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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Abschneiden der Zunge und vielleicht auch der Daumen. Dann legte er sich mit den älteren Kriegern im Haus schlafen, endlich einmal in richtigen Betten und mit einem echten Kamin, wo das Feuer in der kalten Nacht knisternd seine Wärme verbreitete.
    Rankstrail erklärte den anderen die Gefahr und auf seine Weisung hin bildeten sie doppelte Wachposten, das heißt jeweils aus zwei Männern bestehend.
    Die anderen hörten auf ihn.
    Der Bär war zu sonderbar, als dass man nicht auf ihn gehört hätte.
    Er sah Spuren, wo keine waren, mitten im Lärm und dem Geschimpfe des Lagerlebens konnte er einen Holzwurm nagen hören. Er zielte mit dem Bogen, bevor er das Kaninchen sah, als ob er schon im Voraus wüsste, wo es auftauchen würde. Niemand machte es Spaß, sich von einem Jungen sagen zu lassen, was er zu tun hat, aber man hat nur eine Haut und die Vorstellung von einem baldigen Tod führt zu sonst undenkbaren Lösungen.
    Beim Obstgarten ließ Rankstrail auf Knöchelhöhe die Stricke spannen, mit denen die Toten aufgehängt worden waren, im Dunkeln sah man sie nicht.
    Den gefährlichsten Wachposten, den vor dem Haus, wegen des Lichts vom Feuer, übernahmen er und Lisentrail.
    Sie wechselten kein einziges Wort, bis sich das Dunkel im Osten zu lichten begann. Rankstrail beugte sich zu seinem Kameraden und sagte ihm, die Feinde seien schon im Obstgarten. Sie waren zahlreicher als sie, und vermutlich versuchten sie, sie zu umzingeln, bevor sie angriffen.
    »He, Bär, woher weißt du das?«, fragte Lisentrail.
    »Ich rieche den Geruch und höre das Geräusch ihrer Stiefel am Boden.«
    »Niemand kann das riechen und hören.«
    »Wenn du darauf gefasst bist, schon«, war die Antwort des Bären. »Ich habe die Spuren ihrer Stiefel gesehen, und ich wusste, welches Geräusch ich zu erwarten hatte, und deshalb habe ich es bemerkt.«
    Lisentrail ging den Truppführer rufen. Er schlich auf allen vieren in den Raum, um vor dem Feuerschein aus dem Kamin von draußen nicht sichtbar zu sein. Der mit dem langen s kannte solche Vorsicht nicht, im Hemd und ohne Helm sprang er auf und brüllte herum, er wolle nicht wegen nichtsss und wieder nichtsss aufgeweckt werden. Zwei Pfeile trafen ihn, einer in den Bauch, der andere barmherzigerweise in die Kehle, wo der Einschuss rasch das Ende herbeiführte. Der kurze, von Gebrüll begleitete Auftritt das Truppführers war Ablenkung genug, damit Rankstrail mit Schleuder und Bogen auf einen Baum klettern konnte. Er erlegte vier Banditen, bis er begriff, warum sie »Schwarze« genannt wurden. Vor dem Gesicht trugen sie einen Gesichtsschutz, eine Art Maske, die war aus in Ruß gekochtem Leder, und sogar von der Höhe seines Baumes aus begriff Rankstrail, wie dumm diese Vorrichtung war. Zwar wirkte diese Art Maske abschreckend, aber sie nahm dem Maskierten die Sicht nach den Seiten, er konnte nicht sehen, was man nur aus den Augenwinkeln sieht, und außerdem schützte sie nicht vor wirklich schweren Schlägen. Diese Feststellung ermunterte ihn.
    Lisentrail hatte die alten Krieger aus den Häusern herausschaffen können, als auch schon Brandpfeile auf die Strohdächer herabzuprasseln begannen. Er versuchte, sich in den Weinberg zurückzuziehen, wo die Rebstöcke sie schützen würden, fern von den Flammen, vor denen sie eine zu gute Zielscheibe abgaben.
    Rankstrail bemerkte, dass dieses Manöver vorhergesehen worden war und dass im Weinberg eine Falle auf sie wartete. Er sprang von dem Baum herunter und eilte zu Lisentrail.
    »Hier werdet ihr abgeschlachtet«, sagte er schnell. »Mir nach, bleibt dicht bei mir. Wir greifen im Obstgarten an, dort sind jetzt weniger Banditen und sie rechnen nicht damit. Ich täusche mich da nicht.«
    Die Erinnerung an das Massaker, an die von einer Handvoll Erde bedeckten Pfirsiche entfachte blinde Wut in ihm. Er führte den Angriff, als ob er sein Lebtag lang nichts anderes getan hätte. Die Schwarzen Banditen kamen genau in dem Augenblick aus der Deckung, als Rankstrail und seine Männer zur Stelle waren. Ein Gutteil der ersten Linie stolperte über die im Dunkeln gespannten Seile, die zweite Linie stolperte über die erste.
    Das Blatt wendete sich. Die Leichte Infanterie fiel über die Angreifer her wie Wölfe in der Nacht. Etwas weiter hinten stand ein Mann, bewaffnet mit einer enormen Doppelaxt, die er in beiden Händen hielt. Er brüllte seine Männer an, sich zurückzuziehen, aber es war zu spät. Der Bär begriff, dass das ihr Anführer war. Es war ein dicker,

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