Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
noch.
Erbrow rührte sich nicht von der Stelle. Der Ork begann, zu ihr hinzurobben.
»Ham ham«, sagte sie, auf den verletzten Ork weisend.
»Sie will, dass wir Nahrungsmittel herbeischaffen«, übersetzte Trakrail.
»Erzähl keinen Unsinn«, entgegnete der Hauptmann. Jetzt reichte es ihm. »Ich kann nicht Wasser und Lebensmittel für die gefangenen Orks vergeuden. Wir haben selbst nicht genug. Das wäre ein Verbrechen! Hast du eine Vorstellung, welche Mühe es meine Männer kosten würde, sie als Gefangene zu halten? Ich kann sie doch wohl schlecht dazu anstellen, Hühner zu züchten, um die Orks satt zu kriegen.«
Die Kleine machte noch einen halben Schritt auf den Ork zu, der sich ganz zu ihr umdrehte.
»Ich tue, was du willst«, zischte der Hauptmann, »bei meiner Ehre. Ich schwöre es. Sauberes Wasser und etwas zu essen.«
»Die ist ja noch schlimmer als ihre Mutter«, bemerkte der Zwerg.
»Stimmt. Ihre Mutter hat wenigstens erst sprechen gelernt, bevor sie uns alle in die Knie zwang. Die hier schafft das mit ’ner Handvoll Worte.«
Der Hauptmann erteilte seiner ganzen Kompanie brüllend den Befehl, die Orks zu entwaffnen und nach Daligar zu schaffen, wo man sie in den Hütten gefangen halten würde, die sie selbst für die Belagerung errichtet hatten. Dann sollten die Soldaten sie mit frischem Wasser und etwas zu essen versorgen.
Das Staunen in den Reihen seiner Leute war groß. Sie äußerten dies mit so deftigen Kommentaren, dass Rankstrail sich erlaubte, sie daran zu erinnern, dass Hauptmann der Leichten Kavallerie er war und dass er nicht die Angewohnheit hatte, seine Befehle zu wiederholen.
Endlich konnte er zu der Kleinen hingehen und sie wieder auf den Arm nehmen.
»Jetzt habe ich geschworen. Es ist eine Verrücktheit, aber ich habe es geschworen«, versicherte ihr der Hauptmann, bleich vor Zorn und Angst.
Das Mädchen nickte, und ohne den Blick von ihm zu wenden, hielt sie ihm ihr buntes Holzbötchen hin.
Entnervt sah der Hauptmann sie an. Da griff sie mit der Hand in die Schürze, holte ihre Holzpuppe heraus, streichelte sie mit einem Seufzer, dann hielt sie ihm auch die noch hin.
»Danke, nicht nötig«, antwortete der Hauptmann in dem Versuch, die Spielsachen zurückzuweisen, und erleichtert, dass niemand außer den Allergetreuesten der Szene beiwohnten. »Nichts für ungut, aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll.«
Hartnäckig drückte die Kleine sie ihm wieder in die Hand.
»Du Papa«, sagte sie entschieden. »Papa lieb.«
»Ich glaube, sie will sagen, Eure Kinder können damit spielen, die Kinder, die Euch zum Vater haben. Ein lieber Vater«, übersetzte Trakrail.
»Ich bin nicht Vater. Ich habe keine Kinder, da ist niemand, der damit spielen könnte. Ich kann nichts damit anfangen. Behalte du sie.«
»Du Papa ’päta«, beharrte das Mädchen.
»Für später, wenn Ihr Vater werdet.«
»Ich habe nicht die Absicht, je Kinder zu haben«, brauste der Hauptmann auf und schob die Spielsachen mit der Hand beiseite, während er mit der anderen Trakrail bedeutete, er könne sich von seiner neuen Aufgabe als Übersetzer entbunden fühlen.
Das Mädchen sah ihn an und musste lachen. Es war das erste Mal, dass der Hauptmann sie lachen sah.
»Du Papa ’päta«, wiederholte Erbrow fröhlich und drückte ihm zum letzten Mal die Spielsachen in die Hand.
Entnervt ließ der Hauptmann sie so schnell wie möglich in seinem Quersack verschwinden. Er wollte nicht, dass sich die Szene noch länger hinzog. Seitdem er seinen Männern das Schreiben beigebracht hatte, benahmen sie sich halbwegs manierlich, aber sie waren immer noch nicht die Art Truppe, die es sonderlich schätzte, Befehle von einem mit Holzpuppe und -Schiffchen ausgestatteten Kommandanten entgegenzunehmen.
»He, Euer Gnaden«, fragte Nirdly, indem er auf den Ork am Boden wies, »darf ich ihn entwaffnen? Er braucht die Axt ja schließlich nicht zum Holzhacken.«
Das Mädchen dachte darüber nach, wahrscheinlich um sicher zu sein, dass sie die Bedeutung der Frage richtig verstanden hatte, dann nickte sie.
Mit einem strahlenden Lächeln hielt Trakrail sein Schwert an die Kehle des Orks, was Nirdly Gelegenheit gab, ihn gefahrlos zu entwaffnen.
»Er hat eine Stichwunde in der Brust, aber er atmet ohne Schwierigkeiten. Die Schulter heilt von selbst. In weniger als einem Monat ist der wieder auf den Beinen«, bemerkte der Hauptmann halblaut.
Der Ork wandte sich zu ihm um. Seine Augen hinter der Kriegsmaske sahen
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