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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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reden.
    Nach langen Beratungen kam eine Alte mit gekrümmter Habichtsnase in einem viereckigen Gesicht, das wie aus Leder gemacht wirkte. Rankstrail handelte mit dem weiblichen Oberhaupt regelmäßige Verpflegung mit Geflügel und Polenta aus, was seinen Trupp Männer vor Hunger und gefährlichen Versuchungen bewahren würde. Im Tausch dafür gab er ihr eine kleine Menge des örtlichen Geldes, das sie den Banditen abgenommen hatten, ein paar Bronzemünzen mit dem Konterfei eines merkwürdigen Ungeheuers mit zwei Gesichtern, vor allem aber bot er Schutz für alle, für Männer, Frauen, Kinder, Schafe und Hühner.
    Zufrieden ging die Anführerin davon, und zum ersten Mal in ihrer trostlosen Laufbahn widerfuhr es den Söldnern, dass sie mit einem gewissen Wohlwollen betrachtet wurden, oder doch wenigstens mit nicht allzu großem Groll.
    Lisentrail hatte die Verhandlungen mit angehört. Im Söldnerheer galt alles, was nicht vorgeschrieben oder zumindest ausdrücklich erlaubt war, als verboten. Ein Abkommen über die Gemeinschaftsverpflegung der Soldaten vor Ort war eine unerhörte Neuigkeit und würde wahrscheinlich an übergeordneter Stelle kaum Beifall finden.
    »Ach ja?«, kommentierte der Bär gelassen. »Dann sollen sie jemand schicken, der mir sagt, dass das nicht geht.«
     
    Kein anderer Kommandant war je auf die Idee gekommen, Gemeinschaftsverpflegung auszuhandeln. Keiner hatte begriffen, dass die Söldner sich gegenseitig Konkurrenz machten, wenn jeder für sich das Essen kaufte. Die Preise gingen in die Höhe, der Sold war schnell aufgebraucht und es kam zu Diebstählen. Mit den Diebstählen kam der Hass der örtlichen Bevölkerung und zuletzt der Henker. Um nicht dem Henker in die Hände zu fallen, desertierten viele und wurden Banditen. Die Zahl der Banditen nahm zu, neue Söldner mussten angeworben werden, um sie zu bekämpfen, und so ging das immer fort.
    Nach dem Zug der Elenden kamen die Kameraden. Das waren die Überlebenden der drei Einheiten, die schon früher zur Bekämpfung der Verbrecher in die Gegend geschickt worden waren. Insgesamt etwa vierzig Mann, versprengt und ohne Kommandanten. Zwei der Truppführer waren an ihren Verwundungen gestorben, und einen hatte das Sumpffieber hinweggerafft, noch bevor er zum Einsatz kam.
    In den folgenden Tagen begann Rankstrail, die Ebene bis an die Hügel hinauf zu durchkämmen, und legte ein Reihe von Hinterhalten an, bevor der Feind sich neu formieren konnte. Er hatte nur den Schlamm zu sehen brauchen, mit dem die Schwarzen Banditen sich einrieben, um zu wissen, wo sie ihr Versteck haben mussten: bei den schlammigen Rinnsalen, die alles waren, was von den Flüssen übrig war, zwischen vergilbtem und immer spärlicherem Schilf und Oleander, wo sich aber immer noch Männer versteckt halten konnten. Er brauchte die Flussläufe bloß in Abschnitte einzuteilen und diese einen nach dem anderen absuchen zu lassen, sämtliche Männer auf einen Punkt konzentriert, um die ganze Ebene ohne Verlust von den Banditen zu befreien.
    Am Anfang hatten die Neuankömmlinge sich ausgeschüttet vor Lachen beim Anblick eines Jungen, der ausgewachsenen Männern und dann auch ihnen Befehle erteilte, doch rasch hörten sie damit auf und fügten sich. Der blutjunge Kommandant fand Spuren im Nichts, erriet die Bewegungen des Feindes durch Beobachtung des Vogelflugs, er war geräuschlos wie eine Schlange, nie verfehlte er einen Angriff, er schien im Voraus zu wissen, wo der Feind auftauchen würde. Rankstrail hatte eine Waffe mehr im Vergleich zu anderen: den Geruchssinn. Er wusste immer, wo der Feind entlanggezogen war und wie viel Zeit seitdem vergangen war.
    In den Hügeln war das anders. Er kannte das Gelände nicht, während die anderen hier aufgewachsen waren. Rankstrail teilte alle in Gruppen von je zehn Mann ein, die durch Boten miteinander in Verbindung standen, und mit denen durchkämmte er die Höhen. Er warb die Schäfer an, kaufte sie mit dem Versprechen, dass ihre Schafe auf immer vor Banditen wie Söldnern sicher sein würden, und ließ sich von ihnen die Wege und die Wälder erklären. Er schuf ein Warn- und Nachrichtensystem auf der Basis von Steinhügeln, die so aufgeschichtet waren, dass sie einem zerstreuten Blick als zufällig erscheinen konnten. Auch ohne ein direktes Treffen konnten ihm so alle mitteilen, welche Bewegungen sie gesichtet hatten. Als Väter, deren Kinder von den Banditen ermordet worden waren, ihn fragten, ob sie sich an dem Kampf beteiligen

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