Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
die Reihen ihrer Kohlköpfe, die sich lichteten, und ihre Hühner, die aufhörten, Eier zu legen, oder, schlimmer noch, im ersten Nebel endgültig verschwanden, wie von Geisterhand entführt. Die Region war befriedet. Man brauchte die Söldner nicht mehr.
    Vom Land, wo es immer etwas zu jagen gab und wo sich immer mal wieder ein Schäfchen verirrte, wurde ihre Einheit in die Hauptstadt verlegt, wo nur streunende Katzen sich verirrten und dann auch tatsächlich verschwanden.
     
    Die Hauptstadt der Region, Kastei Hohe Wacht, lag am Südhang des Prallsteins und war eher ein großes Dorf mit staubigen Straßen und hohen Steinmauern, hinter denen sich die ausladenden Baumkronen von nützlichen Feigenbäumen und die kümmerlichen Wipfel von überflüssigen Palmen drängten. Im Schatten der Gärten lagen winzige, weiß gekalkte Häuser mit dunklen Holztüren, kleinen, schlitzartigen Fenstern und kegelförmigen Dächern, um im Sommer die Hitze abzuhalten und in den Herbststürmen das Wasser besser ablaufen zu lassen. Die Truppe hielt Einzug in der Stadt, von niemandem willkommen geheißen, mit Ausnahme eines finsteren Kriegers, der ihnen den alten Schafstall zeigte, wo sie sich einrichten sollten.
    »He, Bär«, sagte Lisentrail, »ich will ja nicht die Prinzessin auf der Erbse spielen, aber hier drin herrscht nicht nur ein Gestank, schlimmer als in der Kloake, was wir ja gewöhnt wären. Hier kriegt man auch wirklich keine Luft. Man kann nicht atmen. Und ein Mensch kann nicht mal aufrecht stehen. Wir müssten auf allen vieren laufen wie die Hunde.«
    »Dann setz dich doch hin«, antwortete Siuil verbindlich, »das strengt weniger an.«
    Um nicht dort drin sein zu müssen, verbrachten sie ihre Tage, im Schlamm hockend, auf dem Hauptplatz des Ortes, wo ein alter Brunnen stand. Gegenüber lag der Gouverneurspalast, das größte Gebäude weit und breit, zweistöckig und verziert mit einer Reihe von Säulen, auf ungleichen Bögen ruhend. Im oberen Stockwerk wohnte der Gouverneur, ein Mann aus Daligar, extrem lang und mager, nein, spindeldürr, und man verstand nicht, warum, denn er hatte doch schließlich Hühner.
    »Der hat Galle im Blut«, vermutete Trakrail als Heilkundiger. »Er muss Würmer gehabt haben und die sind nicht richtig behandelt worden.«
    »Der hat Galle in der Seele«, sagte Lisentrail als Menschenkenner. »Er muss als Volltrottel auf die Welt gekommen sein und seine Mutter hat ihn nicht anständig mit Ohrfeigen traktiert, anders als meine, die legte Wert darauf.«
     
    Der Gouverneur war über die Maßen seltsam. Stets war er von einer mürrischen Verdrossenheit, die ihm die Schultern herabdrückte und ihm unter der Nase, die krumm war wie ein Hühnerschnabel, den Mund auf eine Seite zog.
    Im Erdgeschoss des Gouverneurspalasts war eine kleine Garnison untergebracht, drei Kavalleristen und vier Infanteristen, die Pferdeställe, der Gerichtssaal mit dazugehörigem Henker, Galgen, Pranger und einem bescheidenen Satz an Zangen und Kohlebecken, wie es typisch ist für eine Garnison auf dem Lande. Rings um den Palast erstreckte sich ein Garten mit üppigem Pflanzenwuchs, Rosen und einem gepflegten Rasen, der mit seinem leuchtenden Smaragdgrün gegen das fahle und staubige Grün der Umgebung abstach. Der Rasen wurde jeden Tag mit Wasser aus dem Brunnen besprengt, immer. Auch im Sommer, wenn die Sonne heiß herunterbrannte und so wenig Wasser im Brunnen war, dass die Frauen, die Wasser holen kamen, mit leeren Krügen nach Hause gehen mussten.
    Mit den Regenfällen im Herbst stieg der Wasserpegel im Brunnen und auch die Rinnsale zwischen Schilf und Oleanderbüschen füllten sich wieder mit Wasser. Das Grün der Wiesen in der Umgebung glich sich dem des Rasens im Gouverneursgarten an, der mit seinem Smaragdgrün nun nicht mehr so sehr hervorstach, und vielleicht zog sich deshalb das Gesicht des Gouverneurs noch mehr in die Länge.
    Der Herbst war lang und regnerisch. Die Söldner hockten allesamt untätig und unnütz herum und trauerten den Zeiten nach, als sie gegen die Banditen kämpfen konnten, und träumten davon, in den Kampf gegen die Orks geschickt zu werden, denn alles erschien ihnen besser als dieses sinnlose Herumlungern, dieses Vertrödeln der Zeit, im Staub hockend, den der Regen in Morast verwandelte.
    Eines Tages, als es unter einem bleichen Himmel nicht recht hell werden wollte, kam ein großgewachsener, in einen dunklen Mantel gehüllter alter Mann mit hüpfenden Schritten auf sie zu.
    »He, Bär, das

Weitere Kostenlose Bücher