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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Angst, Opportunismus und Speichelleckerei beherrscht waren, die sich zur Legitimierung eines nichtswürdigen Herrn gegenseitig verstärkten. Nein, sie liebten diesen Herrn! Der Wahnsinn des Verwaltungsrichters wurde immer mehr als Normalität aufgefasst, die ständig wiederholten Lügen wurden immer selbstverständlicher als die Wahrheit betrachtet. Mit den Jahren erschien die niederträchtigste Grausamkeit immer selbstverständlicher als Gerechtigkeitsliebe. Ein Mann war hingerichtet worden, weil Verwundungen im Kampf ihn gehindert hatten, sich bei irgendeiner offiziellen Gelegenheit vor seinem Herrn zu verneigen, und nicht einmal sein Sohn empörte sich darüber! Es war nicht nur Angst, weshalb keiner fehlen wollte; es war nicht nur Schmeichelei, weshalb alle dabei sein wollten. In einem seiner lichten Momente hatte der Verrückte Schreiber einmal davon gesprochen, welch schillernde Verführungskraft die Grausamkeit erlangt, sobald die Hoffnung oder der Mut, sie bekämpfen zu können, untergehen. Er hatte ihm erklärt, wie dann stillschweigende Duldung und sträfliches Wegsehen einen verwerflichen Konsens bilden. Das war einer der vielen Sätze gewesen, die Rankstrail unnötig mit schwierigen Worten gespickt und ohne jede Bedeutung vorgekommen waren. Jetzt, angesichts dieser jungen Adligen, verstand er ihn.
    Sie wollten dabei sein, weil sie den Verwaltungsrichter liebten.
    Rankstrail stand noch immer bei seinem Reiherbraten und sah diese jungen Leute ungläubig an. Normalerweise hätten sie ihn keines Blickes gewürdigt, selbst wenn er vor ihren Augen verreckt wäre; doch um seine Gunst zu gewinnen, plauderten sie, immer noch so, wie man mit etwas begriffsstutzigen kleinen Kindern redet, die schmutzigsten Familiengeheimnisse aus, gaben die erbärmlichsten Feigheiten, die widerwärtigste Unterwürfigkeit preis.
    Die Unterhaltung ging weiter. Im Zweifel, ob er sie auch wirklich verstanden hatte, fingen die Herren Reiter und Fußsoldaten noch einmal von vorne an und erklärten ihm, da nun einmal keiner fehlen dürfe, bräuchten sie jemanden, der sie im Wachdienst bei Prinzessin Aurora vertrat. Sie hatten gehört, der junge Hauptmann der Leichten Infanterie könne, nun, gewiss innerhalb der Grenzen seines Söldnerstandes, für eine halbwegs passable Person gelten, wenn man nicht allzu genau hinsah. Er konnte lesen und schreiben, er spuckte nicht auf den Boden und kratzte sich nicht in aller Öffentlichkeit wie die Hunde. Sie würden ihn waschen, wie es sich gehörte, sie würden den Haarfilz eines Bären und diesen Bart einer Meerkatze in Ordnung bringen, sie würden ihm eine Ritterrüstung anlegen und niemand würde etwas bemerken. Prinzessin Aurora war … wie sollte man sagen …
    »Sie ist ein wunderbares Mädchen und lebt ganz in ihren Träumen …«
    »In ihren Fantasien …«
    »Sie lebt immer noch in ihrer Kinderwelt …«
    Rankstrail erinnerte sich, dass er mehrmals Erzählungen gehört hatte, die Prinzessin von Daligar sei blöde oder verrückt wie ihre Mutter, sie esse nichts, was lebendig gewesen war, und setze nie einen Fuß vor die Tür ihres Palasts.
    »Alles, was die junge Dame tut, ist, sich auf einer Schaukel zu wiegen.«
    »Alles, was du tun musst, ist, dich in einem Winkel des Gartens zu postieren, stillzustehen und dich nicht vom Fleck zu rühren, stumm und reglos wie eine Statue. Du wirst die allerhöchste Ehre haben, in Gegenwart der Tochter des Verwaltungsrichters verweilen zu dürfen. Das kannst du dann deinen Eltern erzählen, sofern du welche hast. Oder deinen Enkeln. Wir verstehen ja nichts davon, aber scheinbar ist es doch so, dass Söldner sich nicht verheiraten dürfen; aber wenn man nicht getötet wird, hört man doch früher oder später einmal auf, Söldner zu sein. Wenn du dich während des Wachdienstes rührst oder auch nur einen Mucks von dir gibst, lassen wir dich nach Strich und Faden auspeitschen und nehmen dir das Kommando der Leichten Infanterie ab. Aber das ist nur so dahingesagt, denn so dumm bist du bestimmt nicht.«
    Zuletzt kamen Ermahnungen, seinen Namen betreffend. Unter allen Dingen, die in einer möglichen Unterhaltung nicht angesprochen werden durften, war sein Name das absolute Tabuthema. Wenn er den Mund aufmachte, würden sie ihn auspeitschen lassen, und wenn er es wagte, seinen Namen zu nennen, der in keinem der bekannten Stammbäume auftauchte und ihn sofort als Söldner auswies, würden sie ihn bei lebendigem Leib häuten. War das klar? Unter normalen

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