Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
ihrem Land zu vertreiben, alle bis auf den letzten, sodass ihre einzigen Sorgen die sein würden, ob die Pflanzen Blattläuse hatten oder die Maulwürfe den Kohl fraßen.
»Geht es dir gut, Mädchen?«, fragte der Hauptmann.
Erbrow nickte.
Sie waren außer Gefahr.
Der Hauptmann stieg vom Pferd und ließ auch sie absteigen.
Prinz Erik kniete vor ihm nieder, was ihn fast so verlegen machte, wie wenn Aurora ihn »Mein Herr« nannte. Der junge adlige Krieger dankte ihm erneut und ausführlich dafür, dass er ihn gerettet hatte, diesmal endgültig, ihn, sein Leben und das seiner Leute. Er hatte die Neumondhügel befreit, wiederholte der Prinz bewegt. Der Hauptmann knurrte etwas zur Antwort.
Nachdem er ihm versichert hatte, dass seine Familie in Varil bei bester Gesundheit und ihr Häuschen wieder instand gesetzt worden wäre, entfernte Prinz Erik sich schließlich.
Der Hauptmann blieb mit Trakrail und Nirdly zurück. Er gab den beiden Befehl, die verletzten Orks zu töten und zu enthaupten, dann bückte er sich, um Erbrow hochzuheben und sie so schnell wie möglich nach Daligar zu bringen. Aber es war zu spät.
Erbrows Schrei gellte durch den warmen Morgen.
Das Mädchen lief zu einem der verletzten Orks, dem mit der Wolfsmaske, und stellte sich zwischen ihn und die Männer des Hauptmanns. Der Wolf knurrte, dann legte er sich still nieder.
»Nein aua tot aua!«, schrie sie aus voller Kehle.
»Was zum Teufel hat sie gesagt?«, fragte Nirdly.
»Sie will nicht, dass wir ihn töten«, antwortete Trakrail, der erheblich intelligenter war.
Der Hauptmann wurde blass. Er hatte nicht nachgedacht, hatte voreilig gesprochen. Das Mädchen war ein Halb-Elf. Jetzt war es zu spät.
»Euer Gnaden«, sagte der Zwerg verbindlich, »geh weg da. Ich tu ihm ja nicht weh. Ich muss ihn nur töten.«
Das Mädchen rührte sich nicht vom Fleck. Stille trat ein, die geräuschvolle Stille eines Sommertags mit Hornissengebrumm und Grillengezirp.
»Hör mal, Kleine«, versuchte er sie zu überzeugen, »geh weg da, das ist gefährlich.«
Das Mädchen trat noch näher zu dem Ork hin. Noch ein paar Schritte, und sie war in Reichweite seines Arms und seiner Axt. Sie hatte angefangen zu weinen und hielt dem Hauptmann ihr Holzbötchen hin, zum Tausch. Ihr Bötchen gegen den Ork.
»Nein, warte, das ist nicht möglich … Wir töten sie, ohne ihnen wehzutun … Sie erwarten das auch. So ist das üblich. Wir können sie schließlich nicht verbluten lassen … das wäre schlimmer … das wäre wirklich schändlich.«
»Das ist auch unser Schicksal, weißt du, Kleine?«, versuchte Nirdly es. »Früher oder später nehmen wir alle dieses Ende. Auch wir. Wenn wir Glück haben, finden wir jemand, der anständig ist und es mit einem glatten Schuss erledigt …«
Die Kleine machte noch einen Schritt auf den Ork zu.
»Nein!«, brüllte Rankstrail. »Bleib stehen! Wir können ihnen nicht helfen. Wir können die verletzten Orks nicht mitschleppen. Wie sollen wir das denn anstellen? Sollen wir ihnen unsere Pferde überlassen? Das wäre absurd, verstehst du? Es wäre dumm. Auch wir enden so. Das ist unser Schicksal.«
Die Kleine trat noch näher zu dem Ork. Ihre blauen Augen blitzten wie die ihres Vaters, damals in der Ebene von Varil. Sie hatte aufgehört zu weinen. Jetzt war ihr Blick gebieterisch.
»Ich tue, was du willst. Ich schwöre es. Bei meiner Ehre. Bleib stehen. Komm zurück.«
Der Hauptmann dachte, was für ein Glück es war, dass nur zwei seiner Allergetreuesten zugegen waren.
Das Mädchen sah ihn prüfend an.
»Genau wie ihre Mutter«, schnaubte Trakrail.
»Wie der Gefreite Lisentrail sagt: Wer die heiratet, braucht den Mut eines Löwen«, ergänzte Nirdly.
»Bei meiner Ehre, Mädchen«, schloss der Hauptmann wutentbrannt. »Bei meiner Ehre, und auch wenn ich ein Söldner bin, hat doch noch niemand gewagt, die anzuzweifeln.«
Erbrow sah ihn aus ihren Elfenaugen ernst an.
»Mädchen«, sagte der Zwerg, »mit Söldnerehre spaßt man nicht.«
»Stimmt«, bestätigte Trakrail, »Könige und Ritter mögen ja Meineide schwören, Briganten und Söldner aber nehmen es ernst mit der Ehre, sie haben schließlich sonst nichts auf der Welt.«
Der Hauptmann wandte sich um und warf den beiden einen vernichtenden Blick zu, damit sie endlich den Mund hielten.
Endlich sah der verletzte Ork die Kleine und versuchte, sich zu ihr umzudrehen.
»Ich tue, was du willst. Ich schwöre es, bei meiner Ehre. Komm weg da«, sagte der Hauptmann
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