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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Huhn haftest du mit deinem Kopf.«
    Rankstrail war nun dicht bei ihm. Er legte die Hand an den Griff seines Schwertes. Tatsächlich war das immer noch bloß der Stummel eines Schwerts, den er vor allem zum Abschneiden von Ästen und zum Holzhacken benutzte, aber von oben sah man das nicht. Rankstrail stand am Boden, Argniòlo dagegen saß zu Pferd. Sie sahen sich an, dann vollführte Rankstrail eine noch tiefere und übertriebenere Verbeugung, nach der er sich mit einem noch überzeugteren und höflicheren Lächeln wieder aufrichtete.
    »Aber gewiss, Exzellenz. Ein echter Kommandant übernimmt die Verantwortung für Leben und Tod der Männer, die er in die Schlacht schickt, und es ist nur recht und billig, dass er für sie einsteht. Beim ersten Huhn, das verschwindet, hafte ich mit meinem Kopf.«
    »Früher oder später sehen wir uns wieder, du und ich«, sagte Argniòlo leise und drohend.
    »Aber gewiss, Exzellenz«, bestätigte der Hauptmann. »So ist das Leben nun mal. Wenn wir nicht draufgehen, weder Ihr noch ich, sieht man sich wieder.«
    Mit steifer Würde zog das Grüppchen ab. Der Bauer machte sich eiligst aus dem Staub und hockte sich an der Mauer des Gerichtssaals nieder, in Sicherheit, nicht weit vom Henker. Als die Garnisonssoldaten in ihre Rosengärten zurückgekehrt waren, wo sie ihn nicht mehr hören konnten, schüttelte Rankstrail den Kopf.
    »Wunderschöner Harnisch«, bemerkte er fast mit einem Seufzer und mit Blick auf den Rücken Argniòlos, der sich entfernte.
    »He, Hauptmann«, sagte Lisentrail leise. Er war der Erste, der ihn so anredete. »Hauptmann, was machen wir jetzt? Wo willst du die sieben Taler hernehmen? Der Kerl hasst dich jetzt. Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest nichts unternommen. Das geht schnell vorbei, weißt du, wenn sie dir die Zähne ausreißen.«
    »Niemand rührt meine Männer an«, antwortete Rankstrail knapp. »Niemals.«
    Indem er den Satz wiederholte, war das nicht länger eine Prahlerei, sondern es wurde Wahrheit. Das waren seine Männer, er war ihr Hauptmann. Er hatte die Verantwortung für ihr Leben und ihren Tod übernommen. Er war bereit, mit seinem Kopf dafür einzustehen.
    »Hauptmann, das ist Ungehorsam. Die reißen dich in Stücke und die Stücke werfen sie den Hunden vor.«
    »Nein. Wenn der hingeht und erzählt, dass ein Söldner ihm Angst eingejagt hat, dann verliert er sein Gesicht. Er wird schweigen wie das Grab eines Stummen. Mehr noch, in ein oder zwei Tagen wird er davon überzeugt sein, dass es seine Idee war, dich heil zu lassen, so kannst du besser für die Grafschaft kämpfen.«
    Langes Schweigen trat ein, unterbrochen nur vom Wind. Riesige Wolken jagten über die Hügel dahin. Der Himmel war blau und spiegelte sich mitsamt den Wolken in den Pfützen auf dem Hauptplatz. Ein Schwarm Krähen zog vorüber.
    »Gehorcht meinen Befehlen, dann gibt es keinen Ärger«, sagte der Hauptmann. »Ich weiß noch nicht, welche Befehle das sein werden, aber ich weiß, dass wir zu essen haben werden. Keiner macht irgendwelchen Unsinn und mein Kopf landet nicht unter den Rosen des Gouverneurs.«
    »Hauptmann, bist du verrückt, du kannst doch nicht deinen Kopf für uns riskieren!«
    »Männer«, entgegnete der Bär, »ich kann die Dinge beurteilen und täusche mich nicht. Mein Kopf bleibt dort, wo er ist. Wenn die Klügeren auf die Idioten aufpassen«, setzte er mit Blick auf Siuil hinzu, »dann wird alles gut gehen. Gefreiter Lisentrail, warte hier, und dass sich keiner vom Fleck rührt, solange ich nicht da bin.«
    Hauptmann Rankstrail machte sich auf den Weg. Er wusste, dass das Haus des Wucherers das letzte am unteren Dorfrand war, direkt an der Böschung. Er fragte sich, ob er ein Geschäft gemacht hatte, und entschied sich, der Antwort eine offene Form zu geben: Sieben Täler waren vielleicht kein angemessener Preis für den Verkauf der Seele, fünf Zähne eines Mannes schon. Im schlimmsten Fall konnte er immer noch seinen Kopf obendrein geben und die Sache zum Abschluss bringen. Während er sich entfernte, erreichte ihn noch die Stimme des Gefreiten.
    »He, Hauptmann«, sagte Lisentrail, »weißt du, nur bei denen, die nix anpacken, geht nie was kaputt und bleibt immer alles gleich. Auch Er, Der das Universum geschaffen hat, wird bei diesem Unternehmen schon mal einen Zahn oder Finger eingebüßt haben.«
    Der Hauptmann verstand nicht, ob diese Bemerkung eine verspätete Bitte um Entschuldigung war oder eine plötzliche Anwandlung von

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