Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Söldner.«
Das war ein Fehler gewesen. Mit der Frage hatte er Erwartungen geweckt. Alle sahen ihn nun an wie den rettenden Engel. Voller Verzweiflung dachte Rankstrail an sein Schwert. Er konnte nicht länger mit einem in der Scheide steckenden Griff herumlaufen. Das war … lächerlich. Er überlegte sich, dass das, was er besaß, der Lohn für drei Jahre Arbeit war, ununterbrochene Arbeit ohne jede Schonung.
Er bemerkte den Blick seines Bruders, der voller Stolz und Bewunderung auf ihm ruhte.
Er entsann sich, dass die Zeit, die er mit den Kühen auf der Hochebene von Kastaneda zugebracht hatte, zusammen mit Lisentrail, während die Orangenhaine begannen, die Täler mit ihrem Grün zu überziehen, eine großartige Zeit gewesen war, und Großartiges braucht keinen Lohn, es trägt seinen Lohn in sich.
»Ein Zurück gibt es nicht«, murmelte er und nahm den Kampf auf.
Zehn Silbertaler hatte er nicht und würde er nie haben. Rankstrail verhandelte, er fing an bei fünf Talern, die noch in seinem Besitz waren.
»Besser fünf Taler in der Kasse als eine leere Kasse und fortgejagte Schuldner«, lautete seine Überlegung.
Wortreich und feierlich erklärte der Geier, dass es über die Höhe der Abgaben keine Diskussion geben könne, doch am Ende versuchte auch er, zu einer Einigung zu gelangen. Die Bittsteller schafften ihre gesamte Habe herbei und versuchten, das noch aufzubessern durch das Angebot einer zusätzlichen Zahlung in Naturalien in Gestalt von zwei Hühnern und einem Hündchen, das auf den Hinterbeinen tanzen konnte; letzteres Angebot wurde jedoch sofort wieder zurückgezogen, als die Eigentümer bemerkten, dass sein Schicksal in den Händen des Steuereinnehmers kulinarischer Natur sein würde, sprich, dass es mit Zwiebeln und Paprika im Kochtopf enden würde. Am Nachmittag fand man dann zu einer Einigung, nach einem Tag der zähen Verhandlungen, in deren Verlauf die olympische Ruhe des Streuereinnehmers kein einziges Mal erschüttert wurde und seine Barmherzigkeit, sofern er solche besaß, sorgfältig verborgen blieb. Aber auch der Hauptmann war unnachgiebig, geschult durch das harte Training mit den Dorfvorstehern von Scannuruzzu und Lafrisonaccia, deren karge und kühne Sprache nicht weniger schwer verständlich war als die feierlichen und geschwollenen Wendungen, in die der Steuereinnehmer sich hüllte und in denen er sich verlor. Vier Hühner wurden abgetreten, dazu ein Iltis und eine Kupferkanne. Rankstrails Ersparnisse waren aufgebraucht, und am Ende ging der Steuereinnehmer, nicht ohne zu versichern, dass sie die nächsten zwei Jahre nicht die Ehre und das Vergnügen seiner Anwesenheit haben würden, außer sie sollten beschließen, sich zu verheiraten, zu sterben oder sich zu vermehren, denn in diesen Fällen würde er nicht nur mit dem größten Vergnügen und zu seiner größten Ehre seine Amtes walten, sondern dann mussten auch die Steuersätze neu festgelegt werden.
Sie jagten ihn fort, wenn auch mit der gebotenen Höflichkeit.
Es war Abend geworden und spontan wurde ein Fest gefeiert, mit gebratenen Auberginenscheiben und Darbietungen dressierter Hunde. Die Tamburine spielten eine höllisch schnelle Musik, und sogar Fiamma fiel in den Chor mit ein, als das Lied von einem Hexenmädchen gesungen wurde, das insgeheim und verborgen vor der Nachbarschaft des Nachts auf einem Hahn ritt. Rankstrail bemerkte, dass der Bäckerssohn es immer wieder so einzurichten wusste, dass er wie zufällig neben seiner Schwester saß. Wie alle Mädchen, die als Wäscherin arbeiteten, versteckte sie ihre roten und rissigen Hände in den Falten ihres Rocks. Die Sterne standen schon längst am Himmel, als der Abend zu Ende ging.
Am nächsten Morgen verabschiedete sich der Hauptmann von seinem Vater und von Fiamma mit einer langen Umarmung, wobei er die Wärme der Umarmung auskostete. Sein Bruder hatte gebeten, ihn bis vor das Große Tor hinaus begleiten zu dürfen, und Rankstrail freute sich, ihn bei sich zu haben.
Dumpfe Trostlosigkeit überfiel den Hauptmann. Die Fröhlichkeit vom Abend zuvor war verflogen, und was blieb, war die Aussicht auf Tage ohne Brot, die auf ihn zukamen, wenn er sich das, was er benötigte, vorschießen lassen musste, um irgendein Stück rostigen Eisens zu kaufen, das auch nur annäherungsweise die Form eines Schwertes hatte.
Sie kamen bei dem Verkäufer von Sesamkringeln mit Honig vorbei. Nach dem Blick des Bruders zu urteilen, träumte auch er von einem. Aber auch er würde darauf
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