriss ein Schrei die Hitze des Sommernachmittags, der ohnehin schon erfüllt war vom Schlachtenlärm aus der Ebene. Auf den Schrei folgte das Geräusch von halb nackten, aber von Waffen klirrenden Körpern, die übereinanderfallen. Erbrow rannte immer weiter, ohne sich umzusehen. Dieser gellende Schrei musste auch bis in den Schlaf ihrer Mama gedrungen sein, sie war aufgewacht.
    »Hände weg von meiner Tochter, weg da, ihr Hunde, ihr Hyänen«, brüllte ihre Mama. »Lauf, Erbrow, lauf weiter!«, rief sie noch. »Ich halte sie auf. Du lauf weiter. Sieh dich nicht um!«
    Keuchend gehorchte Erbrow. Jetzt war niemand mehr hinter ihr. Angkeel hatte sie aufgehalten, was ihrer Mutter die Zeit gab, zu ihr zu gelangen. Aber jetzt war Mama ganz allein gegen die Orks.
    Nein, nicht allein. Angkeel war da. Nach dem Schmerz in den Schreien der Orks

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