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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Brunnen. Vielleicht war ja noch etwas zu machen.
    »Geht und holt Dame Aurora!«, brüllte Rankstrail.
    Aber es musste ihr schon jemand Bescheid gesagt haben, denn Aurora kam herbeigeeilt. Von der anderen Seite des Platzes nahte Parzia mit Erbrow an der Hand, um die Sieger zu begrüßen, aber das Lächeln erstarb ihr auf den Lippen, als sie die Leichen beim Brunnen sah, und sie blieb stehen. Aurora überquerte den Platz und beugte sich zu Lisentrail hinunter.
    »Rette ihn«, sagte Rankstrail zu ihr. »Tu alles, was in deiner Macht steht. Ich bitte dich. Ich bitte Euch, Herrin.«
    Aurora schob den Mantel beiseite, der den Gefreiten bedeckte. Da war eine große Wunde in der Brust, die schon jemand zu verbinden versucht hatte. Sie und Trakrail legten je eine Hand dorthin, wo sie noch blutete. Einen Augenblick lang sahen sie sich an. Mit einem Ruck machte Erbrow sich von Parzias Hand los und kam zu ihnen gelaufen.
    Parzia stürzte ihr nach, um sie zurückzuhalten.
    »Nicht hierher, Kleine, das ist nichts für dich«, sagte sie, indem sie sie wegzuziehen suchte, doch Aurora fiel ihr ins Wort.
    »Lauft zur Verbandsstation, so schnell Ihr könnt«, sagte sie zu ihr. »Bringt mir saubere Verbände, Parfüm, Nadel und Faden, Arnikablätter, Echinaceaextrakt, Hamamelis- und Kamilleblüten. Lauft. Lasst das Mädchen hier, ich kümmere mich um sie. Ihr seid schneller ohne sie. Lauft!«
    »Herrin! Das Kind hier!«, protestierte die Frau.
    »Lauft!«, befahl ihr Aurora.
    Parzia gehorchte.
    »Ich habe hier ein paar Arnikablätter, die man auf die Wunde legen könnte«, sagte Trakrail, holte sie aus seinem Quersack und steckte sie in den Mund.
    »Legt Ihr gekaute Kräuter auf die Wunde?«, fragte Aurora empört.
    »Das wirkt besser«, erklärte Trakrail verlegen.
    »Verzeiht«, griff der Hauptmann ein, »auch wenn das nicht die ersten Toten sind, die sie zu Gesicht bekommt, wäre es nicht doch besser, die Kleine fortzuschaffen?«
    »Jetzt ist keine Zeit dafür«, antwortete Aurora entschieden.
    »Ich kann das übernehmen«, schlug der Hauptmann vor.
    »Nein, das könnt Ihr nicht, wir müssen diesen schmutzigen Verband abnehmen und die Wunde auswaschen. Ihr wascht Euch die Hände im Eimer und legt sie dann hierher, wo der Schaum austritt, zusammen mit dem Blut verliert er auch Atemluft. Deswegen sind Brustverletzungen so oft tödlich. Ihr müsst fest zudrücken, denn es ist wichtig, dass er weder Blut noch Atemluft verliert, versteht Ihr. Euer Gefreiter atmet jetzt wieder, vielleicht können wir ihn retten.«
    »Aber Herrin, das Mädchen!«, wandte der Hauptmann ein.
    »Dem Mädchen geht es nicht schlecht. Sie wird warten, bis wir fertig sind.«
    »Aber es geht ihr wohl schlecht, schaut doch nur!«
    »Wir bringen sie weg, sobald wir können!«, erwiderte Aurora unwirsch.
    Erbrow hockte neben Aurora auf dem Boden, sie saß praktisch in der Armbeuge der jungen Frau, und obwohl Aurora mit beiden Händen beschäftigt war, hielt sie die Kleine doch im Arm. Erbrow hatte eine der schmutzigen und verstümmelten Hände des Gefreiten mit ihren Fingern umschlossen und hockte da, sie wurde immer blasser, die Augen waren immer weiter aufgerissen und von tiefen Augenringen gezeichnet.
    Ein Schatten fiel auf den Hauptmann. Rankstrail sah hoch. Eine kleine Frau in einem weiten grünen Samtrock, das Gesicht schmerzverzerrt und tränenüberströmt, sah den Sterbenden an, die Hände vor den Mund geschlagen, um einen Schrei oder ein Stöhnen zu ersticken. Die Frau kniete nieder, oder besser, sie ließ sich auf die Knie fallen und brach neben dem Kopf des Gefreiten, der einzigen Stelle, die noch nicht von Helfern besetzt war, in verzweifeltes Schluchzen aus. Mit den Händen strich sie über das Gesicht des Verletzten, dann nahm sie die noch freie Hand in ihre und streichelte sie dort, wo anstelle der Finger die Narben des Henkers saßen. Seit jeher war Lisentrail Gegenstand ihrer Liebe gewesen, den sie von ferne angesehen hatte. Er, der nichts auf der Welt mehr begehrt hätte als ihre Liebe, wäre nie daraufgekommen.
    Ein zweiter Schatten tauchte auf. Parzia war zurückgekommen. Nachdem sie aus einem Fläschchen Nadeln hervorgezogen hatte, die so krumm waren wie Schusterahlen und an denen dicke, grobe Fäden hingen, tränkte sie diese auf Geheiß von Aurora in Parfüm.
    »Rindersehnen?«, fragte Trakrail, auf die Fäden deutend. »Und warum tränkt Ihr sie in Parfüm?«
    »Leinen und Schafdarm, die sind elastischer und lassen sich besser verknoten. Mit

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